Montag, 12. Dezember 2011

Werbetextentwurf 4

Komodo-Promotion


Wenn ich in verschiedenen Kreisen das Wort „Kommunismus“ über die Lippen brachte, stieß ich zuerst auf zwei Einwände:
Geh mir bloß los damit, das haben wir ja erlebt, wie das schief gegangen ist.
Oder: Schöne Utopie. Kann aber nicht klappen. Der Mensch ist von Natur aus einfach nicht dafür gemacht.
Über total unsachliche Vorwürfe muss man nicht reden. Über diese zwei Positionen ja – und noch einige andere. Sie sind nicht mit einem Twitter-Text weggewischt.
Also habe ich kraft meiner Vorbildung und Fantasie mir meine Haltung, wann warum der „Kommunismus“ wie funktionieren könnte, etwas gründlicher, aber hoffentlich trotzdem noch gut lesbar, hergeleitet.
Aus der Zeit, in der es reichte zu wissen, was „wir“ nicht wollen und der Rest kommt dann auf Befehl oder von selbst, sind wir raus. Denken wir wieder mehr mit dem Herzen des Wissens. Regen wir den Gedankenaustausch an über das, was wir wollen – nicht nur für die nächsten Monate sondern langfristig.
Mein Manuskript sollte dabei eine Anregung sein.

Slov ant Gali

Sonntag, 11. Dezember 2011

Werbetextentwurf 3

Ein Gegner alle Revolutionen sagte einmal, dass die Revolutionen letztlich an der Ernüchterung ihren Idealen gegenüber krepieren. Die visionsreichen aufklärerischen Franzosen führten ihr „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ in den Krieg des Kaisers Napoleon, die Kommunisten in die Wirklichkeit und Misswirtschaft. Die Frage für uns ist nun, ob wir deshalb ganz ohne visionäres Ziel auskommen wollen. Wir können es positiver formulieren: Müssen kommunistische Visionen marxistisch bearbeitet „Visionen“ bleiben?

Samstag, 10. Dezember 2011

Werbetextentwurf 2

Gibt es etwas Schlimmeres als „Kommunismus“ zu wollen? All jenen, die jetzt entweder klar ja sagen oder überlegen, was es denn alles noch Schlimmeres gibt, wissen nicht worum es geht. Ihnen wurde erfolgreich etwas eingeredet. Kommunisten fällt es dagegen oft schwer, ihr eigenes „Ideal“ lebendig werden zu lassen. Dafür brauchte man Fantasie verbunden mit logischem Weiterdenken heute technisch Möglichem. Auf der anderen Seite stehen Erfahrungen mit Staatsprojekten, die oft ungewollt die Begriffe „Sozialismus“ und „Kommunismus“ in Verruf gebracht haben.
In „Komodo ...“ wird klargestellt, dass alles, was wir bisher als „Realsozialismus“ betrachten können, noch keine war … und dass es keiner sein konnte. Dann kommt die Frage an die Reihe, wie er denn aussehen könnte, der entfaltete Kommunismus. Warum müsste er heute das Ziel der Menschheit sein?   

Freitag, 9. Dezember 2011

Werbetextentwurf

Jeder Mensch denkt anders. Jeder Mensch hat nämlich andere Erfahrungen, mit denen er, was er danach hört und sieht, vergleicht. Slov ant Gali beginnt erst einmal mit seinen Erfahrungen als DDR-Außenseiter. Ein Weg, der nie gerade war, der ihn an Waffendienst, Stasi und Ähnlichem mit glücklichen Zufällen vorbeiführte, der ihn die Praxis dieser Gesellschaft von verschiedenen Positionen aus betrachten ließ. Die Position „von oben“ war nicht dabei. Ergebnis: Er findet „seinen“ Kommunismus „trotz und wegen der DDR“. Aber wichtiger ist, dass er in den technischen Entwicklungen nach Ende der DDR und Ihresgleichen die Grundlagen entdeckt, auf denen sich eine völlig neue Gesellschaft gestalten ließe, dass sich heute das gestalten ließe, woran die Menschen zuvor hatten scheitern müssen.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Zum Manuskript

Moderner Antikapitalismus in Mitteleuropa leidet meist an einem: Man weiß nur, was man nicht will. Den „Kapitalismus“ eben. Meist allerdings selbst davon nur Teile, Auswüchse wie den Casino-Kapitalismus. Dies liegt oft daran, dass man bis tief in die Linken hinein keine konkreten Vorstellung von der Gesellschaft hat, die einmal an seine Stelle treten soll. Am besten funktioniert noch die Abgrenzung. Also eine DDR, so einen autoritären „Realsozialismus“ natürlich nicht.
Aber was dann? Was man gelegentlich als „soziale Marktwirtschaft“ verherrlicht, war ja auch nur ein Nebenprodukt des internationalen Klassenkampfes mit diesem „Realsozialismus“. Fehlt es „uns“ einfach an Fantasie, uns wirklich ein alternatives System des Wirtschaftens und Zusammenlebens auszumalen? Bleiben wir notwendigerweise in Schlagworten wie Emanzipation, Basisdemokratie oder Sozialismus des 21. Jahrhunderts stecken?
Immerhin ist einigen Linken schon wieder das K-Wort über die Lippen gekommen. Doch wie soll man sich den vorstellen? Natürlich braucht es Herleitungen. So wie Sozialdarwinisten den Kapitalismus für „natürlich“ halten, so muss erst einmal deutlich werden, dass der „Kommunismus“ notwendig, möglich und ein „natürliches“ Ergebnis der Evolution ist. Dabei stößt der Leser mit seinem eigenen Zweifel zusammen: Geht denn das überhaupt? „Der Mensch“ ist doch nicht für den Kommunismus geschaffen ...
Also lassen wir unsere logische und emotionale Fantasie frei. Fragen wir einfach, wie das Zusammenleben im Kommunismus praktisch funktionieren könnte. Wie ist das mit den Bedürfnissen? Warum und wie sind sie über einen anderen Mechanismus als den Markt zu befriedigen? Wie (und wann) könnten kommunistische Prinzipien praktisch funktionieren? Wie kann unter ihnen alle zu bewältigende Arbeit erledigt werden? Wie frei sind die Menschen dann und warum? Wie nahe sind die technischen Möglichkeiten, also der berühmte „Entwicklungsstand der Produktivkräfte“, heute dem Moment, indem ihnen eigentlich kommunistische Produktionsverhältnisse am besten entsprächen? Welche Rolle käme dabei dem Internet zu? Gibt es in der Verbreitung von Musik nicht schon Beispiele einer Kommunismus-Überreife? Wie könnte ein Verkehrssystem effektiv werden, wie der Handel? Wie kann die Beteiligung der einzelnen Bürger an allen sie berührenden Fragen, einschließlich der Planung aller zu entwickelnden Ressourcen aussehen? Wie der „Handel“ ohne Geld? Wie Verbrechen und ihre Bekämpfung? Wie lebt man zusammen? Also privat und öffentlich?
Dabei wird jeweils erläutert, dass das wichtigste „Prinzip“ im Kommunismus – sofern man das so nennen kann – das der Vielfältigkeit in Freiheit ist, dass also alles Handeln allein auf die Entwicklung der Individualität jedes Einzelnen ausgerichtet ist … mit der einzigen Einschränkung, dass die nicht die Entfaltung anderer Individualitäten behindert.
Es wird logisch dargestellt, dass der vergangene „Realsozialismus“ kein Sozialismus war und warum er das nicht hatte sein können, und inwieweit Sozialismus zur Fundamentierung eines funktionierenden Kommunismus notwendig ist.
Mein erster Entwurf wurde von zwei entgegengesetzt denkenden Testlesern beurteilt. Ein DKP-Mitglied befand verblüfft, es sei „alles drin“ und ihm gefielen die Herleitungen – auch wenn er viel Widerspruch erwartete. Eine antikommunistisch Erzogene räumte ein, dass sie nunmehr verstünde, in welchem Horizont man denken muss, wolle man dem Untergang der Menschheit entgehen, und ja … so könnte es vielleicht funktionieren.
Das Buch soll natürlich die heutzutage vorhandenen Defizite am Denken im Rahmen des „dialektischen und historischen Materialismus“ mit bekämpfen. Es verwendet in diesem Sinne Elemente der „science fiction“ - schließlich bin ich „von Haus aus“ SF- und Lyrik-Autor. Um welche Ecken kann und muss man eben denken, wenn man eine Vision einer lebensfähigen Zukunft zur Diskussion stellen will. Insoweit ist es als eher „populärwissenschaftliches Sachbuch“ als als wissenschaftliches Werk gedacht, das akribisch vergleicht, wer schon wo was zu welchem Thema gesagt hat. An einigen Grundwerken des „Marxismus-Leninismus“ kommt es allerdings nicht vorbei.
Der emotionalen Auflockerung dienen Gedichte des Autors, die mit verhindern können, dass man sich nur rational in die Themen verbeißt.

Noch befindet sich das Manuskript in einer Phase, wo es denkbar ist, Verlagswünsche einzuarbeiten. Allerdings kann ich sofort ein Leseexemplar zuschicken.

Mit freundlichen Grüßen

„Slov ant Gali“

Die aktuelle Version umfasst ca. 320 000 Zeichen, davon allerdings knapp 70 000 Zeichen schnell streichbarer biographischer Bezug

Wortwirrwarr

Meinungsfreiheit


Eine Meinung haben alle Menschen zu allen Sachverhalten, von denen sie etwas gehört oder gesehen haben. Sie ist die erste, oberflächliche geistige Widerspiegelung der Umwelt durch jedes Einzelwesen. Tiere widerspiegeln ihre Umwelt auch. Dabei können, oft dürfen sie nicht besonders „tiefsinnig“ werden. Es ist zweckmäßig, eine Art Ur-Meinung zu haben. Dabei gibt es sinnvolle Erstinstinkte und Überlagerungen durch Erfahrungen. Ein sinnvoller Erstinstinkt ist, alles, was man nicht kennt, als feindlich anzusehen, das Rascheln im Unterholz, wenn man es nicht sofort deuten kann, als Aufforderung zur Flucht oder zur Gegenoffensive anzusehen, damit nicht das Unbekannte den Überraschungseffekt ausnutzt. Auch die Erfahrung ist sehr oberflächlich. Aus äußeren Ähnlichkeiten wird auf allgemeine Ähnlichkeit geschlossen. Auch dies muss sehr schnell gehen. Ein einziger Irrtum kann tödlich sein. Eingeschlafenes Misstrauen ist der gefährlichste „Irrtum“.
Dieses Urtierische kommt im menschlichen abstrakten Denken am ehesten als „Meinung“ zum Vorschein. Es ist ein sinnvolles Hilfsmittel, nicht über alles neu nachdenken zu müssen. Wen einmal eine Blondine betrogen hat, dessen Unterbewusstsein „weiß“, dass Blondinen betrügen. Wäre das menschliche Denken insgesamt nicht vielschichtiger, würde der Betroffene die Nähe aller Blondinen meiden.
Eine Meinung ist also eine widersprüchliche Sache: Auf der einen Seite sorgt sie dafür, dass wir überhaupt auf alles reagieren können, was uns begegnet, weil es uns hilft, etwas schnell gut oder böse zu finden, andererseits ist jede Meinung nah verwandt mit dem Vorurteil, weil wir schon „wissen“, bevor wir wissen, und allzu kompliziertes Durchdenken nicht mehr nötig erscheint – je komplexer eine Sache wird, umso nötiger wäre es jedoch, sich über das Einerseits und Andererseits zu informieren und es dann erst zu beurteilen.
Wer sich anmaßt, anderen eine Meinung zu „bilden“, der versorgt sie gezielt mit Teilwahrheiten, dass sie nicht mehr näher nachdenken – befangen im Irrglauben, schon „alles“ zu wissen (davon gehört zu haben).
Gegen „Meinungsfreiheit“ zu sein bedeutete, den Menschen zu verbieten, ihr Gehirn in der Art zu benutzen, in der es funktioniert.
Wer allerdings möchte, dass sich die Menschen weiter entwickeln, sollte sich bemühen, fundiertes Wissen an die Stelle oberflächlicher Meinungen zu setzen. Dazu gehört auch, die Unsinnigkeit bestimmter Meinungen aufzuzeigen – möglichst nicht dadurch, dass man sagt, meine Meinung ist die richtige oder … ist die richtige, weil die schon … gehabt hat. Eine Meinung wird ja nicht dadurch wahrer, dass die Mehrzahl der Menschen sie vertritt. Die Erde hat sich auch zu Zeiten, als mehr Menschen als heute anderer Meinung waren, um die Sonne gedreht.
Aber trotzdem greift jede Meinung irgendetwas „Richtiges“ auf. Dies gilt es zu durchdenken.
Das ist zumindest meine „Meinung“ ...

Stalinismus – Leninismus – Marxismus

Man kann alles in sein Gegenteil umkehren - allein schon dadurch, dass man Zeitbezug und sachliche Ebene verwirrt. Nach dem Motto „Die meisten Menschen freuen sich auf Eis im Sommer – aber kein Mensch freute sich, im Eis stecken zu bleiben“.
Im entfalteten Kommunismus würde jeder Mensch anarchistische Forderungen nach Abbau aller „Macht“ als seltsam, weil längst verwirklicht auffassen – warum sollte man etwas Vorhandenes fordern? Im reifen Sozialismus sind dieselben anarchistischen Forderungen progressiv, treiben die Gesellschaft vorwärts. In einer Übergangsgesellschaft oder im Kapitalismus sind dieselben (!!!) Forderungen entweder reaktionär, insoweit sie auf die bewusste Selbstentwaffnung der progressiven Kreise hinauslaufen, oder naiv, da die Kapitalistenklasse als solche aggressiv ist und insofern ein einzelner zur Gewaltlosigkeit bekehrter Kapitalist nur aus seiner herrschenden Klasse ausgestoßen würde. Es kommt also nicht darauf an, eine Sache ( zum Beispiel hier den Anarchismus) „an sich“ zu bewerten, sondern sie in die Zusammenhänge einzubetten, in denen sie sich in eine bestimmte Richtung auswirkt.
Insofern ist eine gesunde Skepsis im Umgang mit Ismen, besonders solchen, die sich auf den Namen einer einzelnen Person beziehen, immer angebracht. Sie sind von vornherein immer ein Stück unwahr: Jeder Mensch macht Fehler, hat Schwächen, begreift einige der Bedingungen, unter denen sich seine persönliche Sicht entwickelte, nur einseitig oder falsch – so wie jeder Mensch manches richtig sieht und in manchen Situationen richtig handelt. Ismen maßen sich also immer an, eine Person auf die Teile reduzieren zu dürfen, die denen, die diese Ismen als Begriff prägten, gerade ins System passen. Und so kann man unter dem Deckmantel der Berufung auf eine „Größe“ das Wesen von dessen Lehre u.U. in sein Gegenteil verkehren. So wie häufig Zitate aus ihrem Zusammenhang gerissen nicht das aussagen, was sie meinten.

Ich halte eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Stalinismus“ für unbedingt erforderlich für eine letztlich in tatsächlichen Kommunismus führende Gesellschaft. Allerdings ist der Begriff extrem belastet. In seiner Hauptbedeutung ist er ein ideologischer Kampfbegriff übelster Antikommunisten. Mit mehr oder weniger psychologischer Raffinesse wurde er geprägt, um einen Pawlowschen Reflex auszubilden: „Stalinismus“ ist „Kommunismus“ und zwar „Kommunismus“ so, wie er in der Wirklichkeit „kommunistischer“ Machtausübung aussieht. Mit anderen Worten: Die Begriffsprägung „Stalinismus“ ist in diesem Sinn ein Versuch, dem Nachdenken über „Kommunismus“ vorzubeugen, eine Art Schutzimpfung für Denkfaule, deren Unterbewusstsein auf „Kommunismus“ sofort „Stalinismus“ aktiviert und sich dabei eine Art „Sowjetfaschismus“ vorstellt.
Nun ist dialektisches Denken an sich etwas Unbequemes: Immer soll man unterscheiden zwischen Wesen und Erscheinung, aber auch noch zwischen Erscheinungen, die das Wesen außen sichtbar machen, und solchen, die das Wesentliche „ergänzen“, von ihm abweichen, ihm sogar widersprechen – zumindest auf einer bestimmten Ebene.
Bisher habe ich mich stärker auf die wesentliche Seite konzentriert. Also dass unter dem Druck der durchlebten Interventionen für das Sowjetreich eine besonders militante Verteidigungsform nahe lag, die auch „Auswüchse“ billigend in Kauf nehmen MUSSTE.

Für Kommunisten unter sich sollte stärker die andere Seite eine Rolle spielen. Also das nicht Notwendige, das nicht Wesentliche. Ein solches Herangehen ist insofern wichtig, eben weil diese Elemente von „Stalinismus“ bei einem künftigen Weg zum Kommunismus vermieden werden können und müssen. Wie aber sollten wir das unterscheiden, wenn wir alle geistige Kraft für die Verteidigung vergangener Notwendigkeiten verausgeben?
Gemeint sind zwei böse Seiten einer Medaille: Auf der einen Seite steht das persönliche Machtstreben auch jener Menschen, die sich „Kommunist“ nennen. Eben weil auch Kommunisten „nur“ Menschen sind, sind sie nicht vor dem unterbewussten Gedanken gefeit, das, was sie denken, für das Richtige zu halten, das, was sie für „Kommunismus“ halten, mit dem Kommunismus gleichzusetzen… und demzufolge alle von ihren persönlichen abweichenden Positionen für „feindliche“ zu halten. Als Mensch können sie also ihr persönliches Machtstreben mit der Durchsetzung der neuen Gesellschaft verwechseln und die Beseitigung eines persönlichen Kontrahenten für Klassenkampf halten, bei dem sie selbst selbstverständlich immer auf der richtigen Seite stehen. Sie können damit gelegentlich sogar Recht haben ...
Im entfalteten Kommunismus wird diese Übereinstimmung von persönlichem Streben und gesellschaftlicher Notwendigkeit tendenziell immer wahrscheinlicher – im Ausgang aus dem entfalteten Kapitalismus ist es in erster Linie aus den bestehenden Verhältnissen erwachsener gewöhnlicher Egozentrismus.

Hier stößt „Stalinismus“ auf den Kampfbegriff „Leninismus“. Die diesen Begriff verwenden, verengen den Namensgeber meist in fürchterlichster Weise. Während der reale W.I. Lenin das gesamte System des „Marxismus“ auf die Verhältnisse des 20. Jahrhundert zu aktualisieren und in praktische Einzelschritte zu zerlegen versuchte, wird der Begriff häufig auf eine Entwicklungsphase Lenins verengt: Seine unter brutalster zaristischer Verfolgung entwickelten Überlegungen zu einer erfolgreichen „Partei neuen Typs“. Wer undialektisch an diese Überlegungen herangeht, vernachlässigt die Notwendigkeit, bei schlimmster Verfolgung zu sofort umsetzbaren Beschlüssen kommen zu müssen. Im Prinzip enthält auch „Was tun?“ alle Gedanken zur „Basisdemokratie“ - allerdings unter harten Kampfbedingungen. Es ist einfach unfair, den Willensaufbau von unten nach oben in der Partei der Beschlussdurchsetzung von oben nach unten entgegenzustellen und Letzteres Leninismus zu nennen.
Aber es gibt eben Vereinfachungen: Der oberste „Entscheider“ entdeckt als charakterlich ungefestigter Mensch den Rausch der Macht … und kann ihn missbrauchen. Wasser predigen, Wein trinken ...

Nun kommt die andere Seite der Medaille: Zum praktizierten „Stalinismus“ gehören natürlich auch alle bin ins Groteske getriebenen Auswüchse von Personenkult, den die Untergebenen treiben. Wenn Kindergruppen in ihrer Zusammenkunft im Präsidium einen Platz für den Genossen Stalin frei hielten, war dies einfach lächerlich. Insgesamt ist es aber das System des sich Andienens, das erst die gigantische Macht einzelner „Führerpersonen“ ermöglicht. Es gehört neben der Machtgier Einzelner eben die Akzeptanz der Anderen dazu. Und dies ließ sich leider nicht auf die Person des Josef Stalin beschränken, sondern zumindest begünstigte es die Erschleichung von Machtpositionen durch inzwischen als Feinde einer gemeinschaftlichen Gesellschaft entlarvte Täter vom Typ Gorbatschows oder Jelzins.

Das Problem „Stalinismus“ deckt allerdings ein grundlegendes geschichtliches Phänomen auf. Ich nenne es hier einmal „Konservatismus des Faktischen“. Dies ist insofern wichtig, als es eine potentielle Bedrohung des Kommunismus darstellt.
Eine grundlegende natürliche Eigenart des Lebens ist seine Fähigkeit zur Anpassung an gegebene (und sich ändernde) Verhältnisse. Dabei nimmt der Grad der Bewusstheit der Anpassung mit dem Grad der Bewusstheit der Lebensform zu. Aber das Prinzip bleibt. Sozusagen auf eine aus dem Tierreich herausragende Intelligenz aufbauend analysiert „der Mensch“ die ihn umgebenden Verhältnisse und entwickelt Strategien, sich ihnen entsprechend zu verhalten. Das ist der urtümliche Kodex des Verhaltens. Sich bewusst revolutionär zu verhalten, also eine die eigene Person als Horizont übersteigende Erkenntnis von Notwendigkeiten als Handlungsgrundlage zu entwickeln, bedeutet einen zumindest partiellen Bruch mit diesem Prinzip, der normalerweise nicht von eine Mehrheit erwartet werden kann. Es ist eine Art Selbsterhaltungstrieb, sich im „Kapitalismus“ „unsolidarisch“ zu verhalten, weshalb das Verschwinden des egoistischen Grundschemas erst nach dem Ende der „Übergangsgesellschaften“ möglich wird.

Der natürliche Mechanismus stärkt also die jeweils bestehenden Machtverhältnisse – das trifft eben auch einen Machtapparat, bei dem einige Personen an der Macht für sich den „Aufbau des Sozialismus“ als Ziel in Anspruch nehmen. Da der Sozialismus aber nicht das Werk weniger Personen sein kann - die können nur leichter seine Fundamentsteine wie Gemeineigentum juristisch setzen – wirkt der „Konservatismus des Faktischen“ hier doppelzüngig: Zum einen hilft er bei der Festigung der Machtposition der bestimmenden Personen, zum anderen reproduziert er bereits unter der Oberfläche des „Aufbaus des Sozialismus“ privatkapitalistische Konkurrenzdenkstrukturen.
Und was mindestens genauso wichtig ist: Ein solcher „Mechanismus“ ist „antikommunistisch“. Er ist eine „natürliche“ Strategie zur Anpassung an Macht. In gewisser Hinsicht „denkt“ da „der Mensch“ wie ein Tier und richtet sich in der einen wie der anderen Machtstruktur ein. Im Kommunismus gibt es aber im herkömmlichen Sinn keine Machtstrukturen. Kommunismus existiert gerade nur durch die kreativen Ideen Einzelner – wahrhaft kreative, also solche, die das System ohne „Eigennutz“ vorwärtsbringen.
Es kann sein, dass ich das mit der Brille eines Heutigen völlig falsch sehe. Wir sind gewohnt, „Eigennutz“ als etwas Egoistisches, GEGEN „die Anderen“ Gerichtetes zu verstehen. Wer sagt uns denn, dass nicht dieselbe Selbsterhaltungsstrategie einmal eine „Anpassung“ an „herrschende“ kommunistische Verhältnisse sein wird? Dass der „Egoismus“ „des Menschen“ sich in den Drang wandelt, positiv aufzufallen? Dass die ständige Wiederholung und Festigung solcher Verhaltensweisen nicht zu ihrer Verinnerlichung führen kann? Dies setzte aber logisch voraus, dass sich bereits kommunistische Verhältnisse durchgesetzt hätten. Und es bedeutet, dass immer neu Anreize gefunden werden müssen, über das vorhandene Niveau des Kommunismus hinausweisende Aktivitäten zu stimulieren.
Ich meine damit nicht die Doppelzüngigen aus DDR-Zeiten. Die Gesamtverhältnisse förderten damals real noch eine Strategie, laut „Hurra Sozialismus“ zu rufen und leise in die eigene Tasche zu scheffeln. Außerdem waren mit den Parteisekretären sogar noch neue Machtstrukturen, graue Eminenzen, installiert worden.
In solch einem Sinn gibt es aber im e. K. keine „Mächtigen“ mehr. Es gibt höchstens Sachentscheider, Kapitäne vor Ort, okay … Aber größere Bedeutung gewinnen kommunistische „Facebook-Gruppen“, also solche, wo das Austreten aus dem „sozialen Netzwerk“ ähnlich unkompliziert funktioniert wie das Eintreten, ein identifiziertes „Ekel“ also sehr schnell allein dasteht. Kann denn jemand, der – und das über Generationen - „seinen Egoismus“ peinlichst verbergen muss, Egoist bleiben … wenn er sich mit „Schwein-Sein“ schadet?
Wie immer man über „Stalinismus“ im Einzelnen denken mag – die Erscheinungen, die man mit dem Ausdruck verknüpfen kann, sind dem Kommunismus aus seinem tiefsten materiellen Wesen heraus fremd. Selbst da, wo „Kapitäne“ wirken, fördern offene soziale Netzwerke die Achtung wegen charakterlicher Stärken. Der Zwang, sich einem William Bligh1 zu unterwerfen, ist gering. Er könnte aus technischen Gründen höchstens bei interstellarer Raumfahrt auftreten, weil das Kollektiv über einen längeren Zeitraum im Kleinen funktionieren muss.

Warum bin ich dagegen, den Begriff „Diktatur des Proletariats“ zu gebrauchen?

Begriffe sind immer Teile eines Begriffssystems. Sie erhalten ihren Sinn aus dem Zusammenhang mit anderen. Eine Sprache, die keinen Ausdruck „Krieg“ kennt, weil es für das diese Sprache sprechende Volk keine Kriege gibt, hat auch keinen Begriff „Frieden“, obwohl Frieden allgegenwärtig ist.
Für Menschen, die sich mit Gedanken auseinandersetzen, die über den Denkhorizont der jeweils herrschenden gesellschaftlichen Ordnung hinausreichen, gibt es ein zusätzliches Problem: Die Begriffswelt einer Zeit wird durch die in dieser Zeit Herrschenden geprägt. Ihre Begriffe sind dabei nicht nur, aber zuerst einmal Mittel, um die eigenen Machtverhältnisse mit positiv getöntem Äußeren zu versehen. So sind sie medial allgegenwärtig. Es ist also logisch, dass zur Emanzipation der die bisherigen Machtverhältnisse in Frage stellenden Kräfte auch gehört, die tatsächlichen Verhältnisse ungeschminkt darstellende Begriffe zu prägen. Aus diesen Begriffen erwächst zum neuen Verständnis der Welt ein ganzes geschlossenes Begriffssystem. Das Problem dieses Begriffssystems: Es ist mit dem herrschenden nicht kompatibel. Selbst wenn es vertraute Wörter gebrauchte, so wären sie anders bewertet.
Es ist eine bedeutsame Leistung von Karl Marx, das Gerüst von klar definierten Begriffen – so klar definierten, dass sie wissenschaftlich sind – für eine neue Weltanschauung gebaut zu haben.
Einer dieser Begriffe ist die „Diktatur des Proletariats“, die die Arbeiterklasse als ersten Schritt zum künftigen Sozialismus/Kommunismus errichten muss. Diese Aufgabe zu leugnen hieße Selbstaufgabe.
Nun hat aber dieser Begriff innerhalb des Begriffssystems des Marxismus eine logische Voraussetzung: Das Wesen des Kapitalismus besteht in der Diktatur des Kapitals (der Kapitalistenklasse). Wohlgemerkt das Wesen! Marx ging es dabei nicht um Erscheinungen. Natürlich hätte er den Hitlerfaschismus als formale Diktatur verstanden. Er schloss in seinen Begriff aber ein, dass auch das, was der Form nach „parlamentarische Demokratie“ heißt, dem Wesen nach nur die Diktatur des Kapitals verhüllt. In dem Sinne, dass, egal, was in den Schwatzbuden erzählt wird, das Kapital herrscht. Es bedient sich dabei diverser Hüllen, eines Apparats aus Gewalt, Beamtentum, verselbständigtem Geist der herrschenden Klasse usw. Ohne jede Mühe verkündeten ja Vertreter der faschistischen Diktatur in Deutschland kurz darauf das Funktionieren der „Demokratie“ - dieselben Menschen!
Nur in Entgegenstellung zur „Diktatur des Kapitals“ gewinnt die „Diktatur des Proletariats“ ihre Berechtigung. Es war nie gemeint, dass einzelne Personen oder Parteien neue Alleinherrscher werden sollten. Es ging immer darum, dass auch nach der formalen „Regierungsübernahme“ von Vertretern der „Arbeiterklasse“ ein wirtschaftspolitisches Netzwerk besteht, das die vorigen Machtverhältnisse reproduziert – und zwar immer wieder - wenn es nicht mit außerökonomischen Mitteln, also mit der politischen Macht daran gehindert wird. Ich nenne dies Überkompensation der Macht. Es müssen zum Beispiel besonders geförderte Wege eröffnet werden, damit der „Arbeiter“ in Führungspositionen in der Wirtschaft, in der Bildung, in den meinungsbildenden Medien usw. gelangt – ansonsten reproduzieren sich die „alten Seilschaften“.
Nun haben wir also das Problem, dass nur der „Diktatur des Proletariats“ richtig versteht, der um die „Diktatur des Kapitals“ weiß. Die Masse ist aber die manipulierenden Ausdrücke der Machtmedien gewöhnt. Dort steht eine begrifflich positiv belegte „Demokratie“, in der jeder alles sagen kann, was die Machtverhältnisse nicht real verändert, und jeder alle vier Jahre seine Vertretung an verschiedene vom Kapital gesteuerte Parteien abtreten kann und muss, dem Begriff „Diktatur“ einer Einzelperson oder einer kleinen Gruppe gegenüber. Da noch dazu die Definition der „Arbeiterklasse“ / des „Proletariats“ schwierig, auf jeden Fall kein Allgemeingut ist, ist es leicht selbstmörderisch, sich selbst mit dem Umhang eines im Massenbewusstsein eindeutig negativ belegten Begriffs bedecken zu wollen. Noch dazu, da das, was Marx „Diktatur des Proletariats“ nannte, wissenschaftlich betrachtet, bereits eine Höchstform der Demokratie wäre, wenn sie marxistisch umgesetzt würde: Sie bezöge die größten Teile der Menschheit real in die Gestaltung ihrer Angelegenheiten ein … Das müsste „man“ gleich mit verstehen ...


geldlos

Gäb es kein Geld,
so lautet ganz konkret die Frage,
ging dann noch wer
zur Arbeit alle Tage.

Ich meine ja
obwohl
die Gründe sind verschieden
so wie du und ich
und von Mal zu Mal
gelegentlich.

Der erste Grund
scheint schon allein,
einfach so
unter Menschen zu sein.

Und für wen ist es denn
nicht ein echter Gewinn,
erkannte er klar,
was er macht,
das hat Sinn.

Und es müssen die Arbeiten
andere werden,
zum Freuen mit Freunden
für alle auf Erden.

Und nicht so viel,
bis sie quälen als Last,
und nicht überwacht
und nicht voller Hast.

Und wer sie vollbringt,
der kann sich gut leiden,
und wird dann die Faulen
nicht wie heute
beneiden.

Was bringt mir das heute?
Wahrscheinlich kein Geld.
Doch schön träumt sich´s trotzdem
von ner besseren Welt.Habele?
1Kapitän der Bounty, gegen dessen Regime gemeutert wurde

Ein paar Schlussätze

 

Nach uns nicht die Sintflut

sollte einmal
endlich in frieden
die einsicht grünen
was uns menschen
wirklich nutzt
wird niemand mehr
tauschwertig
als zu leicht befunden
jeder keim bringt
jemandem
die richtige frucht
nutze dich
wird man sagen
dreh dich 
im licht
rundum erblühe und
ernte dich

arbeit ist
kunst wie
kunst
arbeit
fehlender besserer worte wegen und
weil dies ungeborene kind
nach einem namen schreit
nennen manche diese zeit
kommunismus







Keine bisherige Revolution hat eine Gesellschaft erreicht, die zu Recht Sozialismus oder gar Kommunismus genannt werden kann.

Vorrangiger Grund: die Produktivkräfte im Allgemeinen und erst recht die in den Sozialismus anstrebenden Ländern waren noch nicht für die neue Gesellschaft reif.

Etwa seit der Jahrtausendwende haben wir in den am weitesten entwickelten Erdregionen ein Produktivkraftniveau, das den realen Übergang zum Sozialismus / Kommunismus fordert.

Durch die moderne Informationsverarbeitungstechnik könnte eine gemeinwirtschaftlich organisierte Wirtschaft erstmals ihre Vorzüge gegenüber der privatwirtschaftlich organisierten entfalten.

In den Händen privatwirtschaftlich Denkender und Handelnder werden dieselben technischen Mittel zur Bedrohung, ja „Entwertung“ für die meisten Menschen auf der Erde.

Zwar sind die objektiven Voraussetzungen für die Ausbeutung fremder Arbeitskraft schon im Sozialismus juristisch beseitigt, die Denkstrukturen, in individuellerer Form von der Leistung Anderer leben zu wollen, sind aber noch erhalten geblieben und werden, teilweise sogar unbeabsichtigt, von Generation zu Generation „weitergegeben“.

Diese erste Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation ist deshalb eine über eine unbestimmte Zahl von Generationen andauernde „Kulturrevolution“, die vielfältigen Relikte verinnerlichter Egoismusstrategien im menschlichen Denken und Handeln allmählich abzubauen.

Der entfaltete Kommunismus ist die individualistischste Gesellschaft, die sich menschliche Intelligenz denken kann.

Im e.K. sind sowohl wirtschaftliche Unterordnungen weggefallen als auch starr institutionalisierte Einschränkungen individueller Freiheiten („Staatsapparate“).

Der e. K. ist die Gesellschaft mit der höchsten Vielfalt an Formen, durch die konkrete Beziehungen zwischen Menschen(gruppen) geregelt sein können … richtiger: sich einer „Regelung“ im heutigen Sinn entziehen.

Das Verschwinden hierarchischer Strukturen bewirkt das Verschwinden bestimmter Organisationsformen. Wo es keine „Staaten“ gibt, gibt es logisch keine „Staatsapparate“, also keine Armeen, Zollorgane, Beamte usw.

Alle Beziehungen zwischen den Menschen werden auf der direkten Ebene der zu befriedigenden Bedürfnisse gestaltet statt über Geld vermittelt.

Die Vielfalt der zu befriedigenden Bedürfnisse bewirkt die Vielfalt der Formen, über die sie befriedigt werden.

Voraussetzung für „nachhaltigen“ Kommunismus, also eine gemeinschaftliche Gesellschaftsgestaltung, die nicht wieder in Klassengesellschaften zurückfällt, ist ein sehr hohes Niveau der Produktivkräfte.

Wie kommen wir zum „entfalteten Kommunismus“ oder was ist „entfalteter Sozialismus“?

1. Ein mehrfach zu wiederholender Schritt in eine grundsätzlich neue Gesellschaft ist die Beseitigung der materiellen Verhältnisse, die zwangsweise Egoismus reproduzieren.

Das „Privateigentum an den Produktionsmitteln“ bewirkt auf der einen Seite, dass die Besitzer sich fremde Arbeit günstigst, also für die anderen ungünstigst aneignen können. Auf der anderen Seite bewirkt es aber auch, dass sie sich in einer bestimmten Weise verhalten müssen, wollen sie ihre gesellschaftliche Stellung bewahren oder ausbauen. Das färbt auf die Verhaltensweisen der Nichtbesitzer ab, da tendenziell die am geschicktesten skrupellos egoistisch Handelnden als erfolgreich im Konkurrenzkampf um die besten Positionen in einer Weltmangelwirtschaft gelten.

2. Vergleichbar wichtig ist eine weltweite (strukturell) neue Verteilung der Ressource Arbeitsvermögen.

Alle Arbeiten / Tätigkeiten müssen echte Bedürfnisse befriedigen. Soweit sie keinen eigenen Nutzen erbringen außer das Funktionieren der Privatwirtschaft abzusichern, werden sie eingespart. Als besonders einschneidende Vergeudung von Naturressourcen, menschlichen Potenzen und Menschlichkeit verschwinden Gewaltinstitutionen (Rüstung u.ä.). Dazu gehören aber auch alle Wirtschaftselemente zur Eigentumsscheidung und -manipulation, also Finanz- und Versicherungswirtschaft, Steuer- und Rechnungswesen, Lizenzwesen u.v.a.m. In der Konsequenz dürfte mehr als die Hälfte der „bei uns“ „bezahlten“, also als „gesellschaftlich notwendig anerkannten“ Arbeiten weggefallen sein.

3. Die Lebensverhältnisse aller Menschen auf der ganzen Erde werden auf hohem Niveau angeglichen.

Diese Angleichung trägt bereits ein deutliches kommunistisches Merkmal: Es herrschen nicht weltweit dieselben Bedingungen, sprich: es wird nicht überall der Konsum der imperialistischen Metropolen imitiert, sondern es werden weltweit „Wohlfühl-Lagen“ geschaffen und Möglichkeiten, sich uneingeschränkt in „Weltverhältnisse“ zu integrieren. Das heißt mindestens, dass alle Weltbürger nachhaltig über sauberes Wasser, vernünftige Speisen, Kleidung und Wohnung verfügen, dies aus eigener Arbeit erwachsen kann und jedem alle Bildungs- und Entwicklungswege unbeschränkt offen stehen.

4. Ein tatsächlich vernünftiges weltweites Planungs-, Versorgungs- und Kommunikationssystem wird praktisch umgesetzt.

Es ist ein am Gemeinwohl orientiertes, hoch entwickeltes und sich beständig weiter entwickelndes „Internet“. Geplant werden kann und muss innerhalb verschiedener abgrenzbarer Systeme und zwischen diesen. Dabei ist wichtig, dass möglichst viel regional beziehungsweise auf unteren Ebenen entschieden wird. In höherer Ebene werden die Schnittstellen bestimmt. Im praktischen Leben ist dies hierarchisch wesentlich leichter. Technisch vorstellbar in der Art einer einzigen universalen Partnerschaftsvermittlung. Nicht verschiedene neben- und gegeneinander, sondern ein Auf-, Ab- und Seitwärts-Surfen nach verschiedenen interessierenden Gesichtspunkten. Wichtig dabei ist, dass jeder Teilnehmer in jeder Ebene handeln, also auch bei der Wirtschaftsplanung auf allen Ebenen Änderungsvorschläge einbringen und anteilig durchsetzen kann.

5. Der e. K. erfordert absolute Individualisierung.

So wie jeder Beteiligte auf allen Ebenen seine Besonderheiten ins Ganze einbringen können muss, so gehört es zur allgemeinen Freiheit, sich als Persönlichkeit zu entfalten. Diese Individualisierung schließt ein, dass es keine allgemeingültigen Normen gibt – natürlich mit Ausnahme derer, dass die Ausübung der Freiheit des einen nicht zur Einschränkung der Entfaltung Anderer führen darf.

6. Kern des e. K. ist ein umfassendes Bildungssystem für Genuss, Gesundheit, Kommunikation und Kunst. Es wird damit schon mit Beginn des Übergangs zum Sozialismus begonnen, kann aber erst im entfalteten Kommunismus systematisch erfolgreich sein.

Jeder Einzelne muss befähigt werden, aktiv und passiv zu genießen und Andere genießen zu lassen. In diesem Zusammenhang verändern sich die allgemeinen Auffassungen, was „menschliche Bedürfnisse“ sind. Zu ihnen wird man dann auch die Fähigkeit zählen, Arbeit, vor allem kreative, als Genuss zu empfinden.

7. Schlüsselbegriff der kommunistischen Gesellschaften ist Kunst im weitesten Sinne.

Im Rahmen der Integration in ein individualisiertes Planungssystem findet jeder Beteiligte verschiedene Tätigkeiten, bei denen er sich selbst und - durch ihr Ergebnis - Anderen Vergnügen und Genuss bereitet. Dies erwächst auch aus dem erprobten Wissen, wo die besonderen eigenen Qualitäten liegen, und aus dem Wissen, dass die Ausübung „gesellschaftlicher Arbeiten“ ein angenehmes Feld zwischenmenschlicher Kommunikation ist,liegt aber auch in der relativ freien Entscheidung, wann er welche Tätigkeit ausübt,

Welche Bereiche machen denn kommunistisches Leben für den Einzelmenschen aus?


das maß

weil wir uns
unterscheiden
sind wir gleich
alle unsere werte
zusammengezählt
ergeben bei jedem
den wert
ein mensch

heutige rechner
umgolden
etappensieger
der geschichte

sie werden
 im zeitmeer
versinken
wir lernen darin
schwimmen




Ahnst du langsam, was „Kommunismus“, also die höchste Form der angestrebten kommunistischen Gesellschaftsformation, wirklich ist? Auf jeden Fall nichts mit „Regime“. Im Moment noch etwas, worüber wir mehr nachdenken sollten. Kommunismus ist die Gesellschaft ohne „Staatsgewalt“ im herkömmlichen Sinne, die Gemeinschaft der Gleichen, die nach ihren Möglichkeiten zum Wohlbefinden der Allgemeinheit beitragen und dafür nach ihren entwickelten Bedürfnissen sich am Reichtum aller beteiligen. So zum Beispiel. Die „Gleichheit“ verstehe ich als Anerkennung der totalen persönlichen Unterschiedlichkeit, die so weit geht, dass wir uns im Sinne eines sozialen Höher oder Niedriger überhaupt nicht vergleichen können. Aber was muss dann praktisch funktionieren? Arbeit wird anders und wichtig sein, aber nicht nur:

Eine schrumpfende Bedeutung, wenn auch eine, die nie auf Null sinkt, wird wohl die Arbeit in der materiellen Produktion haben. Tendenziell sinkt die erforderliche Gesamtarbeitszeit und weiter erforderliche Tätigkeiten werden fortwährend neu von der Technik (Robotern) übernommen.

Relativ geringfügig zunehmen werden Kreativarbeiten, also solche, die entweder den Produktionsprozess weiter optimieren oder nach Lösungen suchen, wie welche menschlichen Bedürfnisse besser befriedigt werden können. Letztere werden wohl die häufigeren sein.
Arbeitsaufgaben im „Dienstleistungsbereich“ bleiben erhalten. Soweit die mit öffentlicher Gewalt verbunden sind, wurden sie hier gesondert aufgegriffen.

Der Bereich mit dem größten Umfang an „Arbeit“ wird der der Fürsorge und Kommunikation sein. Dort ist aber auch der Übergang zum „Privatleben“ besonders fließend. So hat die Kinder- und Jugendbetreuung noch Schulelemente; also zumindest wird es Situationen geben, die an heutige „Schule“ erinnern. Den verschiedenen „Unterrichts“-Elementen steht allerdings ein größerer Teil „Persönlichkeitscoaching“ zur Seite. Ein Konzept allseitig entwickelter Persönlichkeiten ist mit Schulklassen, die von einem Fachunterricht zum nächsten strömen, nicht zu bewältigen. Da müssen „Eltern“ und Coach sich fast lückenlos in der Begleitung und Anleitung der Heranreifenden gegenseitig ergänzen und ablösen. Selbst wenn die Schülerzahl weltweit kleiner als heute wäre, muss die Zahl derer, die hier Anteile einbringen, deutlich zunehmen. Zum fließenden Übergang zwischen „professionellem“ und „eher privatem“ Coachen werden auch mehr Formen der Eltern-, Großeltern- und Gruppenleiter-Anleitung gehören.

Vielleicht nicht ganz so verschwommen wird der Bereich medizinischer Versorgung und Betreuung sein. Klar: An erster Stelle stehen da professionelle Tätigkeiten. Sie sind uneingeschränkt darauf gerichtet, jeder Persönlichkeit die „Gesundheit“ zur Selbstentfaltung zu erhalten. Krankheiten sind eben auch ein „technischer Vorgang“. Ein gebrochener Arm ist nicht mit Zureden aus der Welt zu schaffen, bestimmte Viren im Wesentlichen auch nicht. Sie wirken als Schadprogramme im Körper, derer dieser innerhalb der verfügbaren Lebenszeit nicht aus eigener Kraft Herr werden kann. Dafür werden Krankenhäuser und ambulante Betreuungszentren sogar noch ausgebaut werden müssen, wo die körperliche Anwesenheit von Fachpersonal Erfolgsbedingung ist. Vom Grundbild werden also Ärzte und Pfleger(innen) sich am wenigsten von den heutigen unterscheiden – nur ihre technischen Möglichkeiten verbessern sich extrem. Flankiert wird diese technische Seite durch eine, für die es heute keinen ausreichend genauen Namen gibt. Am nächsten käme sie vielleicht dem Bild der Gemeindeschwester beziehungsweise ambulanter Betreuung. Hauptunterschied zu Bekanntem ist der verfügbare Zeitfonds. Der fließende Übergang zum „privaten Schwätzchen“ muss eingeplant sein. Diese Sozialbetreuer haben sozusagen die Verantwortung für das allgemeine Wohlbefinden eines angemessenen Kreises von bedingt Bedürftigen – was also heißt, dass es nicht nur „Berufstätige“ sein werden, sondern auch „Hobby-Partnerschaften“ / Patenschaften u. Ä. Solche fließenden Übergänge sind ja alle kein Problem, weil niemand eine (scheinbar) private Fürsorgeleistung zu Lasten eines bezahlten Jobs erbringt, sondern alle formal gleichwertig sind.

Ein besonders großer Anteil an jedermanns Lebenszeit entfällt auf Kunst im weitesten Sinne. Dabei ist nebensächlich, ob es um das aktive Künstler-Sein oder um Kunstgenuss geht. Wie immer sind die Übergänge fließend. Zum Verständnis des Problems erinnere ich an den Begriff des „Kunsthandwerks“. Es dürfte kaum Menschen geben, die nicht etwas tun werden, was zwar nicht existenzbegründend ist, aber ihnen und gleich Gesinnten Freude bereitet.

Wesentlich stärker als heute wird das Gesamtleben aller Menschen von einer Vielzahl unterschiedlicher Kommunikationsformen durchdrungen sein. Anzunehmen ist, dass sich „Videophonie“ zur Hauptform entwickelt, also Gespräche, ggf. auch Konferenzen, bei denen sich die Beteiligten nur nicht berühren und beriechen, sich aber ansonsten relativ umfassend emotional und sachlich austauschen. Wie bei dem meisten Anderen wird es schwer abzugrenzen sein, ob man sich nur privat trifft oder dort, wo dies körperlich nötig bleibt, an einem eigenständigen Arbeitsplatz auch über Privates unterhält. Viele moderne Arbeitsaufgaben sind heute schon technisch von „zu Hause“ aus lösbar. Die Hauptgegenargumente der Geheimhaltung und begrenzten Kontrollierbarkeit entfallen im Kommunismus. Eine automatische Produktionsstrecke lässt sich auch von zu Hause oder unterwegs überwachen.

Eine Sonderform der Kommunikation wird sicher die professionelle Moderation sein, die Störungen zwischenmenschlicher Beziehungen abbaut.

Besonders herauszuheben sind die „zwischenmenschlichen Beziehungen“. Sie unterscheiden sich von den heutigen wohl in erster Linie durch ihre größere Vielfalt. „Man“ wird sich wohl über keine Form des Zusammenlebens wundern, über nackte Fremde auf dem Flur, Kinder, die nicht wissen, wessen Spermien ihre Existenz begründeten, Gruppen, die sich auflösen so wie sie sich bildeten und umgekehrt … aber eben auch nicht über Menschen, die ihre Absicht, dauerhaft zusammenzuleben über eine Heiratszeremonie aus vergangenen Zeiten dokumentieren möchten und ihr ganzes langes Leben miteinander verbringen. Wahrscheinlich bewirken besiegte Krankheiten nur einen unverkrampfteren Umgang mit Sexualität.

Ein eigener Bereich ist die „Versorgung“, also das, was heute Handel heißt. Er wird nach eigenen, mit nichts Heutigem vergleichbaren Regeln funktionieren.

Ebenfalls ein eigener Bereich ist der Transport, das Reisen. Zu beiden habe ich ja extra geschrieben. Wichtig hierbei ist, dass neue Kommunikationsformen das Ausufern des Reiseumfangs blockieren könnten. Es wird sinnvoll sein, den Aufenthalt in „exotischen“ Regionen technisch perfekt zu simulieren.

Völlig Anderes als heute enthält der Ausdruck „Politik“. Es dürfte jedem selbstverständlich erscheinen, bei öffentlichen Angelegenheiten, die ihn direkt oder indirekt betreffen – einschließlich der Planung des Weltarbeitsvermögens – mitreden zu dürfen und auch mitzureden. So wie du irgendwann im Laufe des Tages dein Mailfach abrufst, wird der „kommunistische Mensch“ dies auch tun – nur dass dort eben alltäglich auch Projekte vorgestellt werden mit Links zur Vertiefung, die Entscheidungen vorbereiten, was dem einen eben mehr Freude bereitet als dem anderen. „Formaljuristisch“ sitzen die Menschen des Kommunismuszeitalters also am Computer zum gemeinsamen Klären aller Fragen von öffentlicher Bedeutung wie unsere Urahnen bei der Stammesversammlung. Nur, dass sie sich häufiger „ausloggen“, weil die Gesamtzahl der zu klärenden Fragen einfach ihren Zeitfond übersteigt und sie nach Interessen / Bedürfnissen auswählen müssen … und können … und dass sie das nicht tatsächlich im Augenblick machen müssen.

Mit allen diesen Komplexen ist der Bereich der Selbstverwirklichung verzahnt. Jeder Mensch kann fundiert hinterfragen, was und wer ihm wichtig ist im Leben und wem er wichtig ist. Das entscheidet über das Funktionieren des Systems …

Um es einmal so zu sagen: Kommunistisches Leben wird fast nur noch „Privatleben“ sein. Aber für der größten Teil der Menschen ist selbstverständlich, dass sie die Angelegenheiten der Gemeinschaft als ihre privaten auffassen, dass sie sich also an der öffentlichen Entscheidungsfindung beteiligen, dies nicht als „Einmischung“ sondern als „ihr Ding“ begreifen. Und deshalb ist auch etwas für Andere Nützliches „ihr Ding“. Insofern lässt sich das ganze Denken nur umgekehrt zum heutigen verstehen. Auch ich begann mit dem Begriff „Arbeit“. Ihn werden Künftige wohl früher oder später durch den Ausdruck „sinnvolle Tätigkeit“ ersetzen – was dann auch die gemeinschaftliche Entscheidung einschließt, was „sinnvoll“ ist. Wieder verwirrend: Diese Entscheidung betrifft sowohl alle Fragen, was überhaupt sinnvoll zu tun ist, als auch die nach dem, welche Anteile dabei die jeweiligen einzelnen Menschen erbringen wollen und können. Anders ausgedrückt: Wer mitredet, was zu erledigen ist, muss auch mitdenken, wer das wie machen soll.

...

Sanktionsgemeinschaft Kommunismus


Gemeinsame Rast


Setz dich zu mir!
Nimm den
Rucksack
von den Schultern!
So schwer drückt
die angenagte Vergangenheit,
die du hineingestopft.

Meine aus dem Frost
schwimmt schon im Suppentopf.
Schnell dazu, was
lange braucht,
bis es weich wird.
Gemeinsam löffeln wir
alles Eingebrockte aus.

Beim Kauen dann
kommt Appetit auf
morgen.





Es wird wohl in dieser Zukunft nicht viele Untaten geben, mit denen du dir die moralische Ächtung deiner Mitmenschen als schwerste gesellschaftliche Strafe „verdienen“ kannst. Ich könnte mir vorstellen, „Verschwendung von gemeinschaftlich Geschaffenem“ gehört dazu. Dabei gibt es natürlich welche, die besonders ins Auge fällt. Wenn jemand versuchte, ein eigenes „Schloss“ mit Park (bildhaft gesprochen) allein zu nutzen (oder Ähnliches) würde dies sofort bemerkt, der Zusatzreserve-Privatwagen auch. Schwieriger wird die „gesellschaftliche Kontrolle“ erst bei kleinen Dingen. Hier muss ja gleichfalls eine allgemeine Ausgewogenheit entstehen … und kein allgemeines Denunziantentum. Nicht dass der Eine dem Anderen seine private Sammlung verübelt. Aber beispielsweise, wenn jemand so viel Milch oder Obst privat „hortet“, dass ein Teil davon ungenutzt, weil inzwischen verdorben, weggeworfen würde, geht das den Nachbarn auch etwas an. Dazu kommt, dass niemand wirtschaftlich genötigt ist, abgetragene oder ausgesonderte Sachen anzuziehen. Es gibt ja Menschen, die ihre Sachen „abtragen“, aber das ist doch nicht der Regelfall. In der Masse könnte dies zu einer beträchtlichen Menge zusätzlich zu produzierender Produkte führen.
Wir sollten aber nicht vergessen, dass der Haupttrend die Hervorhebung der Individualität ist. Im Wesentlichen wird es also normal sein, dass die meisten Sachen tragen, die zu ihnen (ihrer Meinung nach) besonders gut passen und nicht bestimmter Trendmerkmale wegen. Das heißt nicht, dass es keine Mode mehr gäbe – aber da die Zahl der Mode-“Schöpfer“ größer sein wird, nimmt die Zahl derer, die ihnen folgen, genauso ab, wie die Zeit zunimmt, in der „man“ einem Einzeltrend folgt. Es gibt also wesentlich weniger Druck, im Trend „modisch“ zu sein. Das, was die individuelle Note betont, tut dies wahrscheinlich auch im Folgejahr. Der Effekt, sich ein neues Stück geleistet zu haben, tritt zurück hinter der Frage, ob die bisherigen weiter passen bzw. man kein Verschwender sein möchte.
Die Ess- beziehungsweise Speisekammergewohnheiten werden bewusster aus individueller Selbstdisziplin erwachsen. Hier sollte man nicht vergessen, wie gesellschaftliche Gegebenheiten Gewohnheiten beeinflussen: Ein Teil des „Hortens“ heute beruht ja auf der Annahme, ein Sonderangebot / „Schnäppchen“ erwischt zu haben (erwischen zu müssen) oder etwas billiger zu bekommen, wenn man mehr davon nimmt usw. Dies fällt weg. Die Kombination eines unbeschränkten „Internets“ mit rechnergestützter Planung von Produktion und Verteilung gleicht im Normalfall jeden Mangel relativ kurzfristig aus. Wenn die Systeme entsprechend abgestimmt sind, können auch Kleinproduzenten mit Spezialinteressengruppen weltweit zusammenkommen. Man kann davon ausgehen, zu bekommen, was man braucht und wann man es braucht – ohne suchen zu müssen, wo man es eventuell günstiger bekommt.
Dass die „Markenartikel“ einen neuen Nutzer finden, ist technisch einfacher geworden. Jeder ist gewohnt, sich im Internet zu informieren, wo es was in seinem Sinn gibt.

Die entscheidende kommunistische „Gewalt“ ist eben die öffentlich gelebte Gewohnheit. „Bekämpft“ man nicht die Wurzel des Problems, sondern nur das Symptom, also beispielsweise den „Diebstahl“, reproduziert es sich immer wieder – entzieht man ihm den „logischen“ (sozialen) Boden, treten die Symptome immer seltener auf.

In minimalem Umfang aber bleibt „Kriminalität“ (womit ich nicht ausschließen will, dass auch der Begriff selbst neu gefasst wird). Alles hat schließlich seine Grenzen: Obwohl jeder seinen Rembrandt o. Ä. an die Wand hängen kann, wäre das natürlich immer nur eine - wenn auch gut gemachte - Kopie. Die echten Rembrandts gibt es logischerweise nur einmal. Zumindest auf dem Gebiet solcher Künste wie der Malerei wird dies nur eine Lösung zulassen: Bestimmte Originale dürfen nur öffentlich verwalteter (und zugänglicher) Weltbesitz sein. Dies wird ergänzt durch die moralische Ächtung derer, die solch „Weltkulturerbe“ nicht der Welt gönnen … Für den Beweis des persönlichen „Kunstverstandes“ / Geschmacks reicht auch eine Kopie.

Da die Zahl der Künstler (hier tatsächlich im heutigen engen Verständnis von Künsten gedacht) sprunghaft steigen wird, wird die Entwicklung einzelner Fan-Gruppen im Mittelpunkt stehen – und nicht die Bemühungen einzelner Ateliers, über den Verkauf von Kunstwerken effektvoll vermarkteter Künstler Geld zu verdienen.
Zu Lebzeiten wird es normal sein, „wertlose“ Originale als Geschenk von Freunden zu besitzen, die natürlich für den Beschenkten besonderen emotionalen Wert haben. Eine besondere Nach-Würdigung kann es sein, durch die Empfehlung der Freundeskreise in öffentlichen Museen zu landen. Solche Freundeskreise sind in gewisser Hinsicht zu Lebzeiten praktizierte private Dauerausstellungen.

An sich, so male ich mir das aus, kann dies zum Muster für viele Vorgänge im praktischen Leben dienen. Eigentlich bei allem, wo es zu einem Original Kopien oder Nachahmungen geben kann. (Wo ist das denn nicht der Fall?) Hierbei wird es für Fälle des „Verbrauchs“ eben „gesellschaftliche Einrichtungen“ geben und eine „Politik“, die solchen Verbrauch im Sinne von Belohnungen regelt. Du erinnerst dich an das Beispiel mit den Malediven? Also nicht irgendwelche käuflichen Berufspolitiker, sondern die Gemeinschaft der interessierten Weltnetz-Nutzer, deren Entscheidungsfindung dann das sein wird, was wir heute Politik nennen. Analog kann selbst bei seltenen natürlichen Speisen verfahren werden. Immer wieder gibt es ganz pragmatische „Politik“ zu gestalten: Wem wird welches „Sonderrecht“ eingeräumt? „Verdient“ hätte es ja jeder. Warum wird was gemacht – und was nicht? Es wird, um es mit einem heutigen Ausdruck zu sagen, „Transparenz“ herrschen – allerdings mit dem Unterschied, dass jedem Menschen eben auch das Recht zusteht, an allen Entscheidungsfindungen mitzuwirken. Es spricht aber auch nichts dagegen, dass die Gemeinschaft der „Internetnutzer“ die Vergabe eines Vorzugs per Losverfahren wählt – wenn sich eben kein einleuchtender Grund für eine Bevorzugung findet.

Jeder hat die Zeit, sich als „öffentlicher Mandatsträger“ an seinen „Computer“ zu setzen, sich über seine Interessengebiete Informationen einzuholen und „seine Stimme abzugeben“. Diese Entscheidungen sind prinzipiell jeweils neu entstehendes „Recht“. Das ändert nichts daran, dass es „Repräsentationsorgane“ für alle grundsätzlichen und wesentlichen Dinge des öffentlichen Lebens geben wird. Nur haben die nicht mehr zu entscheiden, als sie als Mensch sowieso würden. Nur schieben sie leichter Fragen an vordere Positionen der allgemein zugängigen Entscheidungsliste und werben für bestimmte Schlichtungsregelungen. Prinzipiell kann ja jeder „Miterdenbürger“ Fragen zur gemeinschaftlichen Entscheidung einreichen. Die öffentliche Resonanz bewirkt dann ihre Lösungsintensität. Wenn natürlich unerwartet Gäste von einer Orion-Intelligenz auf der Erde erschienen, müssten irgendwelche konkreten „Volksvertreter“ die Erde repräsentieren. Ansonsten werden sie zu diversen Veranstaltungen eingeladen und haben einen gewissen öffentlichen Einfluss allein dadurch, dass sie häufiger in „offiziellen“ Medien zu sehen, hören und lesen sind … und weil sie bei solchen Gelegenheiten Kompetenz bewiesen haben sollten, sonst wählt sie nämlich niemand..

Umgekehrt ist es eine unausgesprochene „Sanktion“ nicht dazuzugehören. Jeder Mensch kann frei über seinen Anteil an der Gestaltung aller relevanten Fragen der ihn interessierenden Gemeinschaften entscheiden. Er muss sich nicht ins Netz einloggen. Er muss keine Kunst machen. Er muss keine Kunst sammeln. Er muss – mit kleinen, bereits angesprochenen Ausnahmen – nicht arbeiten. So wie er mit niemandem auf irgendeine Art „kommunizieren“ muss.
Aber bei jedem wurde in jungen Jahren der Grundstein geschaffen, dass er es kann. Und aus dem Kreis derer, die können, erwächst ein Kreis derer, die es wollen … und derer, die es tatsächlich tun. Sie sind die, die in erster Linie einander das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden. Warum solltest du so masochistisch sein, dir selbst zu vermitteln, niemand brauche dich?

Der nötige „Überfluss“ in jeder Beziehung ist beachtlich. Ständig reproduzieren sich neue Widersprüche – in erster Linie, weil keines Menschen Selbstbild mit seinem Selbst-Sein identisch ist. Auch wegen der ständigen Entwicklung der Persönlichkeiten. Also muss es immer wieder neu dazu kommen, dass „man“ merkt, am aktuellen Platz nicht „optimal“ zu sein. Die Partner in den verschiedenen Gruppen sind dabei fast immer hilfreich.
Natürlich nur „fast“ oder im Wesentlichen. Denn nur vom Grundsatz her ist kein materieller Grund mehr vorhanden, einem anderen einen Misserfolg zu wünschen. Solcherlei Gründe sind heute noch das vorherrschende praktische Lebensprinzip auf allen Ebenen. Da das weggefallen ist, verändern sich auch über das „Arbeitsklima“ hinausgehend ALLE Beziehungen der Menschen – ob sie wollen oder nicht. Das ändert natürlich nichts daran, dass es zu „Rollenkonflikten“ kommt – und sei es, dass diese „Rolle“ die Liebe eines ganz konkreten einzelnen Menschen wäre, die man haben möchte, aber nicht bekommt. Wenn die juristischen / ökonomischen „Chefs“ weg sind, sind die „Machtspiele“ um Anerkennung nicht verschwunden – allerdings muss „man“ eher mit positivem Verhalten punkten. Das gilt ähnlich für Gewalt. Ihre Rolle schrumpft im Zwischenmenschlichen, je weniger Konfliktlösungspotential ihr praktisch in den verschiedenen erlebbaren Bereichen zugebilligt wird. Natürlich kann man keine gerade Linie ziehen zwischen Kriegen in aller Welt und der Bereitschaft konkreter einzelner Menschen, zur „Lösung“ ihrer Probleme Gewalt einzusetzen. Aber jedes „gelungene“ Beispiel, jeder erlebte Fall, dass „der Stärkere“ (im engeren wie weiteren Sinne) sich durchsetzte (und nicht „der Bessere“), weckt und verstärkt das animalische Bedürfnis, der Stärkere zu sein.

Alles, was mit dem Begriff „Gewalt“ verbunden ist, wird deshalb ein Sonderfall des Lebens unter kommunistischen Verhältnissen sein – aber es ist eben nicht restlos verschwunden. Widersprüche und Unzufriedenheiten sind ja nicht per se etwas Negatives. Erst wenn „man“ etwas als störend empfindet, geht man die Lösung des Problems an. Das schließt ein, dass man im Weg und im Ziel irrt. Sofern du diesen Begriff auf Kriege beschränkst, also auf Kriegshandlungen, Staatsterrorismus in engem oder weitem Sinn und Handlungen einzelner Menschen, die daraus direkt abzuleiten sind (zum Beispiel sadistische Folterexzesse), so gibt es sie natürlich nicht mehr. Das allein sollte vielen als Argument für eine solche Gesellschaft schon ausreichen.
Ich glaube aber auch an eine extreme Minimierung bei indirekten Gewalthandlungen. Die sind natürlich schwerer abzugrenzen. Nur hältst du nicht auch einen sozial Hoffnungslosen für tendenziell eher gewaltbereit als jemanden, der um genug andere Möglichkeiten weiß sich auszuleben? Da es im Kommunismus keine soziale Ausgrenzung in großem Maßstab gibt (und überwiegend überall jeder „Migrant“ ist), existiert kein Nährboden für daraus erwachsende individuelle Gewalt – also ist eine Institution überflüssig, die solche Gewalt den Normen einer Staatsmacht unterwirft.

Der Anfang der ganzen Kette liegt darin, dass es keinen Besitz gibt, der über eine soziale Rangfolge entscheidet: Niemand ist mehr „wert“, weil er mehr hat. Keine Gruppe besitzt „Produktionsmittel“ (Mittel überhaupt), mit der sie eine andere ökonomisch dazu zwingen könnte, für sie zu arbeiten. Es kann sogar jeder die Dinge / „Güter“, über die er unmittelbar verfügen will, von der Gemeinschaft anfordern, sie technisch bestellen und – von den beschränkt vorhandenen „Originalen“ einmal abgesehen – auch erhalten. Jeder kann sich also materiell so als Persönlichkeit entfalten, wie er dies für angemessen erachtet, sofern er andere Persönlichkeiten damit nicht beschränkt.
Wenn es also nichts zu stehlen gibt, braucht auch keine Diebstahlsbekämpfung organisiert zu werden. Selbst ganz individuelle Verbrechen haben einen wesentlich kleineren Nährboden. Es verändert langfristig die Persönlichkeit, wenn das gesellschaftliche Phänomen, dass andere etwas besitzen, was man gern hätte und nicht haben kann, einfach nicht mehr existiert. Und es verändert die Beziehung zwischen Menschen langfristig einschneidend, wenn es keine materiellen Abhängigkeiten mehr gibt. Der seinen Partner Prügelnde kann eben heute grinsend sagen, „Geh doch!“, weil er genau weiß, dass der (die) so Angesprochene dann mit leeren Händen dasteht. Diese Sicherheit der Macht löst sich in Nichts auf, wenn der (die) so Angesprochene um den Neuanfang in gleichwertiger neuer Situation weiß … ohne prügelnden Partner. Und wer von einer Arbeit nach Hause kommt, die ihn mindestens nervlich total ausgelaugt hat, hat es schwerer, sich Partner und Kindern gegenüber angemessen zu verhalten, als jemand, der durchschnittlich befriedigt in die private Tageszeit übergeht.
Also in gesellschaftlicher Hinsicht ein Paradies – und zwar insbesondere für die heute sozial Benachteiligten. Aber eben nur in gesellschaftlicher Sicht …

Ich hoffe, dass ich glaubhaft machen konnte, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen den weltweiten Umfang an „Verbrechen“ extrem reduzieren werden. Ich halte es für vorstellbar, dass die verbliebenen „Verbrechen“ sogar so wenige werden, dass sie vernachlässigt werden könnten. Brutal ausgedrückt: Wer sich unter solchen Bedingungen daheim verprügeln lässt, ist „selber schuld“, wenn er es nicht beendet.
Eine solche Grundeinstellung wäre aber nicht kommunistisch. Zum kommunistischen Menschenbild gehört die Sorge um das nachbarschaftliche Wohlergehen. Vergessen wir nicht, dass es sehr wohl weitere reale Abhängigkeiten Schwächerer geben wird. Ich denke da zum einen an die Kinder, zum anderen an im weitesten Sinne „Kranke“ beziehungsweise „Behinderte“. (Selbst die fortschreitenden medizinischen Erfolge lassen immer wieder neue Lücken offen, die die Einzelnen nicht schließen können.)
Zu den „Kranken“ rechnen natürlich auch die, die nicht direkt „Opfer“ sind, sondern zum Beispiel Sexualstraftäter. Nicht jedes traumatisierende Ereignis lässt sich trotz bestem Wollen durch „die Gesellschaft“ verhindern, nicht jede genetische Disposition als gefährlich entschlüsseln und korrigieren. Um also beim Beispiel der Sexualstraftäter zu bleiben: Es ist der Gemeinschaft nicht zuzumuten, sie zu ignorieren und den Einzelnen nicht, sie verfolgen zu müssen. In dieser Betrachtung nenne ich auch einen Mörder aus Eifersucht „Sexualstraftäter“.
Also muss eine hoch spezialisierte „Polizei“ weiter existieren.

Du kannst wahrscheinlich nicht vorstellen, wie die „öffentliche Gewalt“ mit dem Privatleben der Einzelnen verknüpft werden sollte, weil wir heute d nach möglichst maximalem Schutz unserer Privatsphäre schreien müssen. Aber warum sollte diese juristische „Privatsphäre“ unter den veränderten Bedingungen nach (!) dem Sozialismus nicht vom Prinzip wesentlich kleiner sein dürfen. Du musst dann ja berücksichtigen, dass es im Wesentlichen kein privates Detail gibt, dessen Öffentlichkeit dem Betroffenen schaden kann. (Ansonsten wären es keine privaten Details mehr.) Oder umgekehrt: Die Jagd nach persönlichen Details bringt im Prinzip niemandem gesellschaftlichen (ökonomischen) Vorteil. Der Kampf um persönliche Sympathien einmal ausgeklammert.
Es darf also „normal“ sein, dass „man“ weiß, was in den Nachbarschaften (wohnlich, arbeitsmäßig, persönlich) „so los ist“. Dass frühzeitig „moderierende“ Vertrauensleute vor Ort existieren. Sie sind sozusagen die niederste „Instanz“ der Nachbarschaftsbetreuung, was nicht heißen muss, aber kann, dass „Vertrauensmann“ ein „Beruf“ ist. Es kann auch ein Wahlamt sein. (Es darf ja keine Tratsch-Denunziation werden, also professionell vertrauensvoll muss es sein.)

Für technisch einwandfreie Spurenauswertung bei trotzdem nicht verhinderten Verbrechen setzt eine Berufspolizei ein. Ihr kommt dann auch ein Gewaltausübungsrecht zu. Es wird auch im entfalteten Kommunismus ein Verbrecher verhaftet werden - unter Umständen wie in heutigen Kriminalfilmen.
Danach aber wird wieder alles anders.
Richtiger: Ansätze dessen, was dann kommen kann, könntest du dir, wenn du in der DDR gelebt hättest, etwas leichter vorstellen. Dort war das System von gesellschaftlichen Gerichten, der Einheit von Berufsrichtern, Laienschöffen usw. schon praktisch in der „Erprobungsphase“. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass dieses System in der DDR als gesellschaftliches Problem betrachtet werden musste, im Kommunismus aber ein „individualistisches“ ist. Also irgendwo festgeschriebene „Strafen“ können nur Notbehelf in unlösbar erscheinenden Fällen sein. Normalerweise werden auch individuelle Lösungen der jeweiligen Probleme gesucht und gefunden werden. „Sexuelle Störungen“ sind erst einmal etwas Medizinisches. Und Vorrang hat die Wiederherstellung der geschädigten Opfer.

Doch eigentlich müsste ich damit beginnen, dass der Begriff neu gefasst wird. Denn das „Wesen“ der „kriminellen“ Handlung besteht ja nicht mehr im Verstoß gegen formal festgeschriebene Rechtstatbestände. Ein – bleiben wir bei dem Beispiel – Sexualstraftäter handelt in erster Linie krank. Er bereitet Anderen bewusst (?!) Leiden – und zwar welche, die nicht einmal in für ihn selbst akzeptablem Verhältnis zum vorübergehenden Gewinn stehen. Er braucht also Hilfe zur Selbstbeherrschung.

Klar. Die Gesellschaft muss sich den Luxus leisten, solche Verbrechen möglichst umfassend aufzuklären. Dies wird bereits dadurch leichter, dass es nicht mehr um die Feststellung eines juristischen Sachverhalts geht. Es muss unter Ausschluss der Straffrage „normal“ sein, dass über angemessenen menschlichen Umgang miteinander geredet wird – und zwar relativ öffentlich. Was danach kommt, wäre die Behandlung von Opfer und Täter. Dabei werden Strafen im engeren Sinne generell die Ausnahme sein. Das heißt nicht, dass es keine unterschiedlich restriktiv geführten „Bewährungslager“ geben wird. Sonst würde ja gegen das Prinzip der Vielfältigkeit verstoßen. Aber wichtiger als die Einlieferung in eine Schule für Kriminalitätsausübung (als welche heutige „Gefängnisse“ verstanden werden können) ist die Therapie gegen Wiederholung, die bei den Ursachen ansetzt. Wobei … noch wichtiger ist natürlich die Therapie der Opfer. Das gesellschaftliche Hauptprinzip muss logischerweise sein, Traumatisierungen jeder (!) Art zu beseitigen.

Die schwerste Strafe unter kommunistischen Bedingungen sind Einschränkungen der Kontaktmöglichkeiten. Im Gegensatz zum Normalfall, wo jeder frei entscheiden kann, in welchem Umfang jemand wo dazugehören möchte, erfolgen je nach Einzelfall Beschränkungen. Man könnte es wie subtile Weiterentwicklungen der „elektronischen Fußfessel“ auffassen, die mit dem zeitlich begrenzten Verbot beginnen könnte, bestimmte Internetseiten aufzurufen. Dem „Bestraften“ werden aber weit gehende Wiedergutmachungsrechte eingeräumt.

Um es einmal so zu sagen: Die kommunistische Gesellschaft muss sich zwei Arten von „Moderatoren“ leisten: solche, die öffentlich wirken und solche, zu denen man vertrauensvoll gehen kann, wenn man „Eifersucht“ o. Ä. empfindet.
Natürlich braucht die Gesellschaft ihre materielle Basis. Also das, was materiell verbraucht wird, muss zuvor produziert sein. Aber diese Frage stellt sich anders, wenn die tatsächliche menschliche Hand weitgehend durch Technik ersetzt wurde. Kommunistisch wird die Sache erst, wenn es wirklich um die Entfaltung der einzelnen Persönlichkeiten mit ihren Bedürfniswelten geht. Dort steht an erster Stelle natürlich die Gesundheit. Was das bedeutet, wird im Kommunismus besonders weit gefasst.
Wann sich jeder am wohlsten fühlen, das ist natürlich eine ganz individuelle Angelegenheit, es wird bereits in frühem Kindesalter geprägt: Fühlt sich jemand in Gemeinschaften wohl, lernt er beflügelnde kennen, findet er Felder von Genuss und Bestätigung oder bleibt er bei der heutigen Meinung, mit Kämpfen gegen Andere, vielleicht sogar potentiell Schwächere, sich selbst erhöhen zu können? Nach entsprechender Bestätigung und damit Festigung einer bevorzugten Strategie wird er sich weiter so verhalten und gesehen werden.
Das System der Motivationshilfen für gemeinschaftskonformes Verhalten muss extrem individuell ausgerichtet sein. Sicher ist allerdings, dass es solche (auch negativen) Motivationshilfen geben wird. Das Hauptziel der Gesamtgesellschaft ist ja die maximale Ausprägung jeder einzelnen Individualität. Die führt aber zur Kollision mit den berechtigten Interessen anderer Individuen.

Warum das Bild der fleißigen Ameisen nichts mit Kommunismus zu tun hat


Dialektik


Mache
was man dir sagt
anders.
So
beweise,
du hast verstanden.



Du darfst dir Kommunismus nicht als Masse gleichgeschalteter Arbeitswütiger vorstellen. Am besten noch unter Kontrolle eines Überwachungsprogramms, das für Fleiß Glückshormone freigibt.

Sagen wir einmal, um etwas zu veranschaulichen, gebraucht mancher künstlerische Bilder (Metaphern) aus dem Tierreich. Natürlich stimmen die nie. Wer als „Ochse“ bezeichnet wird, ist im Regelfall zeugungsfähig und Mensch geblieben. Allerdings werden den Tieren bestimmte markante Eigenschaften zugeschrieben, die dann das menschliche Verhalten zuspitzen.
Das ist nicht nur bei den Ameisen problematisch. Sie als Sinnbild für Fleiß zu benutzen, ist mindestens gewagt. Nicht dass sie „faul“ wären, aber „Fleiß“ setzte einen bewussten Vorsatz voraus. Den kann man der einzelnen Ameise beim besten Willen nicht zuschreiben – auf jeden Fall nicht mehr als beliebigen anderen Tieren, die das jeweils Nötige tun, um ihre Art zu erhalten.
Wenn man aber das „Unermüdliche“ hervorhebt, mit dem sich die einzelne Ameise in den „Dienst“ ihres Volkes fügt, mit der sie an ihrem Platz im Sinne ihrer Gemeinschaft wirkt, dann wird es zu einem verleumdenden Bild, sobald man es auf künftige kommunistische Verhältnisse anwendet.

Das einzelne Tier weiß ja überhaupt nicht, was es tut. Es ist auf Arbeiter, Soldat usw. „programmiert“ und arbeitet dieses ihm zugeteilte Programm ab. Es ist eben nur ein natürliches und kein Computerprogramm. Der einzelne Mensch im Kommunismus weiß sehr wohl um die Funktionsweise der Gesamtgesellschaft und seine Rolle darin. Er kann sie relativ frei wählen und nach seinen aktuellen persönlichen Bedürfnissen auch wechseln.

Arbeitseifer und unermüdliches Schaffen sind dabei nur zwei Arten unter vielen, sich einzubringen. Sicher wird es die geben, aber sie werden nicht die vorherrschenden sein. Genauer: Nur bei denen, denen gerade „Arbeit“ besonders viel Spaß macht, denen sie große Erfüllung bedeutet. Wozu sonst baute man immer bessere „Roboter“, die selbst „Roboter“ fertigen, um alles Stupide zu minimieren?

Trotzdem werden wohl auch Menschen teilweise diesen Maschinen bewusst Arbeit wegnehmen. Nicht, weil es zum Überleben der Menschheit bedeutsam wäre, sondern weil bestimmte Arbeiten, wenn man ihren Umfang selbst bestimmen kann, einfach Vergnügen bereiten und es die Qualität verbessert – im Sinne, dass größere Vielfalt immer besser ist und „Handgemachtes“ seinen eigenen Reiz hat beziehungsweise „besser schmeckt“.

Keine Ameise käme auf solche Ideen! Wer also Kommunismus als Ameisenhaufen illustriert, stutzt die dann Lebenden auf relativ stumpfe Workaholics zusammen. Er billigt ihnen nicht zu, dass sie nach einem Ballettbesuch einfach nur ihre Lust ausleben könnten mit einem / einer, der / die das auch gerade will … und dazu in den Hauptrechner eingeben, dass sie am Folgetag am Arbeitsplatz vertreten werden möchten. Allerdings werden sie später kurz ihnen Speicher abrufen, ob sich Ersatz gefunden hat, und wenn nicht, die vorgesehene Aufgabe dann doch angehen. Weil sie nämlich um die Bedeutsamkeit ihrer Arbeit wissen. Aber ich glaube, meistens wird sich eine Vertretung finden. Du könntest umgekehrt ja in dieselbe Verlegenheit kommen. Und die, die das überstrapazieren, sind schnell entlarvt.

So ein klein wenig wird jedem bewusst sein, dass da irgendwer dafür arbeitet, dass ihm „der Strom aus der Steckdose kommt“. Etwas muss „man“ zurückgeben. Das wird im Vergleich zu heute per Saldo weniger sein … auch, weil die Grenzen zu „Privatem“ viel fließender sein werden, wenn man neben den eigenen auch die Nachbarskinder betreut. „Privates“ aber dürfte Ameisen unbekannt sein … Um es einmal so zu sagen: Der durchschnittliche Mensch im Kommunismus ist „natürlich fleißig“. Er wird aber nicht mehr arbeiten als nötig und das ist seiner technischen Möglichkeiten wegen weniger, als wir uns heute aufbürden müssen – nur dass er das, was er machen wird, bewusster macht.

Bedürfnisbefriedigungsanstalt Kommunismus

Nach der Geldzeit

1
Ich stell mir vor, worauf man dann, gäb es kein Geld, verzichten kann.
Da hätten erstmal, klar, die Banken, die Aktienhorter abzudanken.
Wir müssten keine Steuern klären, nicht Börsenfuzzis miternähren.
2
Kein Grenzer würde übrig bleiben. Es wär egal, was wir wo treiben.
Kein Polizist hätt´seine Not mit denen ohne täglich Brot.
Nur kleine Reste würden alt bei Schlichtung ohne Staatsgewalt.
3
Kein Phrasenfreund im Parlament verdirbt der Tage Happyend.
Kein Betteln, Kriechen, „Hartz“-Almosen zernagt´ den „Wert“ von „Arbeitslosen“.
Kein Wochenwerk gehasster Stunden wär „unternehmerisch“ verschwunden.
4
Ob Chrysler, Kia, BMW - sie tun der Erde nicht mehr weh.
Als Frage auch im Autofalle bleibt nur, was gut wär für uns alle.
Wär das Profitinteresse weg, ersparte das viel Umweltdreck.
5
Was tausend Kriege schon vernichtet, wird zwar nie wieder neu errichtet.
Doch wärn sie weg, die vielen Waffen, die Tote, Krüppel, Trümmer schaffen,
weil niemand, der sie fabrizierte, noch auf dem Erdball existierte.
6
Tat früher sehr viel Arbeit not, um abzusichern täglich Brot,
bleibt nicht stupides Buckeln, Klotzen, je mehr vor Technik wir nur strotzen.
Wie wenig Arbeit könnte reichen, die Welt an Reichtum anzugleichen.
Das Erdengut, wir werdens teilen, gemeinsam kreativ verweilen,
einander nicht mehr fertigmachen, worüber fremde Konten lachen.
7
Glaubt ihr, dann gäb es nichts zu tun, ein jeder würde geldfrei ruhn?
Man ränge auf dem Erdenrund, dass, wer da lebt, auch wär gesund.
Dafür dann lohnten sich auch Mühen - wer wollt´nicht vor Ideen sprühen!
8
Wär keiner arm und keiner reich, wär überall ein jeder gleich.
Man malte, schriebe, musizierte, man spielte, lernte, fantasierte,
gemeinsam mal und mal alleine, man hülfe Nachbarn auf die Beine …
Welch leben voller Poesie - dahin kommt heut´ nicht Fantasie!
9
Ich stell mir vor, was alles dann, gäb es kein Geld, sich ändern kann.
Doch bin ich dafür leider zu allein. Das muss ein Werk von vielen sein.
Wie viel könnt mensch wohl noch erreichen, zerstörte er nicht Seinesgleichen.





Die Frage, wie „realistisch“ eine Formel „Jedem nach seinen Bedürfnissen“ ist, habe ich noch nicht beantwortet, richtig. Du ahnst aber, dass ich an die Sache herangehe wie der Indianer, der sagt, Mensch kann kein Stück von Mutter Erde besitzen, und der trotzdem, nein, gerade deshalb schonend mit all dem umgegangen ist, was diese Mutter Erde ihm gewährte.
Dass ich die Frage aufwerfen muss – auch linke Kritik zwingt mich dazu – liegt eben an unserem Denken, das selbst bei Linken von aktuellen Verhältnissen, also unserem Verständnis ausgeht. Also immer wieder: Nach kommunistischen Prinzipien allgemein zusammenzuleben, setzt Bedingungen voraus, die wir zuvor schaffen müssen - solche, die uns teilweise sogar seltsam vorkommen, und solche, die heute einige Menschen bereits angedacht haben.

Wieder müssen wir beim Grundproblem beginnen, was „Bedürfnisse“ sind und wie sie entstehen. Es gibt elementare Bedürfnissen und solchen „gesellschaftlicher Natur“.
Elementare Bedürfnisse sind von der Natur vorgegeben. Wenn der Körper Energie braucht, dann „produziert“ er Hunger, wenn Flüssigkeit erforderlich ist, Durst; „irgendetwas“ muss gegen das Frieren gemacht werden, unter anderem die Spermienproduktion animiert zu schönen Gefühlen, die die Fortpflanzung der Menschheit zur Folge haben … ohne dass ein einziger Sexualpartner auf der ganzen Welt dabei an die „Fortpflanzung der Menschheit“ denken muss.

Alle anderen Bedürfnisse sind „gesellschaftliche“ - selbst solche, die sich auf die Qualität der Befriedigung der elementaren beziehen. Dem Hunger ist es egal, ob er durch Fleisch eines toten Rehs, Kartoffeln, Reis … oder Kaviar befriedigt wird. Es gibt natürlich Übergänge, also für eine „Rundumentwicklung“ wäre es das Beste, sich abwechslungsreich zu ernähren und regelmäßig auf bestimmte Inhaltsstoffe zu achten. Das Niveau der Befriedigung elementarer Bedürfnisse muss für den Kommunismus weltweit auf relativ hohem Niveau gesichert sein. Es darf im weitesten Sinne niemand „hungern und frieren“ müssen – und zwar bedingungslos kein Mensch. Es gibt seriöse Untersuchungen, die dies bereits heute technisch für machbar halten. Wenn ein gebildeter Europäer von „Bedürfnissen“ spricht, denkt er aber meist nicht an die elementaren. Er geht bereits davon aus, dass die befriedigt sind, weil er es im Gegensatz zu Bewohnern der „dritten Welt“ nicht anders kennt.

Schwieriger ist es mit den gesellschaftlich beeinflussten Bedürfnissen. Dort wirken Mechanismen, die wir uns heute schwer wegdenken können, um den Kommunismus zu verstehen, aber zumindest teilweise wegdenken müssen. Den wichtigsten dabei nenne ich „Neid“. Ich würde es für den heute entscheidendsten Antrieb nach dem Elementaren ansehen, dass viele Menschen etwas deshalb besitzen möchten, weil sie wissen, dass Andere das schon haben. Dieser „Neid“ lässt sich in Marxscher Weise noch weiter auseinandernehmen:
Zuerst muss ein begehrbares Gut vorhanden sein. Das Begehren nach kernlosen Apfelsinen hielt sich in Grenzen, solange alle wussten, dass es keine gab. (Die störenden Kerne regten „nur“ die Fantasie an, wie schön es wäre, wenn es kernlose Früchte gäbe).
Zum Wesen klassenorientierter Marktwirtschaften gehört das bewusste Wecken des Besitz-Begehrens. Der, der ein beliebiges Gut zur Profit bringenden Ware machen will und muss, will unabhängig von allem Anderen (und sei es die Gefährdung der Gesundheit der Käufer), dass genau sein Gut Anerkennung als Ware findet, er es verkaufen kann. Deshalb drängt er es potentiellen Kunden auf verschiedene Weise auf. Durch die gesellschaftlichen Verhältnisse unterliegt jeder Mensch (in jeder Gesellschaft) einem andauernden Anpassungsdruck. (Besonders drastisch ist dieser Druck natürlich dort, wo man besonders eng einer Normen bildenden Gruppe angehört, wenn die Anderen zum Beispiel wissen, dass du eben das gerade angesagte Handy NICHT hast.)
Nun wächst Neid zuerst einmal aus dem Wissen um tatsächliche Ungleichheit. Die erste Folge der Ausbeutungsverhältnisse im Feudalismus war keine Revolutionsbewegung, sondern der allgemeine Wunsch, auch zu DENEN zu gehören. Du kennst doch die alten Märchen: Das Ideal heißt da Prinzessin, Prinz, (guter) König. Aber erscheint es nicht einleuchtend, dass immer weniger es für erstrebenswert halten, eine Prinzessin zu sein, wenn a) es keine Prinzessinnen gibt, b) keine Hochglanzpostillen höfische Welten als erstrebenswert darstellen, c) keine wesentlichen Gruppen sich nach einem unerfüllten „besseren“ Leben sehnen müssen und d) es alternative Ideale gibt?

Oder nimm die Mode: Sie ist ja von „Markt-Bedürfnissen“ bestimmt: Damit möglichst viel verkauft wird, muss man dem Kleidungsstück ansehen, aus welchem Jahr es stammt. Das hat zur Folge, dass viele das jeweils Neueste kaufen, um nicht als „unmodern“ abgestempelt zu werden. Ich behaupte nicht, das dies im Kommunismus vollständig verschwinden wird. Es wird aber zurückgedrängt durch die mehr oder weniger dezente Betonung der speziellen Individualität der Einzelnen. Die Zahl derer, die selbst etwas zu ihnen Passendes kreieren, wird drastisch zunehmen. Die Möglichkeiten, solch eigene Kreationen auch umzusetzen, sind ja nicht beschränkt. Sich Ideen zu beschaffen ermöglicht das Medium Internet genauso wie die Schaffung einer eigenen „Modegemeinde“ - die dann eine eigene Produktions- und Vertriebskette organisiert. Das kostet ja nichts außer Ideen und etwas Zeit … und ist eine Frage des Selbstbewusstseins – für die sich Kleidenden, wenn sie eine echte „Stumphusen“ tragen, und für die Stumphusen, dass sie eben „die Stumphusen“ ist. Neu ist nur, dass die normale Massenproduktion aussehen darf wie die Stumphusenkollektion … aber nicht muss, weil kein materieller Status gezeigt wird. ...

Sieh aber immer beide Seiten: Auf der einen die manipulierten „Bedürfnisse“, die „der Markt“ erst schafft, fördert, verstärkt und die in dem Moment zu schrumpfen beginnen, in dem es keinen Markt mehr gibt. Man darf also auch keine DDR-Verhältnisse als Maßstab heranziehen, wo natürlich direkt und indirekt die Marktblicke nach Westen bestimmend blieben und der (die) „etwas Besseres“ war, der (die) das hatte, was andere haben wollten.
Auf der anderen Seite werden wir natürlich auch im Kommunismus Bedürfnisse vorsätzlich wecken - nur eben andere. Das setzt bereits im frühen Kindesalter an. Da es in der Absicht der Gesellschaft liegt, dass sich ihre Mitglieder zu allseitig entwickelten Persönlichkeiten entfalten, wird auch der frühkindlichen Ausprägung musischer, mathematischer, sportlicher, wissenschaftlicher, handwerklicher und immer wieder andersartiger künstlerischer Empfindsamkeit eine ganz andere praktische Wertschätzung entgegengebracht, als wir das bisher je erlebt haben (obwohl die DDR-Verhältnisse in diese Richtung gingen). Also nicht in jedem Menschen im Kommunismus wird ein Supertalent entdeckt werden – worin auch immer. Aber es werden anteilig viel mehr Kräfte aufgewandt, um Talente zu wecken und entfalten, vor allem jedoch wird in der Breite die Aufnahmebereitschaft für verschiedenartige „Sinnes-Reize“ erhöht, die Genussfähigkeit gezielt verstärkt werden.
Hier ist sicher am leichtesten zu begreifen, dass das kein abschließend harmonischer Prozess ist. Das tatsächliche Niveau jedes Einzelnen wird unterschiedlich weit hinter den Möglichkeiten zurückbleiben und jeder muss sich mit seinen Mängeln auseinandersetzen. Das wird jeder auf eigene Weise tun. Im Trend aber werden die Möglichkeiten jedes Einzelnen immer mehr erkannt und „ausgereizt“ ...

Um sich vorzustellen, dass und vielleicht wie so etwas geht, ein ganz praktisches Beispiel: Wenn du ein Musikstück hörst, unterliegst du unterbewussten „Mechanismen“. Dein Gehör ist nicht allein, aber auch Gewohnheiten unterworfen. Wenn du auf eine Musikrichtung fixiert bist, wirst du eher „schön“ finden, was dem Gewohnten ähnelt. Dies prägten zu großen Teilen Entwicklungszeiten, an die wir uns nicht mehr erinnern können. Oft sind wir aber auch bereit, unterbewusst ein Musikstück eher als „schön“ zu empfinden, wenn es uns als „Hit“ vorgestellt wird oder wenn Freunde es stark finden usw. Mit einer verengten Weltsicht verengt sich auch die Aufnahmefähigkeit für Schönes. Es geht dabei sowohl um das aktive Produzieren von „Schönem“ als auch einfach das Genießen dessen, was andere gemacht haben. Das schließt ein, Harmonien in vordergründigen Disharmonien zu entdecken, Auseinandersetzungen als kreativ annehmen zu können. Das erklärt zum Beispiel mit, warum immer wieder neu Elterngenerationen den Musikrichtungen ihrer Kinder so skeptisch gegenüberstehen, sie häufig nicht einmal als Musik akzeptieren. Wenn du dann nachfragst, ist denen das mit ihren Eltern genauso gegangen, und eigentlich müsste ihnen einleuchten, wenn der nächste Stil für die spätere Generation … und immer weiter so fort ...

Vielleicht kann man sich ein winziges Startbild machen, wenn man das System der Sportförderung in der DDR auf alle Bereiche der Persönlichkeitsentfaltung ausdehnte. Also eine Wechselwirkung von „Breitensport“ und „Leistungssport“. Dass dabei nicht jeder „Sport“ mögen wird, ist Element seiner besonderen Persönlichkeit. Um eine solche Entscheidung aber treffen zu können, muss er natürlich in Berührung mit dem „Sport“ gekommen sein. Oder anders: Bach nicht zu „mögen“, weil man nur Bohlen kennt, ist genauso doof wie umgekehrt.

Die Abgrenzungen kommen im Kommunismus fast von allein … aber mit der erworbenen Fähigkeit, das der eigenen Persönlichkeit am ehesten Entsprechende aus einer breiten Vielfalt auszuwählen. Zumindest was Musik angeht, wäre dies heute technisch bereits gut umsetzbar, stößt aber gerade hier auf marktbedingte Schranken.
Es ist einfach etwas Anderes, nach dem Erwerb der nächsten Sache zu „streben“ und, kaum, dass man sie erworben hat, nach der nächsten, als „sich rundum zu entfalten“.

Nicht alle Menschen werden irgendwo super sein – genau das würde ja dem Grundsatz der Vielseitigkeit widersprechen -, aber man kann es „Synergie-Effekt“ nennen, was jene „allseitig entwickelten Persönlichkeiten“ für die Gesellschaft erbringen werden: Leonardo da Vinci hat die Qualität der Leistungen auf einem Gebiet auch aus der Vielseitigkeit der verwirklichten Interessen auf anderen Gebieten gewonnen, Goethe war kein „Genie“ der Farbenlehre … aber seinen Leistungen als Dichter hat die Beschäftigung mit Farben sicher nicht geschadet usw.
Die Zeit der Universalgenies ist zwar vorbei. Die Zeit der vielseitigen Menschen aber bricht erst mit der kommunistischen Gesellschaft an – und diese Menschen werden „modern“ sein. Ihretwegen wird es wenig bedeutsam sein, ob alle mitmachen – es reicht, wenn, mit einem schrecklichen heutigen Wort bezeichnet, die „Leistungsträger“ in den Superkreativen ihre Vorbilder sehen. Anerkannte Vorbilder aber besitzen Sogwirkung. Insofern kommen Schul-Coaches (um nicht „Lehrer“ zu sagen) viel größere Bedeutung zu. Sie sind eine von mehreren Gruppen, die darauf achten müssen, dass sich Jugendgruppen keine ihre Mitmenschen missachtenden Idole wählen.
Wir sind heute zu wenig in der Lage, „Neben-Fähigkeiten“ zu nutzen und schätzen. Selbst ein „Partylöwe“ ist eben mehr als ein Nichtsnutz. Praktisch ist er doch jemand, der für Augenblicke die Laune seiner Mitmenschen zu verbessern vermag. Vielleicht ist das genau die Laune, die ihnen bisher (leicht übertrieben) für die nächste Erfindung gefehlt hat?!
Wir haben es mit einer total anderen Welt zu tun: Wenn wir das Wirken der dann bereits funktionierenden Roboter berücksichtigen, so bleibt an Tätigkeiten, die wir heute im weitesten Sinne als Arbeit bezeichnen, weniger als acht Stunden übrig … pro Woche. Sofern es sich dabei um Arbeiten handelt, die nicht von „zu Hause“ aus erledigt werden können, die also die körperliche Anwesenheit des „Arbeitenden“ erfordern, lohnt sich ein Arbeitsweg aber erst bei einer ausreichend langen Arbeitszeit.

Es gibt mehrere Lösungen:
Für einen Teil der Menschheit wird die „klassische“ Arbeit zu einem „Luxus“, um den sie sich bemüht, weil sie darin den Weg zu ihrer Selbstentfaltung sieht. Dazu gehören die wachsenden Anteile von Umlernzeiten, in denen die, die keine Fachidioten sein möchten, ihre Fähigkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen erweitern.
Vereinfachend sage ich „für einen anderen Teil der Menschheit“ (obwohl dies oft dieselben Menschen sein werden) beginnt die freie Suche nach erfüllender Tätigkeit in Künsten im weitesten Sinne. Die Übergänge zwischen dem, was wir heute in „Hobby“ und „Kunst“ unterteilen würden, werden fließender. Da jeder sich dazu bekennen kann, was er so treibt, finden sich auch weltweit gleich Gesinnte zusammen. Letztlich erfüllen sie füreinander, aber eben auch für andere die „Funktion“, Freude zu bereiten. In verschiedenartigsten Umfelden begegnen sich Menschen und kommunizieren.

Insofern verselbständigt sich auch die Kommunikation als solche. Sich frei mit anderen Menschen auszutauschen ist wieder normaler Bestandteil des Lebens – weil es keinen gesellschaftlichen Beschränkungen unterliegt. Keine Kommunikation ist im Gegensatz zu den vorkapitalistischen „Gemeinschaften“ durch die Natur – oder wie im Kapitalismus durch ein entfremdetes Arbeits- und Erwerbsleben - erzwungen: Der Urmensch brauchte seine Gruppe zum Überleben. Die Gruppenmitglieder hingen aneinander und mussten daraus das Beste machen. Der Bauer im Feudalismus war an seine Scholle „gefesselt“ und musste ein Verhältnis zu seinen Nachbarn schaffen. Der Mensch im Kommunismus kann zu jedem Mitmenschen bewusst seinen Weg suchen … oder es bleiben lassen: sich in eine Internet-Gemeinde einfinden, jemanden ansprechen, jemanden besuchen, jemanden auf Veranstaltungen treffen … oder eben bei einer Arbeit, die beide von vornherein interessant finden – sonst hätten sie sie ja nicht gewählt. Er kann der Masse seiner Mitmenschen aber eben auch bewusst aus dem Weg gehen. Er wird sich aber tendenziell schwerlich selbst aus aller Gesellschaft isolieren, weil dies die Lebensfreude mindert …

Andererseits hatte begleitende Kommunikation einen eigenen Wohlfühleffekt, bevor sich die kapitalistisch reine entfremdete Arbeit durchsetzte. Viele Menschen hatten eben Vergnügen daran, sich bei ihren Handarbeiten mit den Nachbarn zu unterhalten. Der Ertrag war nicht akkordhoch, aber die Stressschäden der Beteiligten waren deutlich geringer, würde ich einmal behaupten. Solche Situationen werden im Kommunismus wieder normaler sein ...

Und eines darfst du nicht vergessen: Jedem Menschen steht frei, Dinge zu tun, die wir heute „direkte Demokratie leben“ nennen würden. Die Zahl der Foren wird sehr groß sein, in denen Fragen des „gesellschaftlichen Zusammenlebens“ diskutiert und letztlich entschieden werden, Projekte, die „Investitionen kosten“, Entscheidungen, die von Bedeutung nicht nur für Wenige sind. Im Prinzip kann jeder ein solches Forum gründen oder sich einem anschließen. Es wird nur der organisatorischen Sicherheit wegen Schlichterräte und Sprecher geben. Weltweit, regional und fachbereichsbezogen. Ich hatte ja schon begründet, dass die Masse an Möglichkeiten verhindert, dass jeder überall mitredet und damit jede Entscheidungsfindung zähflüssig ermüdend wird. Man wird sich entscheiden müssen, wo man kompetent sein und mitreden will.
Einen Bereich habe ich noch nicht angesprochen: die Fortpflanzung. Noch mehr als in den anderen Lebensbereichen überlagern sich Gemeinschaftliches und zutiefst Persönliches. Als gesellschaftliche Frage muss gemeinschaftlich geklärt werden, wie Wirrköpfen der heutigen Art „Deutschland schafft sich ab“ der sachliche Boden entzogen wird. Die neue Frage hieße in etwa „Was ist Menschheit für die nächsten Jahrhunderte?“ Das könnte das größte „Forum“ überhaupt sein. Der makabre Zyklus der Vergangenheit muss verschwinden: Bisher war Bevölkerungswachstum in Erwartung kommender „Katastrophen“ (und seien sie als „Krieg“ menschengemacht) ein Ziel, um die Bevölkerung überleben zu lassen. Die Bevölkerungszahl wuchs mit den verbesserten Überlebensbedingungen. Die Entscheidung für oder gegen Kinder wird auch heute noch durch Existenzängste beeinflusst. Die Pille bedeutet erst einmal die technische Möglichkeit, bewusst zu planen und entscheiden. Wie wenig „frei“ bisher trotzdem entschieden wird, belegen heute „Planungen“ in China und Indien. Entweder erzwingt administrativer Druck einer Führungsgruppe die für die Entwicklung künftiger „Harmonie“ als notwendig angesehene Ein-Kind-Ehe oder materielle Traditionen und Existenzängste bewirken Massenabtreibungen von Mädchen.
Doch auch für den Kommunismus ist die Frage legitim, wie viele Menschen „vernünftigerweise“ auf der Erde leben sollten, also wie viele Milliarden für die Umwelt Erde eine Katastrophe wären – selbst, wenn die Versorgung solcher Massen gesichert wäre.

Kinder sind im Kommunismus nur noch im Dreieck von Liebe, Verantwortung und „Individualität“ zu sehen. Nichts wird letztere von Natur aus so eindeutig ausdrücken wie eigene Kinder. (Individualität ist auch die Fähigkeit und Bereitschaft zu dauernder Verantwortung für Andere.) Man wird sich viel freier für oder gegen das Kinder-Bekommen und -Aufziehen entscheiden.
Wenn wir unterstellen, dass die kommunistische Gemeinschaft nicht mehr an heute eingeleiteten ökologischen Katastrophen zu leiden haben wird (zum Beispiel massenweisen genetischen Schädigungen durch radioaktive und andere Umweltbelastungen), also dass der Untergang der kapitalistischen Verhältnisse „weich“ gelingt, wird sicher eine weitere „Senioren-Generation“ entstanden sein: die Ururgroßeltern. Während eine bewusste Manipulation der Kinderzahl in beide Richtungen vorstellbar ist – also Kampagnen „Schafft euch mehr oder schafft euch weniger Kinder an“ – kann die kommunistische Gesellschaft beim Umgang mit älteren Menschen nur in eine Richtung denken: weg mit Krankheiten und Verfall. Da ist auch Erfolg wahrscheinlich: Die lebenden Menschen werden älter und sind länger zu umfassender Aktivität fähig. Wenn die Familien weiter gleich viel Kinder bekämen, würde die Weltbevölkerung noch einmal sprunghaft anwachsen.
Dies macht unter anderem den Weg freier für vielfältigere Lebensentwürfe, also auch zu solchen, in denen „egoistischerweise“ keine Kinder vorkommen, „man“ sich dann in angenehmem Umfang „nur“ um biologisch fremde Kinder kümmert.
Spaß haben, nur um für den Moment Spaß gehabt zu haben, lässt die Betroffenen verkümmern. Aber auch Workaholics sind deformierte Persönlichkeiten. Auf Dauer kann es ja nicht gesund sein, sich mit Arbeit betäuben zu wollen ... Je mehr du bereits als Kind gelernt hast, womit du dich alles beschäftigen könntest (ohne damit gequält worden zu sein), umso mehr wirst du es in deinem langen Leben auch wirklich ausprobieren wollen. Als eines von vielem gehört die „Kommunikation“ mit Kindern dazu. Wie gesagt: unabhängig von biologischen Beziehungen werden Kinder eine Vielzahl von Partnerschaften erleben, die mit Beziehungen zu „Großeltern“ und guten Tanten und Onkeln vergleichbar sind.

Die Entfaltung des Bedürfnisreichtums der heranwachsenden Menschen bekommt einen total neuen Stellenwert, sobald sie nicht, zumindest im „normalen“ Einzelfall, existenzielle Probleme heraufbeschwört. Bei allen Problemen, die Kinder auch bedeuten, ist eines weg: Die Frage, wie soll ich sie / müssen die mich versorgen. Sie steht allein im großen Rahmen „Menschheit“, also überspitzt: Wenn jede Familie 10 Kinder bekäme, bliebe dann genug Sauerstoff zum Atmen? Die Kinder sind trotzdem einer der wenigen verbleibenden Zwänge. Wer auch immer die Bezugspersonen sein mögen, es müssen welche da sein. Das können biologische Eltern genauso gut sein wie Wahleltern, eine Mehrpartnergemeinschaft und anderes. Nur relativ stabil müssen diese Beziehungen sein.

Ich reibe mich hier an dem konventionellen Familienbild, das auch Friedrich Engels vertrat. Wahrscheinlich wird es im Kommunismus etwas geben, das den Namen „Familie“ tragen kann. Aber selbst dabei ist eine Mann-Frau-Beziehung mit dazugehörigen Kindern eine unter vielen Formen. Inwieweit „Wohn- und Lebensgemeinschaften“ eine große Rolle spielen werden, ist von unserem Horizont aus schwer zu bewerten; wahrscheinlich in einer neuen Zweckgemeinschaft von Individuen eine größere als heute.
Der Mietkostendruck ist genauso weggefallen wie wirtschaftliche Abhängigkeiten verschiedenster Art innerhalb konventioneller Ehen. Warum sollten kommunistisch lebende Menschen nicht als Totalindividualisten leben, vor allem aber wohnen? Also jeder Einzelne hat einerseits einen kleinen Bereich allein für sich, der sich andererseits leicht verbinden lässt mit unterschiedlich ausgerichteten „Gemeinschaftsräumen“ unterschiedlicher Sympathie- und Zweckgemeinschaften? Das wäre eine Komplexlösung für große Wohnobjekte.
Letztlich muss man ja alles neu denken: Wie viele Einfamilienhäuser mit großen Gärten es gibt, regelt heutzutage „der Markt“. Nun wäre es eine grausige Zukunftsvision, wenn das von Marx beschworene Verschwinden des Unterschieds von Stadt und Land so aussähe, dass die bewohnbaren Teile der Erde von einer einförmigen ewigen Stadt inmitten von „Futtermittelwerken“ bestünde. Und diese Stadt bestünde wiederum aus lauter Einfamilienhäusern. Jedem sein kleines Glück. Es wäre schon heute ernüchternd, auszurechnen, wie viel „Lebensraum“ jedem einzelnen heutigen Menschen so zustünde.

Die Wohnverhältnisse spiegeln die Lebensverhältnisse wider. Die aber können die kommunistischen Menschen bewusst gestalten. Sie haben ja jenen Büro- und Arbeitsstress nicht mehr, nach dem sie eine Schrebergartenidylle zum Abtauchen brauchten. Man kann mehr ausprobieren. Warum keine Gemeinschaft einer Wohnblocketage? Es ist ja vieles leichter, wenn es nur noch darum geht, wer welchen geliehenen Gegenstand vergessen hat zurückzugeben, aber nicht mehr etwas gestohlen werden kann. Man kann also den Nachbarn eher trauen. Es bedarf nur der Anstöße zusammenzukommen. „Facebook“ ähnliche Netzwerke ohne Hintergedanken und mit der Aussicht auf mehr. Eben ohne Druck, sich aus einem anderen Grund für eine Variante zu entscheiden als seine individuelle zu finden. Heute merkst du ja erst später, ob du auf Abzocker oder eine Form der Prostitution hereingefallen bist. Umzüge werden nur noch ein Problem, weil sie organisatorisch Mühe bereiten können. Aber du musst nicht unbedingt mit allem möglichen Hausrat umziehen – du brauchst nur mitzunehmen, was dir persönlich besonders wichtig ist, die Grundausstattung kann in der neuen Wohnung bereitstehen.

Auch hier gibt es eine klare Trennung: Jeder hat überall das, was zweckmäßig ist. Er machte sich in der großen Gemeinschaft „unmöglich“, wenn er nicht sorgsam damit umginge.
Wir kreisen immer wieder um bestimmte Grundpfeiler des Zusammenlebens. Da die Menge der Sanktionen klein ist, verbindet sich das riesige Maß an individueller Freiheit mit gesellschaftlicher Offenheit. Es ist (wieder) selbstverständlich, dass man weiß, was bei den Anderen los ist. Nur so kann ja Verhalten missbilligt werden, das das Gemeinschaftsleben schädigt. Weil man viel miteinander zu tun hat, wird für dich zur harten Strafe, wenn die anderen mit dir nichts zu tun haben wollen ...

Aber du hast ja am meisten Probleme mit dem Gedanken, dass jemandem Arbeit überhaupt ein Bedürfnis sein kann. Dabei könntest du dich gründlich umsehen und dir fielen bestimmt Leute ein, die auch ohne den ganzen Kommunismus-Kram wirklich Arbeiten gehen, weil sie das, was sie da machen, gern machen. Ich spitze das sogar noch zu: Es gibt auch in der Gegenwart zwar wenige, aber doch einige Firmen, die sich eine Arbeitsorganisation leisten, als hätten sie schon den Kommunismus erreicht. Im Wesentlichen kommen und gehen die Mitarbeiter dort wie sie wollen.

Das Ganze nennt sich Holacracy. Das ist der Name für eine in bestimmten „kapitalistischen“ Unternehmen tatsächlich umgesetzte „kommunistische Organisation“ der Arbeitsabläufe. Viele der dabei verwendeten Begriffe und Überlegungen sind allerdings nur mit virtuellen Kneifzangen anzufassen.

Es geht um Organisation von Arbeit. Nicht hierarchisch organisierte Abläufe, sondern „Getting Things Done Methode“, also einfach Formen der Selbstfindung von Strukturen, die nur darauf ausgerichtet sind, dass zum Schluss das Beabsichtigte herauskommt.
Wenig verwunderlich finde ich, dass die ersten praktischen Erfahrungen aus einer Software-Firma stammen. Ähnliche Tendenzen gibt es überall dort, wo die geistige Verantwortung des einzelnen „Mit-Arbeiters“ für das Gesamtprodukt besonders groß ist.

Mit der Verwunderung begeisterter Kinder suchen Betrachter bestimmter Insellösungen dem Beobachteten wissenschaftliche Namen zu geben. Gibt es so etwas wie eine „kollektive Intelligenz“, mitunter auch „Schwarmintelligenz“ genannt? Unerklärlicherweise funktioniert es, dass sich dabei Teams / Kollektive zielobjektbezogen selbst „Leitungsebenen“ wählen. Also etwas schräg ausgedrückt: Die Mitarbeiter bestimmen, wer wann in welchem Umfang über sie zu bestimmen hat.
In so „anarchisch organisierten“ Firmen bestehen meist nur minimalste Anforderungen an einzuhaltende Arbeitszeiten, Anwesenheit und anderen äußeren Druck. Das Merkwürdige: Es bricht nirgendwo „Anarchie“ aus. Zwar kommen und gehen die Kollegen, „wie es ihnen gefällt“, aber sie arbeiten dabei nicht weniger sondern bewusst mehr. Die Betrachter stehen vor einem Rätsel: Ohne Kontrolle, Stechuhren oder Ähnliches, ohne, dass man irgendeine Form bemerkte, in der sich die Kollegen gegenseitig kontrollierten … verhalten sich alle, als kontrollierten sie sich mit einem unsichtbaren Mechanismus eben doch. Dies war dann der Ansatz, solche biologischen Vergleiche wie „Schwärme“ heranzuziehen, bei denen sich „irgendwie“ die Einzelwesen sehr effektiv in ihrem Verhalten am Kollektiv, der Masse, dem Schwarm orientierten. Da müsse eine besondere „Intelligenz“ wirken, meinten die in ihrer Denkwelt Befangenen und wunderten sich noch über etwas Anderes: Der tierische „Schwarm“ ersetzte individuelle Intelligenz, bei Menschen fiel dies „Organisationsprinzip“ (?!) besonders bei intelligenzintensiven Tätigkeiten auf.

Ohne dies soziologisch oder auf welche Weise auch immer auszudeuten, können wir durchaus einige Schlussfolgerungen für künftige Gemeinschaften ziehen. Dabei müssen wir uns allerdings vor Verallgemeinerungen hüten, wie man sie mitunter bei occupy-Aktivisten antrifft. Die vorliegende Klassensituation – und wir müssen bei jeder Betrachtung davon ausgehen, was gerade da ist – produziert vorsätzlich in dem hier gedachten Sinn „dumme“ Menschen. Das ist kein Werturteil, sondern nur Ausdruck dafür, dass den meisten Menschen nicht wirklich all die Denkstrukturen vermittelt werden, um für ein Ganzes mitzudenken. Wer die Gesellschaft als Ganzes nicht begreift, kann zumindest bezogen auf diese „Gesellschaft als Ganzes“ in keine Richtung steuern. Jener seltsame „Schwarmeffekt“, nämlich dass eine Gruppe wesentlich bessere Ergebnisse erbringt, als dies der Summe der einzelnen Mitglieder nach möglich zu sein scheint, setzt immer eine „elementare Gemeinsamkeit“ voraus. Also wenn jeder das Gesamtziel „weiß“, organisiert sich die Masse so, dass die Aussicht auf Erreichen des Ziels am größten ist – in gewisser Hinsicht tatsächlich „spontan“.

Aber zur Perspektive.
Schon im Sozialismus ist die „Notwendigkeit“ weggefallen, dass „der einfache Mann“ die Funktionsweise der Gesellschaft nicht versteht, weil er sie dann radikal ändern wollte. Er soll sich im Gegenteil fürs Ganze verantwortlich fühlen, soll die Solidarität mit ihm individuell fremden Menschen als nützlich begreifen. Also die Voraussetzung des Kommunismus wäre, dass die dort lebenden Menschen wirklich möglichst gut begriffen haben, wie ihre Gemeinschaft funktioniert. Gleichzeitig fallen jene Elemente des Zusammenlebens weg, die uns unmittelbar korrumpieren könnten.
Unter solchen Vorzeichen, versuchte ich schon anzudeuten, verändert sich auch der technische Charakter der Arbeiten. Tätigkeiten mit vorsätzlicher Verantwortung wie bei den Holacracy-Beispielen nehmen zu, solche, bei denen abgestumpfte Massen die Kommandos Macht besitzender Vorarbeiter ausführen, verschwinden allmählich. So wie Fließbänder, denen Arbeiter getaktete Handreichungen machen müssen, durch vollautomatisierte Abläufe ersetzt sein werden.
So wie solche vereinzelten Organisations-“Wunder“ unter den heutigen Bedingungen der durch die Warenwirtschaft geprägten Menschen Insellösungen bleiben werden, so beweisen sie gerade in ihrer Existenz im eigentlich ungeeigneten Umfeld, dass sie bei geeignetem zur „Normalität“ werden könnten. Sie werden aber auch dann nicht die einzige Form des Zusammenarbeitens sein.
Eine insgesamt reiche Gesellschaft kann sich eine allgemein größere Vielfalt von Bedürfnissen erlauben. Das schließt „Sonderbedürfnisse“ nicht aus. Entscheidend wird aber sein, in einem extrem langfristigen Prozess eine Bedürfnisstruktur auszubilden, die wirklich den Ausdruck „allseitig entwickelte Persönlichkeit“ rechtfertigt.


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