Samstag, 15. Oktober 2011

Warum das Bild der fleißigen Ameisen nichts mit dem Kommunismus zu tun hat


Um etwas zu veranschaulichen, gebraucht mancher künstlerische Bilder (Metaphern) aus dem Tierreich. Natürlich stimmen sie nicht. Wer da als „Ochse“ bezeichnet wird, ist im Regelfall ein Mensch geblieben. Allerdings werden den Tieren bestimmte markante Eigenschaften zugeschrieben, die dann das menschliche Verhalten zuspitzen.
Bei den Ameisen wird auch dies problematisch. Sie als Sinnbild für Fleiß zu benutzen, ist mindestens gewagt. Nicht dass sie „faul“ wären, aber „Fleiß“ setzte einen bewussten Vorsatz voraus. Den kann man der einzelnen Ameise beim besten Willen nicht zuschreiben – auf jeden Fall nicht mehr als beliebigen anderen Tieren, die das jeweils Nötige tun, um ihre Art zu erhalten.
Wenn man es aber anders betrachtet und das „Unermüdliche“ hervorhebt, mit dem die einzelnen Ameisentiere sich in den „Dienst“ ihres Volkes fügen, mit der sie an ihrer Stelle im Sinne ihrer Gemeinschaft wirken, dann wird es zu einem verleumdenden Bild, sobald man es auf künftige kommunistische Verhältnisse anwendet.
Das einzelne Tier weiß ja überhaupt nicht, was es tut. Es ist auf Arbeiter, Soldat usw. „programmiert“ und arbeitet dieses ihm aufgezwungene Programm ab.
Der einzelne Mensch im Kommunismus weiß sehr wohl um die Funktionsweise der Gesamtgesellschaft und seine Rolle darin. Er kann sie relativ frei wählen und nach seinen aktuellen persönlichen Bedürfnissen auch wechseln.
Arbeitseifer und unermüdliches Schaffen sind dabei nur zwei Arten unter vielen, sich einzubringen, sicher vorhandene, aber nicht die vorherrschenden. Genauer: Nur bei denen, denen gerade „Arbeit“ besonders viel Spaß macht, besonders große Erfüllung bedeutet. Wozu sonst baute man immer bessere „Roboter“, die selbst „Roboter“ fertigen, die alles Stupide zu minimieren helfen?
Das „Problem“ wird sein, dass Menschen teilweise diesen Maschinen bewusst die Arbeit wegnehmen werden. Nicht, weil es zum Überleben der Menschheit bedeutsam wäre, sondern weil bestimmte Arbeiten, wenn man ihren Umfang selbst bestimmen kann, einfach Vergnügen bereiten und es die Qualität verbessert – im Sinne, dass größere Vielfalt immer besser ist und dass „Handgemachtes“ seinen eigenen Reiz hat bzw. „besser schmeckt“.
Keine Ameise käme auf solche Ideen! Wer also Vorstellungen vom Kommunismus als Ameisenhaufen verbreitet, stutzt die dann Lebenden auf relativ stumpfe Workaholics zusammen. Er billigt ihnen nicht zu, dass sie nach einem Ballettbesuch einfach nur ihre Lust ausleben könnten, den Sexualtrieb mit einem auszuleben, der das auch gerade will … und dazu in den Hauptrechner eingeben, dass sie am Folgetag am Arbeitsplatz vertreten werden möchten. Allerdings werden sie später kurz abrufen, ob sich jemand gefunden hat, und wenn nicht, die Aufgabe angehen, die dann vorgesehen war. Weil sie nämlich um die Bedeutsamkeit ihrer Arbeit wissen.
So ein klein wenig wird jedem bewusst sein, dass da irgendwer dafür arbeitet, dass ihm „der Strom aus der Steckdose kommt“. Etwas muss „man“ zurückgeben. Das wird nur im Vergleich zu heute per Saldo weniger sein … weil die Grenzen zu „Privatem“ viel fließender sein werden, wenn man neben den eigenen auch die Nachbarskinder betreut. „Privates“ aber dürfte Ameisen unbekannt sein ...

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