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Dienstag, 7. Mai 2013

Moritat vom Tal der Blinden




Oh, höret die Geschichte, was einst geschehen ist.
Es hatte angefangen vor unbekannter Frist.
Vielleicht war es das Wasser, vielleicht die schlechte Luft:
Wer lange lebt im Tale, gewöhnt sich an den Duft.
Wer lange lebt im Tale, gewöhnt sich an den Duft.

Es ist, wie schlimm, geschehen, dass niemand mehr was sah,
von seinem grünen Tale, der Sonne wunderbar.
Bald wurde dort geboren ein jedes Unschuldskind
mit eben jenem Makel: Die Augen waren blind,
mit eben jenem Makel: Die Augen waren blind.

Jedoch der Kreis der Menschen hat später es geschafft,
zu sehen ohne Augen durch Ohr und Geisteskraft.
Sie fanden eine Höhle für ihre Sicherheit.
Der Sonne Licht und Bilder - längst nur Vergangenheit.
Der Sonne Licht und Bilder - längst nur Vergangenheit.

Die Schönheit der Geschlechter als Bild sich schnell verlor;
doch durch der Finger Spitzen war warm sie wie zuvor.
Das Tal war abgeschieden, die Höhle unbekannt.
In Hunderten von Jahren kein Mensch sie wiederfand.
In Hunderten von Jahren kein Mensch sie wiederfand.

Ein Flugzeug, das schon brannte, gab den Piloten frei.
Am Fallschirm ging er nieder ins Tal der Blindenei.
Der Mann sah dort ein Mädchen beim Höhleneingang stehn,
das hatte blonde Haare, war blass, doch wunderschön,
das hatte blonde Haare, war blass, doch wunderschön.

Der Mann ging hin es küssen, es blieb leicht zitternd stehn.
Er haucht ihr in die Ohren, wie herrlich, dich zu sehn.
Sie hat ihn nicht verstanden, was er damit gemeint,
doch weil sie Liebe fühlte, sich zart mit ihm vereint,
doch weil sie Liebe fühlte, sich zart mit ihm vereint.

Die Andren sind gekommen bald in der Abendstund´.
Das Paar gab voll Entzücken die reine Liebe kund.
Man hat sehr wohl empfunden des Mannes Eigenheit,
doch war man noch gewogen der Liebe Mächtigkeit.
doch war man noch gewogen der Liebe Mächtigkeit.

Der Mann war voll Entsetzen: Ihr seid ja alle blind!
Verstand nicht ihre Worte vom Fühlen zart im Wind.
Er fand der Blindheit Wurzel, er fand der Rettung Weg,
doch niemand ist gegangen auf seinem lichten Steg,
doch niemand ist gegangen auf seinem lichten Steg.

Du kannst das Mädchen haben, doch bist du krank, kannst sehn.
Wie willst du wie wir fühlen; wie willst du uns verstehn.
Du sollst ein Unsrer werden, von Krankheit ganz geheilt.
Nur wer wie wir so blind ist, voll Glück im Tal verweilt.
Nur wer wie wir so blind ist, voll Glück im Tal verweilt.

Die Liebe war so mächtig, das Universum fern.
Der Mann hatte das Mädchen so wie die Sonne gern.
Am Tage seiner Hochzeit die Augen waren leer.
Er ließ vom Weib sich führen; er nahm es noch nicht schwer.
Er ließ vom Weib sich führen; er nahm es noch nicht schwer.

In all den spätren Jahren hat Fühlen er gelernt,
doch blieb trotz größter Mühe von allen er entfernt.
Es wurd ein Kind geboren, das in die Höhle schaut.
Zuerst war es mit Fühlen und dann mit Seh´n vertraut.
Zuerst war es mit Fühlen und dann mit Seh´n vertraut.

Die Eltern wollten hüten das fehlerhafte Kind.
Das war nicht wie die Andern, zwar hörend, doch nicht blind.
Die Eltern hießen´s schweigen, so lang es möglich war,
doch wuchs, entdeckt zu werden alltäglich die Gefahr.
doch wuchs, entdeckt zu werden alltäglich die Gefahr.

Der Mann ist fortgegangen, das Kind hat ihn geführt.
Es hat die Welt gesehen, es hat die Kraft gespürt,
doch denkt es an die Mutter, der Mann denkt an sein Weib,
von dem er fortgezogen trotz Flehen, bitte bleib,
von dem er fortgezogen trotz Flehen, bitte bleib.

Nun kann der Mann nicht sehen in seiner eignen Welt.
Gar mancher stellt ihm Beine, zu sehen, wie er fällt.
Er möchte gerne retten, sein Weib, von Liebe still,
und dass sie letzten Endes auch selber sehen will,
und dass sie letzten Endes auch selber sehen will.

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