Donnerstag, 8. Dezember 2011

Warum das Bild der fleißigen Ameisen nichts mit Kommunismus zu tun hat


Dialektik


Mache
was man dir sagt
anders.
So
beweise,
du hast verstanden.



Du darfst dir Kommunismus nicht als Masse gleichgeschalteter Arbeitswütiger vorstellen. Am besten noch unter Kontrolle eines Überwachungsprogramms, das für Fleiß Glückshormone freigibt.

Sagen wir einmal, um etwas zu veranschaulichen, gebraucht mancher künstlerische Bilder (Metaphern) aus dem Tierreich. Natürlich stimmen die nie. Wer als „Ochse“ bezeichnet wird, ist im Regelfall zeugungsfähig und Mensch geblieben. Allerdings werden den Tieren bestimmte markante Eigenschaften zugeschrieben, die dann das menschliche Verhalten zuspitzen.
Das ist nicht nur bei den Ameisen problematisch. Sie als Sinnbild für Fleiß zu benutzen, ist mindestens gewagt. Nicht dass sie „faul“ wären, aber „Fleiß“ setzte einen bewussten Vorsatz voraus. Den kann man der einzelnen Ameise beim besten Willen nicht zuschreiben – auf jeden Fall nicht mehr als beliebigen anderen Tieren, die das jeweils Nötige tun, um ihre Art zu erhalten.
Wenn man aber das „Unermüdliche“ hervorhebt, mit dem sich die einzelne Ameise in den „Dienst“ ihres Volkes fügt, mit der sie an ihrem Platz im Sinne ihrer Gemeinschaft wirkt, dann wird es zu einem verleumdenden Bild, sobald man es auf künftige kommunistische Verhältnisse anwendet.

Das einzelne Tier weiß ja überhaupt nicht, was es tut. Es ist auf Arbeiter, Soldat usw. „programmiert“ und arbeitet dieses ihm zugeteilte Programm ab. Es ist eben nur ein natürliches und kein Computerprogramm. Der einzelne Mensch im Kommunismus weiß sehr wohl um die Funktionsweise der Gesamtgesellschaft und seine Rolle darin. Er kann sie relativ frei wählen und nach seinen aktuellen persönlichen Bedürfnissen auch wechseln.

Arbeitseifer und unermüdliches Schaffen sind dabei nur zwei Arten unter vielen, sich einzubringen. Sicher wird es die geben, aber sie werden nicht die vorherrschenden sein. Genauer: Nur bei denen, denen gerade „Arbeit“ besonders viel Spaß macht, denen sie große Erfüllung bedeutet. Wozu sonst baute man immer bessere „Roboter“, die selbst „Roboter“ fertigen, um alles Stupide zu minimieren?

Trotzdem werden wohl auch Menschen teilweise diesen Maschinen bewusst Arbeit wegnehmen. Nicht, weil es zum Überleben der Menschheit bedeutsam wäre, sondern weil bestimmte Arbeiten, wenn man ihren Umfang selbst bestimmen kann, einfach Vergnügen bereiten und es die Qualität verbessert – im Sinne, dass größere Vielfalt immer besser ist und „Handgemachtes“ seinen eigenen Reiz hat beziehungsweise „besser schmeckt“.

Keine Ameise käme auf solche Ideen! Wer also Kommunismus als Ameisenhaufen illustriert, stutzt die dann Lebenden auf relativ stumpfe Workaholics zusammen. Er billigt ihnen nicht zu, dass sie nach einem Ballettbesuch einfach nur ihre Lust ausleben könnten mit einem / einer, der / die das auch gerade will … und dazu in den Hauptrechner eingeben, dass sie am Folgetag am Arbeitsplatz vertreten werden möchten. Allerdings werden sie später kurz ihnen Speicher abrufen, ob sich Ersatz gefunden hat, und wenn nicht, die vorgesehene Aufgabe dann doch angehen. Weil sie nämlich um die Bedeutsamkeit ihrer Arbeit wissen. Aber ich glaube, meistens wird sich eine Vertretung finden. Du könntest umgekehrt ja in dieselbe Verlegenheit kommen. Und die, die das überstrapazieren, sind schnell entlarvt.

So ein klein wenig wird jedem bewusst sein, dass da irgendwer dafür arbeitet, dass ihm „der Strom aus der Steckdose kommt“. Etwas muss „man“ zurückgeben. Das wird im Vergleich zu heute per Saldo weniger sein … auch, weil die Grenzen zu „Privatem“ viel fließender sein werden, wenn man neben den eigenen auch die Nachbarskinder betreut. „Privates“ aber dürfte Ameisen unbekannt sein … Um es einmal so zu sagen: Der durchschnittliche Mensch im Kommunismus ist „natürlich fleißig“. Er wird aber nicht mehr arbeiten als nötig und das ist seiner technischen Möglichkeiten wegen weniger, als wir uns heute aufbürden müssen – nur dass er das, was er machen wird, bewusster macht.

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