Freitag, 21. Juni 2013

Heute erst erfahren: Auf der gestrigen Politikseite der Tageszeitung "Neues Deutschland" wurde das Buch mit folgender "Leseprobe" aus dem Vorwort berücksichtigt:

Hier schreibe ich – ich kann nicht anders. … Ich möchte einladen zum Be-Denken von Alternativen im Zusammenleben der Menschen. Schluss mit dem Glauben, es gäbe keine. Ihr müsst mir ja nicht folgen. … aber lest! Gerade ihr, die ihr meint, einer, der in der DDR aufgewachsen ist, der muss entweder den „Kommunismus“ restlos satt haben oder ein unbelehrbarer Sturkopf sein. … Ich wünsche mir die freieste, individuellste, menschlichste Gemeinschaft, die sich Menschen zum Zusammenleben gestalten können. Es graust mich davor, was passieren wird, wenn wir nicht rechtzeitig anfangen, sie zu schaffen: Wahrscheinlich vernichten wir unsere Existenz. Da muss man doch etwas tun …
Nein, Herr Bundespräsident, ich kann mir „glückssüchtig“ nicht als Schimpfwort vorstellen. So wenig, wie ich mir wünsche, von meinen Kinder erfahren zu müssen, sie sind bei XY „im Kampf“ für … gefallen oder sie haben keinen „Job“ und damit kein Auskommen, ihr Leben zu fristen, überhaupt, sie seien „unglücklich“, so wenig wünsche ich das irgendeinem anderen Erdenbürger. Ich finde es richtig danach zu suchen, wie am besten gesichert werden kann, dass jeder sich als nützlich empfinden, das Gefühl haben kann, gebraucht zu werden, dass er rundum zufrieden ist, glücklich eben. ...

Fangen wir an! Suchen wir die Stelle, von der aus wir nicht nur die vorhandene Welt in Frage stellen, sondern über ihren Tellerrand hinaus denken. Wer sich beschwert, meine „Philosophie“ reiche nur für einen Stammtisch, … dem sage ich, setz´ dich doch dazu! Philosophiert mit mir gemeinsam. Nur weil ich Wasser trinke, braucht ihr euch ja das Bier nicht zu verkneifen. Also Prost! Denken wir uns die Welt neu! Und dann machen wir sie uns so … ...

Freitag, 14. Juni 2013

Eine Rezension bei Lovelybooks und amazon mit angekreideten Schönheitsfehlern, über die zu reden ist

„...Ich wünsche mir die freieste, individuellste, menschlichste Gemeinschaft, die sich Menschen zum Zusammenleben gestalten können...“

Der Autor, Jahrgang 1955 und in der DDR aufgewachsen, versucht in dem Buch, die Frage zu beantworten, wie wir zukünftig leben wollen. Er entwirft ein Gesellschaftsbild der Zukunft.
Grundlage dafür ist seine Analyse des Marxschen Gesetze für die Entwicklung von Markt und Gesellschaft.
Am Anfang legt er dar, warum der Übergang vom Kapitalismus zu einer neuen Gesellschaftsordnung bisher nicht funktioniert hat und was in den sozialistischen Ländern schiefgelaufen ist.
Seine Gedanken lassen sich gut nachvollziehen. Sie regen an, sich mit den Verhältnissen in der Gesellschaft auseinander zu setzen. Ich bin nicht in allen Punkten mit ihm einer Meinung, finde aber, dass es gute Ansätze zum Weiterdenken gibt. Schwierig ist der Spagat zwischen Individualität, Freiheit und Rücksichtnahme auf die Rechte der anderen. Die Interpretationsmöglichkeiten seiner Aussagen sind vielfältig und lassen sich sehr kontrovers diskutieren. Dabei versteht es der Autor, seine Ideen durch wirklichkeitsnahe Bilder zu veranschaulichen.
Im Buch ist erkennbar, dass sich der Autor ausführlich mit den Lehren von Marx und Lenin beschäftigt hat. Gleichzeitig gibt es mehrere Abschnitte, in denen er darlegt, wie seine DDR – Vergangenheit sein Denken beeinflusst hat. Das geschieht sachlich. Es überzeugt, weil es eigene Erfahrungen und Erlebnisse sind.
Sehr gut gefallen haben mir die Gedichte. In konzentrierter Form drückt er dort sehr persönlich aus, was ihn bewegt.
Zwei Fakten sind, meiner Meinung nach, die Schönheitsfehler des Buches. Zum einen nennt er seine neue Gesellschaft Kommunismus, obwohl sich dieser Begriff historisch diskreditiert hat, zum anderen bleibt der Weg dorthin sehr vage.
Das Cover ist ein Widerspruch in sich. Bild und Text stehen kontrovers zueinander.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es gab mir die Möglichkeit, eine neue Vorstellung von der Zukunft mit meinen eigenen Bild zu vergleichen. Der Autor hat sich an eine Utopie gewagt, die auf Freiheit und Individualität setzt. Ein mutiger Gedanke!

Quelle Amazon
Quelle lovelybooks

Dienstag, 11. Juni 2013

Eine weitere Leserrezension in Lovelybooks

B.: Slov ant Gali schreibt in seinem Buch über die Utopie des Kommunismus‘, wie dieser in der Zukunft auf der ganzen Erde funktionieren könnte. Er ist der Meinung, dass dieses Modell erst in der heutigen Zeit möglich ist, da wir nun alle weltweit über das Internet miteinander verbunden sind. Die Grundidee ist folgende: Alle Menschen sollen gleich sein, das heißt, jeder bekommt seine Grundbedürfnisse, Essen, Trinken, Wohnen (auch mit Luxus, wenn gewollt). Das setzt natürlich voraus, dass jeder trotzdem arbeiten geht. So viel Pflichtbewusstsein muss sein, damit das alles erfüllt werden kann. Die Arbeitszeit soll aber geringer ausfallen, da durch dieses Leben etliche Berufszweige entfallen. Wir bekommen dafür alle ein glücklicheres, familienfreundliches, zufriedenes, ruhiges, klimafreundliches und fast kriminalitätsfreies Leben, weil es keinen Neid und keine Missgunst mehr unter den Leuten gibt. Es hört sich wirklich vielversprechend an, aber kann das wirklich funktionieren? Gehen die Menschen arbeiten, wenn sie keinen Lohn mehr dafür erhalten? Wird sich die Menschheit auch dann noch weiterentwickeln, oder läuft dann alles wieder rückwärts? Wäre das einen Versuch wert? Die Utopie wurde in dem Buch sehr gut beschrieben, und auch die eingefügten Episoden aus dem Leben in der DDR von Slov ant Gali waren sehr interessant.

http://www.lovelybooks.de/autor/Slov-ant-Gali/Gemeinschaft-der-Gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen-Wie-wir-die-Welt-wollen-1039839593-t/rezension/1044134648/

Montag, 10. Juni 2013

Weiter aus der Debatte

m. schreibt:
Die angedachte Gesellschaft klingt sehr positiv. Ich habe aber ein Problem damit, dass alles auf die Befriedigung von Bedürfnissen, also auf die materielle Basis, ausgerichtet ist. Wie willst du die menschlichen Probleme wie Eifersucht und Machtstreben in den Griff bekommen? Wer gibt Regeln und Normen vor, die von allen akzeptiert werden?
Also erst einmal: "Befriedigung von Bedürfnissen, ALSO ... materielle Basis" klingt etwas missverständlich: Zu dieser materiellen Basis gehört eben NEBEN Konsum- und Kommunikationsgütern auch das Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung. Bildung im weitesten Sinn.
Das ist nicht alles ... aber ohne diese Basis ist jeder Versuch, Menschen "bessern" zu wollen, der Anfang einer Katastrophe, der in Gewalt endet, weil der Erfolg ausbleiben MUSS.
Man wird ewig mit "Eifersucht" leben müssen, weil es immer etwas geben wird, was jemand beansprucht, ohne es im erträumten Umfang zu besitzen. Das betrifft gerade zwischenmenschliche Beziehungen. Aber mit der Art des Besitzes ändern sich eben die Beziehungen. Wer sollte einem anderen missgönnen, dass er die größte Sammlung von ... besitzt, wenn er sie mit eigener Aktivität erworben hat. Du hast deine, der seine Welt.
Machtstreben kann nur durch Verminderung von Machtpositionen bekämpft werden. Heute hat ein Chef schon allein dadurch Macht, dass er sagen kann, dann schmeiß ich dich raus (o.ä.). Diese Macht wird umso kleiner, je leichter es ist, sich einen neuen "Chef" zu suchen.
Damit verbindet sich "Macht" immer mehr mit Achtung. "Machtstreben" muss ja nichts Schlechtes sein, wenn man stolz sein kann, wie viele gern mit einem und "unter" einem arbeiten. Ursprünglich haben die Stämme ihre Häuptlinge gewählt und abgewählt, wenn sie sie zum Lösen ihrer Probleme brauchten. Na gut. Ein Schuss Eitelkeit als Triebkraft ... ist doch keine Katastrophe.
Bei Fragen häuslicher Gewalt machen es sich viele zu leicht, die Fragen, warum sich die / der das gefallen lässt. Der Gepeinigte sieht eben AUCH voraus, was an "Ungemütlichkeiten" auf sie zukommt. Frauenhaus und Arbeitssuche, evtl. als "alleinstehend mit Kind", dazu Wohnungssuche mit nichts in der Hand usw. verwandeln die "zwischenmenschliche" Abhängigkeit (die Restliebe) in eine sehr materielle. Einen eigenen Weg zu gehen setzt also einen hohen Leidensdruck voraus. Ist diese Machtposition im Hintergrund weg, , muss sich der "mächtige" Partner mehr auf den anderen zubewegen, um die Partnerschaft zu erhalten. Das löst nicht alles, es erleichtert aber manche Lösung, weil die "Gegenmacht", "na, dann suche ich mir woanders einen anderen Partner" realistischer ist.
Aber wie gesagt: Das ist ein langer Prozess. Du musst dir in etwa vorstellen, dass es dann u.a. eine andere Märchenwelt gibt, und sollten dann die Kinder eines der Grimm-artigen Märchen hören, werden die Kinder verwundert fragen, warum die denn Prinzessin oder Prinz / König werden wollen - die müssen ja doof gewesen sein, damals ... (grins)
Hätte ich fast vergessen: Eine kommunistische Gesellschaft funktioniert einfach nur durch aktive Beteiligung möglichst vieler Engagierter an diesem Normenbildungsprozess. Ich habe im Buch versuch, das zu beschreiben: Das Problem ist, dass wir heute in der Kategorie "Staat" denken. Also eine eigenständige Institution "vertritt" die Macht der Herrschenden, indem sie aufgeschriebene Normen durchsetzt mittels Gewalt.
Dass es im Kommunismus keinen "Staat" gibt, heißt ja nicht, dass es keine aufgeschriebenen "Normen" gibt. "Volksabstimmungen" werden etwas alltägliches sein. Was nutzt dir schließlich das beste Verständnis für Zusammenhänge in der Welt, wenn du sie in der Praxis nicht verwenden kannst. Du gibst also diese Normen und Regeln selbst mit vor als Teil der aktiven Mehrheit (und damit es richtig spannend wird: mitunter auch als Teil eine aktiven Minderheit, die die Mehrheit erst nachkorrigiert). Dabei befinden sich diese Normen in einem unterschwelligen Fluss. So in der Art, dass es irgendwann normal sein könnte, splitternackt im Vorgarten zu sitzen, weil "man" sich dran gewöhnt hat, dass es die Nachbarn tun. Dann findet sich eben jemand, der die Änderung des Begriffs "öffentliches Ärgernis" als definiertem Sachverhalt "konkretisiert", sprich: ändert. Aber schon wird sich eine Gruppe finden, deren Mitglieder sagen, wir fühlen uns von solchem Verhalten trotzdem belästigt. Sie werden sich zu eine Wohngemeinschaft zusammenfinden, innerhalb derer sie eigene Normen fixieren, die für sie gelten - was im konkreten Fall ja keinen Schaden bedeutet, nur Zeit, innerhalb derer sich die Andersdenkenden im Bereich der ihnen unsympathischen Norm entscheiden werden, sich an ihre Norm anzupassen und ggf. neue Mehrheitsverhältnisse abzuwarten, oder sich ein Wohnumfeld ihres Normverständnisses zu suchen.
Als Gegenbeispiel nehme ich die in Berlin geltenden Regelungen zu Volksentscheiden: Zum einen sind sie ausgeschlossen, wenn sie Geld kosten. Also sie dürfen die Finanzhoheit nicht betreffen. Die Wasserinitiative musste also erst einmal ihre Zulässigkeit nachweisen, indem sie die Kostenneutralität für das Land darlegte. Zur Annahme des Entscheids waren dann so viele ja-Stimmen erforderlich - im ganzen Berliner Senat saß nicht ein einziger Abgeordneter, der persönlich oder über seine Partei dann ein "Vertretungsmandat" gehabt hätte.
Willst du dir wirklich deine Regeln vorgeben lassen? Wirke an der Aufstellung vernünftiger Normen mit deine eigenen Vernunft mit. Na gut. Dazu muss jeder an seine "Vernunft" arbeiten ...

Sonntag, 9. Juni 2013

"Gemeinschaft der Glückssüchtigen" finden z.B. interessant:


... die Mitglieder des Bundestages, Fraktion "Die Linke"
Niema Movassat
Harald Koch

... vom Vorstand der SAV "Sozialistische Alternative"
Lucy Redler
Sascha Stanicic

Mittwoch, 5. Juni 2013

Ein Argument für mich

Es ist eigentlich dumm, wenn man eine "entspanntere und sicherere Welt" wegen den Macht- und Profitansprüchen einiger weniger nicht umsetzt, wenn technisch immer mehr Entscheidungen möglich sind, die das Leben auf der Erde auslöschen können. Nero konnte "nur" Rom in Brand stecken - ein heutiger Nero könnte verheerende Viren oder Strahlung freisetzen, die eben nicht begrenzt blieben und nicht nach Tagen vorbei wären - nur als zwei Beispiele. Da ist nach der Absicht noch nicht gefragt. Contergan ist ja auch nicht in Umlauf gegeben worden, um Schäden zu verursachen, sondern damit aus dem Forschungsaufwand der Firma wieder ein Gewinn wird ...

Dienstag, 4. Juni 2013

Kundenrezension von "roger" bei Amazon

Das neue Handbuch für Lehrer des Kommunismus?! Voll mit literarischen und logischen Bildern, wie eine alternative Gesellschaft funktionieren könnte und warum sie erst (oder schon?!) heute funktionieren kann? Ja. Und ein sehr unkonventionelles dazu. Für jeden, der bisher glaubte, über das Thema wüsste er genug, eine Fundgrube an Anschauung – Vernünftiges und Emotionales. Insofern vermisse ich besonders schmerzlich, dass der Autor auf Beschreibungen des Weges zum seiner Darstellung nach notwendigen Ziel verzichtet hat. Nach diesem Buch kann man genauer darüber diskutieren, ob man so wie beschrieben zusammen leben möchte. Eindeutig war die „Herkunft“ des Autors aus der Science Fiction hilfreich (z.B.Planet der Pondos). Zur wissenschaftlich-logischen Herleitung aus dem, was wir kennen, kommt der bildhafte Schuss Fantasie, wie es weiterginge, wenn wir das Richtige tun oder es versäumen.
Unsicher wäre ich, ob Jugendliche / Schüler die originellen Episoden aus der DDR-Zeit des Autors einordnen können. Immerhin sind auch die aus einem ungewohnten Blickwinkel erzählt. Nicht von einem „Staatstragenden“, der sich rechtfertigen oder beweihräuchern will, oder von einem, der die Seiten gewechselt hat, sondern die Erlebnisse von einem, der die verschiedensten Berufe an der „Basis“ angepackt hat … und eben nicht immer erfolgreich war.
Schade ist übrigens auch, dass der rote Stern so penetrant linke Propaganda androht. Es könnte vernünftige Interessierte verschrecken. Aber vielleicht können die Linken durch das Buch besser erklären, was sie denn eigentlich wollen. Damit wäre „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ ein sehr zu empfehlendes „Sachbuch“ (mit Gedichten, Autobiografie und Ausflügen in die „Belletristik“)

http://www.amazon.de/Gemeinschaft-Gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen-Wie-Welt-wollen/dp/3955140091/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1370863941&sr=1-1&keywords=gemeinschaft+der+gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen

Aus der Debatte

daher ja auch der Hinweis mit der Bespitzelung und Bestrafung der nicht normkonform lebenden Nachbarn. Wie willst Du einen Nichtsstaat mit staatlichen Organen haben?
Ich brauche jedenfalls keine Stasinachbarn wie im Buch gefordert. Wie ich mich kleide und was ich zu Hause tue ist doch meine Sache, wieso muss mein Nachbar (der mir vermutlich auch noch durch "Die Gemeinschaft" zugeteilt wird) darüber richten dürfen? Und ja, ich würde lieber allein vor mich hingammeln als dauern wen bei mir schüffeln haben zu wollen.


Was ist denn “die Gemeinschaft“, „Gesellschaft“ oder wie immer man das ausdrücken will, wo du versuchst, einen Macht ausübenden Staat zu sehen?
Stell dir vor, du gehst gestylt wie eine Nutte zum Bewerbungsgespräch bei der Bank! Stell dir warmen Regen vor und dir ist danach, rauszurennen und splitternackt auf dem Bürgersteig zu tanzen!
Da stößt du auf „die Gesellschaft“. Du brauchst da noch keinen Polizisten, der dich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses wegsperrt. Du wirst es einfach nicht tun, weil du mit einer bestimmten Reaktion der anderen rechnest. Du nimmst also dein Scheitern beim Bewerbungsgespräch und die pikierten Blicke fremder Passanten quasi vorweg und benimmst dich überwiegend so, dass du erwarten kannst, dass dein Verhalten akzeptiert wird.
Das Neue im Kommunismus ist eben nicht, dass es das gibt, sondern dass das im Wesentlichen der einzige „Mechanismus“ ist. Deshalb steigt relativ(!) seine Bedeutung. Nicht absolut! Du übersiehst offenbar, dass du dich immer „gesellschaftlichen Zwängen“ unterwirfst, weil du gewohnt bist, Zwänge in einer Verkörperung zu sehen. Eine „Staatssicherheit“ eben.
Verhaltensnormen entstehen AUCH, indem man sie aufschreibt, also wenn die Büroordnung festlegt, was „angemessene“ Kleidung ist. In umfassendem Sinn entstehen sie aber durch die Erwartung der Reaktion der Mitmenschen. Es gibt keine Gesellschaftsform, in der das nicht so ist. Die Gesellschaften, die Machthierarchien kennen, als beispielsweise Kapitalismus und Sozialismus, ergänzen diesen natürlichen „Vergesellschaftungsprozess“ durch Sanktionsapparate.
In „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ wählte ich das Beispiel Mode. Es bedarf keiner Sittenpolizei, damit die meisten Menschen ihre Mitmenschen als modern oder unmodern gekleidet auffassen und sich bemühen, nicht als unmodern aufzufallen. Was da psychologisch abläuft, dass wird nur unter kommunistischen Verhältnissen zum im Wesentlichen einzigen Mechanismus. (Bevor du dich über die Einschränkung „im Wesentlichen“ aufregst: Du möchtest sicher auch nicht von einem Sexkranken vergewaltigt werden und dann wissen, dass du das eben hinnehmen musst.)
Das Prinzip wirkt eben allgegenwärtig. Normalerweise wirfst du deinen Müll eben nicht irgendwohin, sondern in die dafür vorgesehenen Behälter, weil „man“ das eben so macht. Da musst du den nervigen Nachbarn nicht heraufbeschwören, der angerannt kommt, um dir den einen Schnipsel zu zeigen, der danebengefallen ist.

Dass dir niemand „zugeteilt werden“ kann, versteht sich eigentlich von selbst. Ich versuche ja im Buch gerade aufzuzeigen, dass das Internet dass fast ideale Mittel ist, damit du dir deine Nachbarn, Partner, deinen Umgang, deine Gesellschaft in weitem Umfang aussuchen kannst.

Montag, 3. Juni 2013

Kundenrezension von "corinne" bei Amazon

Dieses Buch war ein Überfall: Was sollte ich mit Überschriften anfangen wie „Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand“? Schon allein das Wort „Kommunismus“. Etwas, das ich als nur mäßig politisch interessierter „Wessi“ bisher mit Begriffen wie Diktatur, Mangelwirtschaft, eingeschränkter Reisefreiheit und gegenseitiger Bespitzelung in einen Topf geworfen hatte. So erschloss sich mir durch „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ von Slov ant Gali Neuland. Ich erfuhr, dass nur dort, wo man Freiheit, Individualismus, erfüllte Bedürfnisse, allseitig gebildete Persönlichkeiten und vernünftig geplantes Wirtschaften und damit nachhaltigen Umweltschutz findet, „Kommunismus“ ist, egal wie es genannt wird.

Individueller Kommunismus? Das fand ich spannend und ich lernte, dass DDR eben nicht in erster Linie „Mauer“ war, sondern das Leben „dahinter“ verrückte Geschichten bot, die so unglaublich klingen, dass sie der Autor wohl nur deshalb aufzuschreiben wagte, weil er sie wirklich selbst erlebt hat.

Doch Slov ant Gali erzählt nicht nur aus seinem Leben als geborener „Ossi“, sondern zeigt vor allem auch auf, wie das, was er Kommunismus nennt, weltweit funktionieren könnte. Dazu bedient er sich farbiger Wortbilder: Mal lässt er Kohlenmonoxid aus dem Kachelofen strömen, mal Lenin bayerisch fensterln, mal tritt ein See vor lauter Badenden übers Ufer, mal kommt Robinson von der Insel. Und immer wieder geht es um das Internet, Downloads, Freiheit, Arbeit, die gern gemacht wird und welche, die trotzdem gemacht wird. Er entwickelt Ideen zum Verkehr der Zukunft und wie die Menschen privat zusammenleben.

Wenn mir auch manches noch utopisch vorkommt … dass man und wie man ohne die Gier nach „Alles meins“ besser und zufriedener – eben glücklicher – leben würde, kann ich mir jetzt besser vorstellen. Wenn das machbar ist, was der Autor da beschreibt – und er begründet ja, warum das meiste schon heute (bzw. erst heute) möglich ist – dann möchte ich sagen: Warum fangen wir nicht an damit? Wie genau die ersten Schritte dahin aussehen können, darüber würde ich gerne mal mit dem Autor diskutieren.

http://www.amazon.de/Gemeinschaft-Gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen-Wie-Welt-wollen/dp/3955140091/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1370863941&sr=1-1&keywords=gemeinschaft+der+gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen

Die erste Negativrezension bei Lovelybooks

Slov ant Gali träumt eine Utopie, wie dem Klappentext zu entnehmen ist. Glücklicherweise ist es eine Utopie und nicht Realität, wobei sich die Frage stellt, ob hier nicht viel mehr eine schreckliche Dystopie gezeichnet wird. 

Die Grundidee des kommunistischen Staates basiert auf wenigen Annahmen: Arbeit ist für den einzelnen nicht mehr erforderlich, Maschinen erledigen das, was getan werden muss. Alle haben eine genormte Menge an geringem Besitz, der Grundbedürfnisse befriedigt und für eine gewisse soziale Ruhe sorgt. Durch die Abschaffung der Privatheit entsteht eine permanente Öffentlichkeit, die sofort jede Form des Abweichens sanktionieren kann und die Menschen problemlos unter Kontrolle hält. Alle Menschen werden als „Künstler“ gesehen, die Mittelmäßigkeit und Massenkonformität sind das neue Hochziel. 

Durch geschickte Auswahl an Kontrabeispielen, versucht der Autor zu verdeutlichen, warum Kapitalismus schlecht ist und als logischer Kehrschluss nur eine kommunistische Gesellschaftsform in Frage kommt. Kapitalistisches Handeln hat die Umwelt zerstört, die Menschen werden tagtäglich durch Lohnarbeit ausgebeutet, Neid auf herausragende Persönlichkeiten und Reichtum produzieren Kriminalität etc. Eine klassische Beweisführung durch Omission, die die Illusion erweckt, dass wir alle glücklicher wären, wenn wir doch nur gleicher wären.

Vergessen wird dabei, dass sich die Menschheit durch besondere Individuen weiterentwickelt hat, die sich nicht in vorgegebene Schemata haben pressen lassen. Ebenso sind externe Anreize für den Menschen durchaus effektiv, um ihn geistig und physisch zu Hochleistung anzutreiben. Wenn nichts mehr belohnt wird, führt dies nicht zur individuellen Entfaltung, sondern zu einer Masse von vor dem Fernseher verblödenden, antriebslosen Menschen. Das kann man m.E. sehr schön an denjenigen in unserem Land beobachten, deren Lebensminimum gesichert ist und die keine Perspektive auf ein besseres Leben sehen (das es in Slov ant Galis Welt auch nicht geben wird) und somit keinen Anreiz mehr haben, etwas an ihrer Lage zu verändern. In dieser Welt möchte ich nicht leben. Aber es ist ja nur ein Gedankenexperiment.