Montag, 3. Juni 2013

Kundenrezension von "corinne" bei Amazon

Dieses Buch war ein Überfall: Was sollte ich mit Überschriften anfangen wie „Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand“? Schon allein das Wort „Kommunismus“. Etwas, das ich als nur mäßig politisch interessierter „Wessi“ bisher mit Begriffen wie Diktatur, Mangelwirtschaft, eingeschränkter Reisefreiheit und gegenseitiger Bespitzelung in einen Topf geworfen hatte. So erschloss sich mir durch „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ von Slov ant Gali Neuland. Ich erfuhr, dass nur dort, wo man Freiheit, Individualismus, erfüllte Bedürfnisse, allseitig gebildete Persönlichkeiten und vernünftig geplantes Wirtschaften und damit nachhaltigen Umweltschutz findet, „Kommunismus“ ist, egal wie es genannt wird.

Individueller Kommunismus? Das fand ich spannend und ich lernte, dass DDR eben nicht in erster Linie „Mauer“ war, sondern das Leben „dahinter“ verrückte Geschichten bot, die so unglaublich klingen, dass sie der Autor wohl nur deshalb aufzuschreiben wagte, weil er sie wirklich selbst erlebt hat.

Doch Slov ant Gali erzählt nicht nur aus seinem Leben als geborener „Ossi“, sondern zeigt vor allem auch auf, wie das, was er Kommunismus nennt, weltweit funktionieren könnte. Dazu bedient er sich farbiger Wortbilder: Mal lässt er Kohlenmonoxid aus dem Kachelofen strömen, mal Lenin bayerisch fensterln, mal tritt ein See vor lauter Badenden übers Ufer, mal kommt Robinson von der Insel. Und immer wieder geht es um das Internet, Downloads, Freiheit, Arbeit, die gern gemacht wird und welche, die trotzdem gemacht wird. Er entwickelt Ideen zum Verkehr der Zukunft und wie die Menschen privat zusammenleben.

Wenn mir auch manches noch utopisch vorkommt … dass man und wie man ohne die Gier nach „Alles meins“ besser und zufriedener – eben glücklicher – leben würde, kann ich mir jetzt besser vorstellen. Wenn das machbar ist, was der Autor da beschreibt – und er begründet ja, warum das meiste schon heute (bzw. erst heute) möglich ist – dann möchte ich sagen: Warum fangen wir nicht an damit? Wie genau die ersten Schritte dahin aussehen können, darüber würde ich gerne mal mit dem Autor diskutieren.

http://www.amazon.de/Gemeinschaft-Gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen-Wie-Welt-wollen/dp/3955140091/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1370863941&sr=1-1&keywords=gemeinschaft+der+gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen

1 Kommentar:

  1. Das ist ne schöne Rezension! Nicht nur ein Riesenkompliment an dein Buch, sondern endlich auch mal geschrieben, als hätte man nicht mit der Schablone am Bildschirm gesessen...
    Bisschen Leben in der Sprache.

    Übrigens: Ich fand das Buch auch spitze. Absolute Spitze. Und im Prinzip beweist es, dass Kommunismus unter dialektischen Zusammenhängen in Zukunft die Konsequenz sein muss.
    Denn, obwohl die Standpunkte, von denen aus man startet völlig verschiedene, also unsere. Aber die Welt, die du beschrieben hast. Die kannte ich bereits irgendwo her. Bis auf die Details teilweise, wenn man sie so nennen kann.
    Vor ein paar Hundert Jahren... Wäre ich nicht zu gebrauchen gewesen... Das habe ich schon sooft gesagt und gedacht.
    Auch das mit dem Coaching von anderen. Die ich viel besser in der Lage bin zu coachen, als mich selber. Den Coach coacht das Coaching, denke ich.
    Achja, und, ganz wichtig: Endlich sprich ihn einer aus, bzw. legt ihn, wenn auch nur kurz; den kausalen Zusammenhang zwischen Darwinismus und Faschismus. Der im Neo-Faschismus endet. Hu weiß wohl, wovon wir sprechen.
    Ich hatte öfter so'n Bild vor Augen, wie der letzte Mensch, fettgefressen. Vor'm Weihnachtsbaum sitzt und triumphierend denkt: "Survival of the fittest"... Dabei wäre "survival of the fattest" wohl treffender...

    Als du dann noch geschrieben hast, wie es dir heute wohl erginge. Da war das schon ein bisschen merkwürdig. Passt, irgendwie. Auch, wenn wir oft wohl eher auf die Differenzen fixiert sind.

    Peace

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