Montag, 9. Januar 2012

Besser "Kreativer Kommunismus"?

Eigentlich sollte es witzig sein: Die Waran-Kolosse der indonesischen Insel Komodo als letzte entfernte Nachfahren der Dinosaurier in einen Zusammenhang mit dem Gespenst des Kommunismus zu bringen, dem einige scheinbar Vorgestrige noch immer anhängen. Auch wird mit der Abkürzung zu einem Klangwort eine Gewohnheit bedient.
Aber Sorge bereitet es mir doch: Ist die Betonung des "ohne Dogmen" vielleicht zu viel rückblickende Selbstbeschäftigung? Gut. Die dem innewohnende Kritik ist nicht unberechtigt: Zu viel hing man seitens der Kommunisten bewährten Dogmen an, ohne sie im Leninschen Sinn der Neujustierung an veränderten Lebensumständen auf der Erde zu unterziehen. Dass ich das Machwerk geschrieben habe, beruht ja auf der Angst, wir könnten im Regen eines weltweiten geistigen Rollback jenen Moment übersehen, von dem an möglich geworden sein könnte, wovon frühere Kommunisten nur hatten träumen können, was die hatten verfehlen müssen, weil die "Produktivkräfte" einfach noch nicht dafür reif gewesen waren. Jetzt sind sie vielleicht reif ... und niemand greift zu!
Wenn wir das Projekt aber vorwärts schauend "Kreativer Kommunismus" nennen?
Natürlich ist es eigentlich ein weißer Schimmel. Kommunismus, der nicht die Kreativität der beteiligten (!!!) Menschen herausfordert und nutzt, ist wie eine unbestäubte Blüte: Die erhofften Früchte werden ausbleiben.
Und es stieße mitten in eine falsche Domäne des Kapitalismus vor: Bisher ist es langfristig nicht gelungen, der Jagd nach Profit ihren mythischen Monopolanspruch auf die Entfaltung der Kreativität der "Leistungsträger" zu entreißen. Dort, wo Sozialismus hin sollte, machte sich erst einmal Bürokratie breit.
Wir müssen auf ausnahmslos allen Feldern um die Attraktivität einer postkapitalistischen Gesellschaft ringen.
Postideologie ist Unsinn in sich: Sie ist nämlich selbst eine Ideologie. Aber der Nachweis, dass Kommunismus jenseits eines "Klassenstandpunkts" ein logisch notwendiges Ziel ist, um das sich die vernünftigen Menschen, die nicht auf Kosten anderer leben möchten, bemühen sollten - und zwar schleunigst - das ist schon etwas ausgelassenen Gehirnschmalz wert ...