seitensprung (S. 9)
Paradies (S. 13)
Sagen wird man über unsre Tage (S. 40)
sagen wird man über unsre tage
den einen wettbewerb
den hatten sie verloren
groß war ihr mund
die kehle ohne frage
jedoch den mahnenden verwehrten sie die
ohren
sie kauten schwer und lange noch an
diesem erbe
doch erst durch ihren neuen anbeginn
so ist nun mal das menschliche gewerbe
bekamen Marx und Einstein endlich sinn
Moritat vom Tal der Blinden (S. 45 ff.)
Oh, höret die Geschichte, was einst
geschehen ist.
Es hatte angefangen vor unbekannter
Frist.
Vielleicht war es das Wasser,
vielleicht die schlechte Luft:
Wer lange lebt im Tale, gewöhnt sich
an den Duft.
Wer lange lebt im Tale, gewöhnt sich
an den Duft.
Es ist, wie schlimm, geschehen, dass
niemand mehr was sah,
von seinem grünen Tale, der Sonne
wunderbar.
Bald wurde dort geboren ein jedes
Unschuldskind
mit eben jenem Makel: Die Augen waren
blind,
mit eben jenem Makel: Die Augen waren
blind.
Jedoch der Kreis der Menschen hat
später es geschafft,
zu sehen ohne Augen durch Ohr und
Geisteskraft.
Sie fanden eine Höhle für ihre
Sicherheit.
Der Sonne Licht und Bilder - längst
nur Vergangenheit.
Der Sonne Licht und Bilder - längst
nur Vergangenheit.
Die Schönheit der Geschlechter als
Bild sich schnell verlor;
doch durch der Finger Spitzen war warm
sie wie zuvor.
Das Tal war abgeschieden, die Höhle
unbekannt.
In Hunderten von Jahren kein Mensch sie
wiederfand.
In Hunderten von Jahren kein Mensch sie
wiederfand.
Ein Flugzeug, das schon brannte, gab
den Piloten frei.
Am Fallschirm ging er nieder ins Tal
der Blindenei.
Der Mann sah dort ein Mädchen beim
Höhleneingang stehn,
das hatte blonde Haare, war blass, doch
wunderschön,
das hatte blonde Haare, war blass, doch
wunderschön.
Der Mann ging hin es küssen, es blieb
leicht zitternd stehn.
Er haucht ihr in die Ohren, wie
herrlich, dich zu sehn.
Sie hat ihn nicht verstanden, was er
damit gemeint,
doch weil sie Liebe fühlte, sich zart
mit ihm vereint,
doch weil sie Liebe fühlte, sich zart
mit ihm vereint.
Die Andren sind gekommen bald in der
Abendstund´.
Das Paar gab voll Entzücken die reine
Liebe kund.
Man hat sehr wohl empfunden des Mannes
Eigenheit,
doch war man noch gewogen der Liebe
Mächtigkeit.
doch war man noch gewogen der Liebe
Mächtigkeit.
Der Mann war voll Entsetzen: Ihr seid
ja alle blind!
Verstand nicht ihre Worte vom Fühlen
zart im Wind.
Er fand der Blindheit Wurzel, er fand
der Rettung Weg,
doch niemand ist gegangen auf seinem
lichten Steg,
doch niemand ist gegangen auf seinem
lichten Steg.
Du kannst das Mädchen haben, doch bist
du krank, kannst sehn.
Wie willst du wie wir fühlen; wie
willst du uns verstehn.
Du sollst ein Unsrer werden, von
Krankheit ganz geheilt.
Nur wer wie wir so blind ist, voll
Glück im Tal verweilt.
Nur wer wie wir so blind ist, voll
Glück im Tal verweilt.
Die Liebe war so mächtig, das
Universum fern.
Der Mann hatte das Mädchen so wie die
Sonne gern.
Am Tage seiner Hochzeit die Augen waren
leer.
Er ließ vom Weib sich führen; er nahm
es noch nicht schwer.
Er ließ vom Weib sich führen; er nahm
es noch nicht schwer.
In all den spätren Jahren hat Fühlen
er gelernt,
doch blieb trotz größter Mühe von
allen er entfernt.
Es wurd ein Kind geboren, das in die
Höhle schaut.
Zuerst war es mit Fühlen und dann mit
Seh´n vertraut.
Zuerst war es mit Fühlen und dann mit
Seh´n vertraut.
Die Eltern wollten hüten das
fehlerhafte Kind.
Das war nicht wie die Andern, zwar
hörend, doch nicht blind.
Die Eltern hießen´s schweigen, so
lang es möglich war,
doch wuchs, entdeckt zu werden
alltäglich die Gefahr.
doch wuchs, entdeckt zu werden
alltäglich die Gefahr.
Der Mann ist fortgegangen, das Kind hat
ihn geführt.
Es hat die Welt gesehen, es hat die
Kraft gespürt,
doch denkt es an die Mutter, der Mann
denkt an sein Weib,
von dem er fortgezogen trotz Flehen,
bitte bleib,
von dem er fortgezogen trotz Flehen,
bitte bleib.
Nun kann der Mann nicht sehen in seiner
eignen Welt.
Gar mancher stellt ihm Beine, zu sehen,
wie er fällt.
Er möchte gerne retten, sein Weib, von
Liebe still,
und dass sie letzten Endes auch selber
sehen will,
und dass sie letzten Endes auch selber
sehen will.
Absage
Dax
friss dich selbst
unterm Dach der Börse
ich
bin keine
Aktie
steige nicht
und falle nicht
ich verstopfe meine Ohren
dem
Quaken
deiner Kröten
gehe zurück
zu weisen Eulen
Das Breite-Lied (S. 74)
magst du es nicht das fahne schwenken
das immer in die winde lenken
das gerade passende nur denken
dann stell dich doch an meine seite
und du gewinnst wie ich an breite
willst du was großes noch erreichen
doch kannst kein fremdes herz
erweichen
und deine träume werden leichen
dann stell dich doch an meine seite
und du gewinnst wie ich an breite
ob wirs zusammen wirklich schaffen
den geist von raffen raffen raffen
einzusperren zum begaffen?
verschlossen ist der zeiten buch
doch komm wir wagen den versuch
An Johannes R. (S. 93)
glück ists
im rechten augenblick zu sterben
nicht anzusehen
wie die erste saat zerstört
zuletzt noch fühlen dürfen
was du kannst vererben
und glauben
wem die welt gehört
im rechten augenblick zu sterben
nicht anzusehen
wie die erste saat zerstört
zuletzt noch fühlen dürfen
was du kannst vererben
und glauben
wem die welt gehört
die zukunft wird so licht
wenn tiefen durchgestanden
die kraft des ich-magneten siegte scheinbar nicht
du sahst den sog des wir den alle fanden
der prägen würde nächster zeit gesicht
wenn tiefen durchgestanden
die kraft des ich-magneten siegte scheinbar nicht
du sahst den sog des wir den alle fanden
der prägen würde nächster zeit gesicht
das fundament der hoffnung musste
halten
es war so vieles neues zu gestalten
und in des vorwärtsträumens augenblick
holt´ unsre erde dich zu sich zurück
es war so vieles neues zu gestalten
und in des vorwärtsträumens augenblick
holt´ unsre erde dich zu sich zurück
ein wicht wie ich ist nur
zurückgeblieben
und fragt wie kann ich jene menschen lieben
die der geschichte rad nach rückwärts drehten
die leicht zertraten was die deinen säten
und fragt wie kann ich jene menschen lieben
die der geschichte rad nach rückwärts drehten
die leicht zertraten was die deinen säten
doch hoff ich auf noch
unentdeckten sinn
dass ich im heute und am leben bin
dass ich im heute und am leben bin
vom arbeiten (S. 109 / 110)
ein jeder dieses leiden kennt
das man im volksmund arbeit nennt
das man im volksmund arbeit nennt
oh es ist qual denn es ist pflicht
nur ohne gibts das leben nicht
zumindest für den kleinen mann
der keine bank besitzen kann
womit er täglich zockt als pest
und lebt als wär die welt sein fest
die arbeit solln ihm andre machen
selbst ein verlust ist nur zum lachen
als banker hat er keine qualen
er lässt die anderen bezahlen
selbst staaten hat er gut geschmiert
mit steuern wird er schnell saniert
gemeinwohl darf er so vergessen
er muss wer ihm im weg steht fressen
nur ohne gibts das leben nicht
zumindest für den kleinen mann
der keine bank besitzen kann
womit er täglich zockt als pest
und lebt als wär die welt sein fest
die arbeit solln ihm andre machen
selbst ein verlust ist nur zum lachen
als banker hat er keine qualen
er lässt die anderen bezahlen
selbst staaten hat er gut geschmiert
mit steuern wird er schnell saniert
gemeinwohl darf er so vergessen
er muss wer ihm im weg steht fressen
wir sind halt heut nicht geistig
frei
und kriechen durch die barbarei
womit hat alles angefangen?
um arbeit ist es uns gegangen
und kriechen durch die barbarei
womit hat alles angefangen?
um arbeit ist es uns gegangen
ein jeder sollt´ als künstler
schaffen
nicht ausgeraubt durch fremdes raffen
nicht ausgeraubt durch fremdes raffen
ein künstler sein im programmieren
wie andere im reparieren
im speisen zaubern
wie andere im reparieren
im speisen zaubern
überhaupt
ist jedes tun als kunst erlaubt
die man für alle zelebriert
das wärs wohin mein traum mich führt
soll man solch tun noch arbeit nennen?
´s ist nur weil wir nichts bessres kennen
ist jedes tun als kunst erlaubt
die man für alle zelebriert
das wärs wohin mein traum mich führt
soll man solch tun noch arbeit nennen?
´s ist nur weil wir nichts bessres kennen
ausdauer (S. 126)
als der genial
konstruierte torpedokäfer
zum siebten mal
gegen die gleiche
scheibe prallte
erklärte er
den staunenden fans
auf diese weise
zeige sich
seine gradlinigkeit
Die Hu und die Fu (S. 138)
in zwei welten
lichtjahre fern
lebten die hu
und lebten die fu
und hatten sich gern
lichtjahre fern
lebten die hu
und lebten die fu
und hatten sich gern
der hu wie der fu
waren je drei
vier nahrhafte gan
hatten beide dabei
die hu teilten jedem eine gan zu
die übrige pflanzten sie
und sie wuchs bald in ruh
doch wieder trug sie der früchte vier
die waren nicht teilbar dort wie hier
so aßen und pflanzten die hu je zwei
und siehe
nun hatte ein jeder drei
die fu aber
töteten erst ihren schwachen
und hatten gleich zwei gan
zum fettlebe machen
die knochen der fu
verwehen im wind
weil neue gan
nie gewachsen sind
und kommen wir einst im hugarten an
so speisen wir sparsam
die gästegan
Diesmal (S. 158)
Hinter der Tür
wartet der Weg
über die Straße
und ich sehe ihn schon voraus
meinen Flug
durch die Luft
nach dem Aufprall
Ich öffne die Tür
Auf dem Weg
über die Straße
lauert
die Entschuldigung
nichts zu Ende
gebracht zu haben
Nach der Geldzeit (S. 164 ff)
Ich stell mir vor, worauf man dann,
gäb es kein Geld, verzichten kann.
1
Da hätten erstmal, klar, die Banken,
die Aktienhorter abzudanken.
Wir müssten keine Steuern klären,
nicht Börsenfuzzis miternähren.
2
Kein Grenzer würde übrig bleiben, es
wär egal, was wir wo treiben.
Kein Polizist hätt´ seine Not mit
denen ohne täglich Brot.
Ein paar von ihnen würden alt als
Schlichter anstatt Staatsanwalt.
3
Kein Phrasenfreund im Parlament
verdirbt der Tage Happyend.
Kein Betteln, Kriechen,
„Hartz“-Almosen zernagt´ den „Wert“ von „Arbeitslosen“.
Kein Wochenwerk gehasster Stunden wär
„unternehmerisch“ verschwunden.
4
Profit von Chrysler, Kia, BMW tät
unsrer Erde nicht mehr weh.
Man braucht nur ein Verkehrssystem,
mit dem man ankommt sehr bequem.
Wär das Profitinteresse weg, ersparte
das viel Umweltdreck.
5
Was tausend Kriege schon vernichtet,
wird zwar nie wieder neu errichtet.
Doch sie wär´n weg, die vielen
Waffen, die Tote, Krüppel, Trümmer schaffen,
weil niemand, der sie fabrizierte,
noch auf dem Erdball existierte.
6
Tat früher sehr viel Arbeit not, um
abzusichern täglich Brot,
bleibt nicht stupides Buckeln,
Klotzen, je mehr vor Technik wir nur strotzen.
Wie wenig Arbeit könnte reichen, die
Welt an Reichtum anzugleichen.
Das Erdengut, wir werden´s teilen,
gemeinsam kreativ verweilen,
einander nicht mehr fertigmachen,
worüber fremde Konten lachen.
7
Glaubt ihr, dann gäb es nichts zu
tun, ein jeder würde geldfrei ruhn?
Man ränge auf dem Erdenrund, dass,
wer da lebt, auch wär gesund.
Dafür dann lohnten sich auch Mühen -
wir würden vor Ideen sprühen!
8
Man malte, schriebe, musizierte, man
spielte, lernte, fantasierte,
gemeinsam mal und mal alleine, man
hülfe Nachbarn auf die Beine …
Welch Leben voller Poesie - dahin
kommt heut´ nicht Fantasie!
9
Ich stell mir vor, was alles dann, gäb
es kein Geld, sich ändern kann.
Doch niemand schafft´s für sich
allein. Das muss ein Werk von vielen sein.
Was könnt der Mensch wohl noch
erreichen, bekämpfte er nicht seinesgleichen.
Von Prüden, Müden und Isten (S. 180)
Wären Kommunisten prüde,
ach, was wärn die dann für müde,
weltentrückte Pessimisten,
die's doch besser wissen müssten,
dass
der Mensch, sprich Frau und Mann,
sich nicht gut beherrschen
kann,
wenn's um DAS Bedürfnis geht,
das an erster Stelle
steht,
dieses eine, ganz spezielle
körperliche,
sexuelle.
Hätten dann von wilder Lust
nichts gewusst.
Doch sie sind's nicht und sie
haben
Lust und auch noch andre Gaben ...
Lied vom schwarzen Schaf (S. 189/190)
Sind wir in unsre Zeit
als
Schaf hineingeboren,
in eine Herde, die nur folgsam bleibt?
Der
Hunde Bellen klingt
vertraut in unsren Ohren.
Und richtig
scheint, wohin der Schäfer treibt.
So schwarz erscheint
das Schaf, das dagegen spricht.
Oder nicht?
Wir sind so dankbar glücklich
für
den grünen Rasen,
den wir bekauen, bis kein Halm mehr steht;
wir
sind gehorsam, wenn
die Hörner blasen,
dass es für uns
zum Scheren geht.
So schwarz erscheint das Schaf, das dagegen
spricht.
Oder nicht?
Doch hofft ich, dass wir
Menschen werden,
die nicht den Schafen gleichen hier auf
Erden,
mit Geist an Stelle geldzerfressnem Gammel,
nicht
eingepasst in eine Herde Hammel.
Uns fehlt das schwarze Schaf, das
dagegen spricht.
Oder nicht?
Dialektik (S. 194)
Mache,
was man dir sagt,
anders.
So
beweise,
du hast verstanden.
Gemeinsame Rast (S. 198)
Setz dich zu mir!
Nimm den Rucksack
von den Schultern,
bevor
die unverdaute Vergangenheit,
die du hineingestopft,
dich niederdrückt.
Meine
aus dem Frost
schwimmt schon im Suppentopf.
Schnell dazu, was
lange braucht,
bis es weich wird.
Gemeinsam löffeln wir
alles Eingebrockte aus.
Beim Kauen dann
kommt Appetit
auf
morgen.
das maß (S. 212)
weil wir uns
unterscheiden
sind wir
gleich
alle unsere werte
zusammengezählt
ergeben bei jedem
den wert
ein
mensch
heutige rechner
umgolden nur
etappensieger
der geschichte
die im zeitmeer
versinken werden
wir lernen
darin schwimmen
Gemeinschaft der Glückssüchtigen (S. 219)
sollte einmal
endlich in frieden
die einsicht
grünen
was uns menschen
wirklich nutzt
wird niemand
mehr
als zu leicht befunden
jeder keim bringt
jemandem
die richtige frucht
nutze dich
wird man
sagen
dreh dich im licht
rundum erblühe
und
ernte dich
fehlender besserer worte wegen
und weil dies ungeborene kind
nach einem namen schreit
nennen manche diese zeit
kommunismus
verpatzt (S. 226)
Für Augenblicke
war ein Spalt
in bessere Zeiten
offen.
Ungläubig stehen wir
wieder in gestrigen Wänden
und besprühen sie
hilflos
mit Graffiti.
Unerbittlich
tickt
die Uhr.
Individuum 1 (S. 231)
(nach Erich Fried)
Denke!
Befreie
deinen Kommunismus
von dem, was dich stört!
Du bist menschlich,
Mensch.
Was ist der,
der weiter
deinen Kommunismus
nicht mag?
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