Absage
bleib
allein
an
der Börse
unterm Dach
unterm Dach
des
Dax
ich
bin keine Aktie
steige nicht
falle nicht
ich
bin keine Aktie
steige nicht
falle nicht
ich
gehe
zurück
zu
weisen Eulen
und verstopfe
weisen Eulen
und verstopfe
meine
Ohren
dem Sirenenlied
dem Sirenenlied
deiner
Kröten
(gekürzt)
Bürgerliche
Ökonomen versuchen oft eine Milchmädchen-Wirtschafts-Erklärung,
bei der auch der um wenig Ecken Denkende sagt, ja, das versteht er.
Sie verkürzen dabei die abstrakten Zusammenhänge von Kapital und
Gesamtwirtschaft auf das hübsche Bild von Robinson Crusoe. In vielen
komplizierten Beziehungen geht das nicht, weil die nur existieren,
indem so viele Handelnde im Wirtschaftsprozess auftreten, dass die
einzelnen nicht direkt wissen und beeinflussen können, was aus ihren
Produkten wird bzw. wie ihre gekauften Waren zu ihnen kommen. Aber
wir haben ja Fantasie, um für uns etwas aus dem künstlerischen Bild
zu machen.
Ich
durfte viel von Karl Marx lesen. Sein produktionsfixiertes Denksystem
hatte dabei Vor- und Nachteile. Das kommt auch in seinem Hauptwerk
„Das Kapital“ zum Ausdruck: Die Welt, die er zu erklären
versucht, rankt sich um den Begriff der „Ware“. Dies reicht zwar
aus, um einen Kapital-Ismus mit seiner Herkunft und seinem Niedergang
zu erklären, aber nicht für die Einordnung des (entfalteten)
Kommunismus. Dafür muss jeder Klassenhorizont verlassen werden. Also
alles, was Warenwirtschaft erklärt, wie Tauschwert oder „abstrakte
Arbeit“. In der kommunistischen Welt gibt es nämlich nur noch eine
Vielzahl konkreter Arbeiten.
Man
kann die „Wirtschaft“ in drei Arten von Kreisläufen unterteilen.
Der
innerste ist der elementare oder Robinson-Kreislauf: „Der Mensch“
als konkretes Einzelwesen hat Bedürfnisse, die zu befriedigen sind
und die er selbst kennt und befriedigen möchte, einen natürlich
vorgegebenen Zeitfonds, in dem er dies kann und muss, und eine
gesellschaftliche Qualität dieses Zeitfonds. Selbstverständlich
sind auch die Bedürfnisse selbst gesellschaftlich bestimmt. Sie
erwachsen nur zum kleineren Teil „der Natur“, zum größeren dem,
was er kennt. Also die frühen Menschen, die die Nutzung des Feuers
nicht kannten, fraßen, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Sie
hätten mit Messer und Gabel nichts anfangen können, schissen
bestimmt neben dem Fressplatz und es gab nichts, wo und warum sie
hätten Staub wischen können. Wie sauber jemand heute seine Wohnung
haben möchte, ist unter anderem auch ein kommunikatives Problem. Es
erwächst eben auch aus dem Grad der Peinlichkeit, wenn Besucher
„Sau“ mit Fingern aufs Regal schreiben (könnten). Und das
konnten die Höhlenbewohner noch nicht.
Der
konkrete Mensch Robinson hatte von der Natur der Erde pro Tag 24
Stunden zur Verfügung gestellt bekommen, Jahreszeiten u.Ä. sowie
die Aussicht des Todes. Welche Bedürfnisse er dazwischen wann und in
welchem Umfang befriedigt, kann er im Wesentlichen frei entscheiden.
Allerdings werden einschränkend die Därme Forderungen stellen, wann
sie entleert werden wollen, und der Magen, der gefüllt werden will,
und noch einiges ganz Existenzielles mehr. Mit jeder Entscheidung für
das eine zu befriedigende Bedürfnis fällt gleichzeitig die
Entscheidung gegen (fast) alle anderen. Wer also seine Zeit braucht,
um etwas zu fressen zu bekommen, kann nicht gleichzeitig „speisen“
oder Musik zum Feiern machen.
Die
„gesellschaftliche Qualität“ dieses Zeitfonds ist klar. Was wäre
der berühmte Robinson gewesen ohne die Flinte und technischen
Geräte, die er aus dem Schiff hatte retten können? Was wäre er
gewesen ohne das mitgebrachte Wissen seiner Zeit – beispielsweise
zur Haltung von Haustieren? Sein klar umrissener Kreislauf
Bedürfnisse – Entscheidung – eigene Produktion – Befriedigung
– neues Bedürfnis prägte sofort auch sein Denken. Es gab ihm die
Macht, den Freitag, der nicht über ähnliche technische Mittel
verfügte, in ein Werkzeug für seine Bedürfnisbefriedigung zu
verwandeln, ihn für sich arbeiten zu lassen.
Dieser
elementare Kreislauf ist natürlich zutiefst beschränkt. Man kann
ihn geistig von einzelnen Personen auf konkrete Gruppen erweitern,
womit man das „urkommunistische“ Prinzip vor Augen hat: Die
Gruppe als Ganzes kennt die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder und
befriedigt sie nach vorhandenen eigenen Möglichkeiten. Im Prinzip
verselbständigen sich nur die arbeitsteiligen Abläufe, die jeder
Mensch sonst allein für sich entschieden hätte. So wie Robinson für
sich (ohne Freitag) entschieden hatte, welcher Arbeitsgang wann wie
viel Zeit „kosten darf“ (indem diese Zeit anderen Arbeitsabläufen
vorenthalten wird), so entscheidet dies nun die Gruppe. Neu dabei
ist, dass nun natürlich Bedürfnisse parallel bearbeitet werden
können. Der Grundsatz aber bleibt: Die Mitglieder einer Gruppe
arbeiten so arbeitsteilig wie die Organe eines menschlichen Körpers.
Sie akzeptieren naturwüchsig, dass sie alle ihre Bedürfnisse kennen
und gemeinsam ihre Möglichkeiten nutzen, so gut es geht viele ihrer
Bedürfnisse zu befriedigen.
Dieser
Herangehensweise ist der kommunistische, der DRITTE
Wirtschaftskreislauf ähnlich. Auf wesentlich höherer Ebene wissen
„alle“ Menschen um den Effekt ihrer Entscheidungen für sich und
die Anderen. Wie das funktionieren kann, konnten Marx und Engels nur
erahnen, wodurch sie zu missdeutbaren Schlussfolgerungen kamen. Sie
verabsolutierten die für ihre Verhältnisse überwältigenden
Springquellen produktiven Reichtums, die den Kommunismus kennzeichnen
würden. Also einfach gesagt: Weil genug da sein würde, alle
Bedürfnisse zu befriedigen, können alle Bedürfnisse befriedigt
werden. Ein solcher Denkansatz war der stürmischen Entfaltung der
Produktion / Produktivität in den vorausgegangenen 200 Jahren (im
Vergleich zur gesamten Menschheitsentwicklung bis dahin) geschuldet.
In
der Realität kommt aber mindestens ein entscheidendes Element dazu:
Die Gesellschaft, in gewissem Sinne die ganze Menschheit, verfügt
inzwischen endlich über ein handhabbares Instrument, die Bedürfnisse
aller ihrer Mitglieder zu erfassen („zu kennen“) und im Sinne
ihrer direkten Befriedigung zu wirken (und natürlich im Sinne einer
bewussten Minimierung ausufernder unsinniger Bedürfnisse). Die
technische Grundlage für ein solches Konstrukt scheint mit dem
„Internet“ gegeben: Im Prinzip kann schon heute jeder Mensch
dieser Erde sich an seinen Computer setzen, sich in eine gigantische
virtuelle Bedürfniszentrale einloggen und kundtun, welche
Bedürfnisse er befriedigt zu bekommen hofft. Indem er dies
öffentlich machte, machte er auch Forderungen öffentlich, derer er
sich schämen müsste.
Allerdings
hebt das Wissen, dass einzelne Menschen sich heute wirklich
unverschämte Wünsche erfüllen, weil sie dazu die Mittel haben,
heute noch den Nutzeffekt auf. Warum sollte sich einer beschränken,
wenn es der andere auch nicht tut? Es geht mir hier aber auch nicht
um die tatsächliche Machbarkeit im Augenblick, sondern darum, dass
es bereits technische Mittel gibt, mit denen so etwas möglich wäre.
Alle Produktion im weitesten Sinn könnte „wieder“ direkt an den
erfassten und bewerteten Bedürfnissen ausgerichtet werden. „Man“
KANN wissen, warum man was macht … Trotz des entscheidenden
Unterschieds, dass der urgesellschaftliche „Wirtschaftskreislauf“
ungeheuer klein war und inzwischen scheinbar unüberschaubar groß
geworden ist. Das wird im Kommunismus wahrscheinlich dadurch gelöst,
dass jeder sich in die Klärung jeder Frage von gesellschaftlicher
Bedeutung einschalten kann, aber nicht jeder sich für jede Frage
interessiert, sodass sich „Kerne“ von Fachleuten zusammenfinden
werden.
Das
Wissen, was für welches und wessen Bedürfnis getan wird, ging mit
fortschreitender Teilung der Arbeit, vor allem der Verselbständigung
der geistigen Elemente des Arbeitslebens, allmählich verloren. Die
Wirtschaftsbeziehungen, die sich dabei durchsetzten, kann man
„klassenbildend“ nennen. Ihre höchste Ausprägung haben sie im
„Kapitalismus“: Beziehungen der Warenwirtschaft, die Marx
analysierte. Sie haben im Vergleich zu den beiden anderen
„Kreislauf-Arten“ einen einschneidenden Unterschied: Es ist ein
von den eigentlichen letztendlichen Bedürfnissen zu unterscheidender
„innerer“ Wirtschaftskreislauf entstanden, der Kreislauf der
„(Tausch-)Werte“. Seine gesamten Gesetze berühren menschliche
Bedürfnisse als Ursprung allen menschlichen Handelns nur noch
indirekt. Er beruht darauf, dass die Menschen, die etwas tun, was
eigentlich Bedürfnisse befriedigen soll, diese Bedürfnisse nicht
kennen. An deren Stelle sind die „gesellschaftlich anerkannten“
Bedürfnisse getreten, also die „bezahlbaren“.
Tausende
bezahlte Wünschelrutengänger beschwören die Möglichkeit, dass das
freie Spiel der chaotisch wirkenden Kräfte einen Ausgleich zwischen
Produktion und Konsumtion herstellte. Trotzdem verhungern Millionen
Menschen auf der Erde, weil sie nicht in Besitz von allgemeinem
Äquivalent kommen, weil sie keine Arbeit (vorfinanziert) bekommen,
um etwas in dem großen Kreislauf Verwertbares einzubringen.
Das
System Kapitalismus kann das Problem der Bedürfnisbefriedigung im
Weltmaßstab nicht lösen, sondern nur jeweils beschränkt auf Teile
dieser Welt, die sich auf Kosten des Rests vollsaugen. Es ist
richtig: Das System hat in seinen Glanzecken besser funktioniert als
die Ansätze des Sozialismus. Aber die Unerfüllbarkeit von
Bedürfnissen einer „Überschussmenschheit“ ist Bedingung des
ganzen Systems – es wechselt im Höchstfall, wer zur Gruppe eben
dieser „Überschussmenschheit“ gehört. Im Wesen der Planung
eines kommunistischen Versorgungssystems liegt die beständig
steigende Annäherung an die umfassende „Vollversorgung“.
Wesen
und Erscheinung der Vorgänge der (kapitalistischen)
Warenwirtschaften sind durch Marx nicht nur in „Das Kapital“
schlüssig dargestellt. Ich beanstande ja nur, diesen Übergangsfall
menschlicher Entwicklung so darzustellen, als begänne alle
Wirtschaft mit Waren. Das war Hunderttausende Jahre nicht so und wird
– vorausgesetzt, die Menschheit übersteht die Presswehen der neuen
Gesellschaft – Millionen Jahre nicht mehr so sein. Der zweite
„Kreislauf“, der alle Vorgänge über ein abstraktes allgemeines
Äquivalent, also das Geld, steuert, verschwindet wie eine abgenutzte
Schlangenhaut.
Der
Grundwiderspruch, der alle menschliche Entwicklung vorantreibt, ist
der zwischen den vorhandenen Bedürfnissen und den realen
Möglichkeiten, sie zu befriedigen. Er schließt ein, dass aus jedem
befriedigten Bedürfnis ein neues, höheres erwächst. Solange in
gesellschaftlichem Umfang nur Teile der Menschheit ihre Bedürfnisse
befriedigen können, weil das Produktivkraftniveau nicht mehr
ermöglicht, liegt zwischen Bedürfnissen und ihrer Befriedigung ein
eigenständiger Kreislauf der Warenwirtschaft. Tendenziell wachsen
darin die schmarotzenden Elemente, die erst im Nachhinein als
überflüssig erkannt werden können.
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