das maß
weil wir uns
unterscheiden
sind wir gleich
alle unsere werte
zusammengezählt
ergeben bei jedem
den wert
ein mensch
heutige rechner
umgolden
etappensieger
der geschichte
sie werden
im zeitmeer
im zeitmeer
versinken
wir lernen darin
schwimmen
Ahnst
du langsam, was „Kommunismus“, also die höchste Form der
angestrebten kommunistischen Gesellschaftsformation, wirklich ist?
Auf jeden Fall nichts mit „Regime“. Im Moment noch etwas, worüber
wir mehr nachdenken sollten. Kommunismus ist die Gesellschaft ohne
„Staatsgewalt“ im herkömmlichen Sinne, die Gemeinschaft der
Gleichen, die nach ihren Möglichkeiten zum Wohlbefinden der
Allgemeinheit beitragen und dafür nach ihren entwickelten
Bedürfnissen sich am Reichtum aller beteiligen. So zum Beispiel. Die
„Gleichheit“ verstehe ich als Anerkennung der totalen
persönlichen Unterschiedlichkeit, die so weit geht, dass wir uns im
Sinne eines sozialen Höher oder Niedriger überhaupt nicht
vergleichen können. Aber was muss dann praktisch funktionieren?
Arbeit wird anders und wichtig sein, aber nicht nur:
Eine
schrumpfende Bedeutung, wenn auch eine, die nie auf Null sinkt, wird
wohl die Arbeit in der materiellen Produktion haben. Tendenziell
sinkt die erforderliche Gesamtarbeitszeit und weiter erforderliche
Tätigkeiten werden fortwährend neu von der Technik (Robotern)
übernommen.
Relativ
geringfügig zunehmen werden Kreativarbeiten, also solche, die
entweder den Produktionsprozess weiter optimieren oder nach Lösungen
suchen, wie welche menschlichen Bedürfnisse besser befriedigt werden
können. Letztere werden wohl die häufigeren sein.
Arbeitsaufgaben
im „Dienstleistungsbereich“ bleiben erhalten. Soweit die mit
öffentlicher Gewalt verbunden sind, wurden sie hier gesondert
aufgegriffen.
Der
Bereich mit dem größten Umfang an „Arbeit“ wird der der
Fürsorge und Kommunikation sein. Dort ist aber auch der Übergang
zum „Privatleben“ besonders fließend. So hat die Kinder- und
Jugendbetreuung noch Schulelemente; also zumindest wird es
Situationen geben, die an heutige „Schule“ erinnern. Den
verschiedenen „Unterrichts“-Elementen steht allerdings ein
größerer Teil „Persönlichkeitscoaching“ zur Seite. Ein Konzept
allseitig entwickelter Persönlichkeiten ist mit Schulklassen, die
von einem Fachunterricht zum nächsten strömen, nicht zu bewältigen.
Da müssen „Eltern“ und Coach sich fast lückenlos in der
Begleitung und Anleitung der Heranreifenden gegenseitig ergänzen und
ablösen. Selbst wenn die Schülerzahl weltweit kleiner als heute
wäre, muss die Zahl derer, die hier Anteile einbringen, deutlich
zunehmen. Zum fließenden Übergang zwischen „professionellem“
und „eher privatem“ Coachen werden auch mehr Formen der Eltern-,
Großeltern- und Gruppenleiter-Anleitung gehören.
Vielleicht
nicht ganz so verschwommen wird der Bereich medizinischer Versorgung
und Betreuung sein. Klar: An erster Stelle stehen da professionelle
Tätigkeiten. Sie sind uneingeschränkt darauf gerichtet, jeder
Persönlichkeit die „Gesundheit“ zur Selbstentfaltung zu
erhalten. Krankheiten sind eben auch ein „technischer Vorgang“.
Ein gebrochener Arm ist nicht mit Zureden aus der Welt zu schaffen,
bestimmte Viren im Wesentlichen auch nicht. Sie wirken als
Schadprogramme im Körper, derer dieser innerhalb der verfügbaren
Lebenszeit nicht aus eigener Kraft Herr werden kann. Dafür werden
Krankenhäuser und ambulante Betreuungszentren sogar noch ausgebaut
werden müssen, wo die körperliche Anwesenheit von Fachpersonal
Erfolgsbedingung ist. Vom Grundbild werden also Ärzte und
Pfleger(innen) sich am wenigsten von den heutigen unterscheiden –
nur ihre technischen Möglichkeiten verbessern sich extrem. Flankiert
wird diese technische Seite durch eine, für die es heute keinen
ausreichend genauen Namen gibt. Am nächsten käme sie vielleicht dem
Bild der Gemeindeschwester beziehungsweise
ambulanter Betreuung. Hauptunterschied zu Bekanntem ist der
verfügbare Zeitfonds. Der fließende Übergang zum „privaten
Schwätzchen“ muss eingeplant sein. Diese Sozialbetreuer haben
sozusagen die Verantwortung für das allgemeine Wohlbefinden eines
angemessenen Kreises von bedingt Bedürftigen – was also heißt,
dass es nicht nur „Berufstätige“ sein werden, sondern auch
„Hobby-Partnerschaften“ / Patenschaften u. Ä. Solche fließenden
Übergänge sind ja alle kein Problem, weil niemand eine (scheinbar)
private Fürsorgeleistung zu Lasten eines bezahlten Jobs erbringt,
sondern alle formal gleichwertig sind.
Ein
besonders großer Anteil an jedermanns Lebenszeit entfällt auf Kunst
im weitesten Sinne. Dabei ist nebensächlich, ob es um das aktive
Künstler-Sein oder um Kunstgenuss geht. Wie immer sind die Übergänge
fließend. Zum Verständnis des Problems erinnere ich an den Begriff
des „Kunsthandwerks“. Es dürfte kaum Menschen geben, die nicht
etwas tun werden, was zwar nicht existenzbegründend ist, aber ihnen
und gleich Gesinnten Freude bereitet.
Wesentlich
stärker als heute wird das Gesamtleben aller Menschen von einer
Vielzahl unterschiedlicher Kommunikationsformen durchdrungen sein.
Anzunehmen ist, dass sich „Videophonie“ zur Hauptform entwickelt,
also Gespräche, ggf. auch Konferenzen, bei denen sich die
Beteiligten nur nicht berühren und beriechen, sich aber ansonsten
relativ umfassend emotional und sachlich austauschen. Wie bei dem
meisten Anderen wird es schwer abzugrenzen sein, ob man sich nur
privat trifft oder dort, wo dies körperlich nötig bleibt, an einem
eigenständigen Arbeitsplatz auch über Privates unterhält. Viele
moderne Arbeitsaufgaben sind heute schon technisch von „zu Hause“
aus lösbar. Die Hauptgegenargumente der Geheimhaltung und begrenzten
Kontrollierbarkeit entfallen im Kommunismus. Eine automatische
Produktionsstrecke lässt sich auch von zu Hause oder unterwegs
überwachen.
Eine
Sonderform der Kommunikation wird sicher die professionelle
Moderation sein, die Störungen zwischenmenschlicher Beziehungen
abbaut.
Besonders
herauszuheben sind die „zwischenmenschlichen Beziehungen“. Sie
unterscheiden sich von den heutigen wohl in erster Linie durch ihre
größere Vielfalt. „Man“ wird sich wohl über keine Form des
Zusammenlebens wundern, über nackte Fremde auf dem Flur, Kinder, die
nicht wissen, wessen Spermien ihre Existenz begründeten, Gruppen,
die sich auflösen so wie sie sich bildeten und umgekehrt … aber
eben auch nicht über Menschen, die ihre Absicht, dauerhaft
zusammenzuleben über eine Heiratszeremonie aus vergangenen Zeiten
dokumentieren möchten und ihr ganzes langes Leben miteinander
verbringen. Wahrscheinlich bewirken besiegte Krankheiten nur einen
unverkrampfteren Umgang mit Sexualität.
Ein
eigener Bereich ist die „Versorgung“, also das, was heute Handel
heißt. Er wird nach eigenen, mit nichts Heutigem vergleichbaren
Regeln funktionieren.
Ebenfalls
ein eigener Bereich ist der Transport, das Reisen. Zu beiden habe ich
ja extra geschrieben. Wichtig hierbei ist, dass neue
Kommunikationsformen das Ausufern des Reiseumfangs blockieren
könnten. Es wird sinnvoll sein, den Aufenthalt in „exotischen“
Regionen technisch perfekt zu simulieren.
Völlig
Anderes als heute enthält der Ausdruck „Politik“. Es dürfte
jedem selbstverständlich erscheinen, bei öffentlichen
Angelegenheiten, die ihn direkt oder indirekt betreffen –
einschließlich der Planung des Weltarbeitsvermögens – mitreden zu
dürfen und auch mitzureden. So wie du irgendwann im Laufe des Tages
dein Mailfach abrufst, wird der „kommunistische Mensch“ dies auch
tun – nur dass dort eben alltäglich auch Projekte vorgestellt
werden mit Links zur Vertiefung, die Entscheidungen vorbereiten, was
dem einen eben mehr Freude bereitet als dem anderen.
„Formaljuristisch“ sitzen die Menschen des Kommunismuszeitalters
also am Computer zum gemeinsamen Klären aller Fragen von
öffentlicher Bedeutung wie unsere Urahnen bei der
Stammesversammlung. Nur, dass sie sich häufiger „ausloggen“,
weil die Gesamtzahl der zu klärenden Fragen einfach ihren Zeitfond
übersteigt und sie nach Interessen / Bedürfnissen auswählen müssen
… und können … und dass sie das nicht tatsächlich im Augenblick
machen müssen.
Mit
allen diesen Komplexen ist der Bereich der Selbstverwirklichung
verzahnt. Jeder Mensch kann fundiert hinterfragen, was und wer ihm
wichtig ist im Leben und wem er wichtig ist. Das entscheidet über
das Funktionieren des Systems …
Um
es einmal so zu sagen: Kommunistisches Leben wird fast nur noch
„Privatleben“ sein. Aber für der größten Teil der Menschen ist
selbstverständlich, dass sie die Angelegenheiten der Gemeinschaft
als ihre privaten auffassen, dass sie sich also an der öffentlichen
Entscheidungsfindung beteiligen, dies nicht als „Einmischung“
sondern als „ihr Ding“ begreifen. Und deshalb ist auch etwas für
Andere Nützliches „ihr Ding“. Insofern lässt sich das ganze
Denken nur umgekehrt zum heutigen verstehen. Auch ich begann mit dem
Begriff „Arbeit“. Ihn werden Künftige wohl früher oder später
durch den Ausdruck „sinnvolle Tätigkeit“ ersetzen – was dann
auch die gemeinschaftliche Entscheidung einschließt, was „sinnvoll“
ist. Wieder verwirrend: Diese Entscheidung betrifft sowohl alle
Fragen, was überhaupt sinnvoll zu tun ist, als auch die nach dem,
welche Anteile dabei die jeweiligen einzelnen Menschen erbringen
wollen und können. Anders ausgedrückt: Wer mitredet, was zu
erledigen ist, muss auch mitdenken, wer das wie machen soll.
...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen