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Sonntag, 2. Dezember 2012

Kapitelanfang DDR (1)


Ich bin Individualist. Hielte ich „Kommunismus“ für eine verordnete Gleichmacherei im Sinne einer „Kollektivierung“, wäre er keine für mich wünschenswerte Zukunftsvorstellung. Für Massenparaden vorbei an einem Großen Vorsitzenden bin ich nicht gemacht. Weder möchte ich jemand kollektiviert wissen noch kollektiviert werden. Ich habe meine eigene Sicht darauf, was „vernünftig“ ist. Die muss man nicht teilen. Aber schon als penetrant aufdringlicher Schüler konnte ich es mir nicht verkneifen, dazwischenzurufen und den Finger vor lauter vorlauten Fragen oben zu behalten. Und heute bin ich eingebildet genug, mir das weiter zu gönnen … und wieder anzuecken. Vielleicht kann ich der Fantasie eines Lesers auf die Sprünge helfen …
Was ich erlebt habe, kann ich nicht ändern. Ich habe es eben genau so erlebt, auch wenn es zu den Erfahrungen Anderer nicht passt. ...
Keine Ahnung, wie ich geworden wäre, wäre meine Familie nicht im Frühjahr vor Abschluss der ersten Klasse in die Stadt gezogen. Zuvor war ich als Außenseiter regelmäßig verprügelt worden. Das wichtigste Gefühl meinen künftigen Mitschülern gegenüber war deshalb anfangs die nackte Angst. Um keinen Preis wollte ich wieder so isoliert sein wie zuvor.
Die Rolle des Chefs war vergeben, die des Klassenkaspers frei, und wenigstens in den folgenden drei Jahren füllte ich sie fantasievoll aus. Den Unterricht zu stören fiel mir nicht schwer und die dümmsten Kinderwitze verwandelten sich in meinem Mund in lange Geschichten. ...  

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