Dialektik
Mache
was man dir sagt
anders.
So
beweise,
du hast verstanden.
Du
darfst dir Kommunismus nicht als Masse gleichgeschalteter
Arbeitswütiger vorstellen. Am besten noch unter Kontrolle eines
Überwachungsprogramms, das für Fleiß Glückshormone freigibt.
Sagen
wir einmal, um etwas zu veranschaulichen, gebraucht mancher
künstlerische Bilder (Metaphern) aus dem Tierreich. Natürlich
stimmen die nie. Wer als „Ochse“ bezeichnet wird, ist im
Regelfall zeugungsfähig und Mensch geblieben. Allerdings werden den
Tieren bestimmte markante Eigenschaften zugeschrieben, die dann das
menschliche Verhalten zuspitzen.
Das
ist nicht nur bei den Ameisen problematisch. Sie als Sinnbild für
Fleiß zu benutzen, ist mindestens gewagt. Nicht dass sie „faul“
wären, aber „Fleiß“ setzte einen bewussten Vorsatz voraus. Den
kann man der einzelnen Ameise beim besten Willen nicht zuschreiben –
auf jeden Fall nicht mehr als beliebigen anderen Tieren, die das
jeweils Nötige tun, um ihre Art zu erhalten.
Wenn
man aber das „Unermüdliche“ hervorhebt, mit dem sich die
einzelne Ameise in den „Dienst“ ihres Volkes fügt, mit der sie
an ihrem Platz im Sinne ihrer Gemeinschaft wirkt, dann wird es zu
einem verleumdenden Bild, sobald man es auf künftige kommunistische
Verhältnisse anwendet.
Das
einzelne Tier weiß ja überhaupt nicht, was es tut. Es ist auf
Arbeiter, Soldat usw. „programmiert“ und arbeitet dieses ihm
zugeteilte Programm ab. Es ist eben nur ein natürliches und kein
Computerprogramm. Der einzelne Mensch im Kommunismus weiß sehr wohl
um die Funktionsweise der Gesamtgesellschaft und seine Rolle darin.
Er kann sie relativ frei wählen und nach seinen aktuellen
persönlichen Bedürfnissen auch wechseln.
Arbeitseifer
und unermüdliches Schaffen sind dabei nur zwei Arten unter vielen,
sich einzubringen. Sicher wird es die geben, aber sie werden nicht
die vorherrschenden sein. Genauer: Nur bei denen, denen gerade
„Arbeit“ besonders viel Spaß macht, denen sie große Erfüllung
bedeutet. Wozu sonst baute man immer bessere „Roboter“, die
selbst „Roboter“ fertigen, um alles Stupide zu minimieren?
Trotzdem
werden wohl auch Menschen teilweise diesen Maschinen bewusst Arbeit
wegnehmen. Nicht, weil es zum Überleben der Menschheit bedeutsam
wäre, sondern weil bestimmte Arbeiten, wenn man ihren Umfang selbst
bestimmen kann, einfach Vergnügen bereiten und es die Qualität
verbessert – im Sinne, dass größere Vielfalt immer besser ist und
„Handgemachtes“ seinen eigenen Reiz hat beziehungsweise
„besser schmeckt“.
Keine
Ameise käme auf solche Ideen! Wer also Kommunismus als Ameisenhaufen
illustriert, stutzt die dann Lebenden auf relativ stumpfe Workaholics
zusammen. Er billigt ihnen nicht zu, dass sie nach einem
Ballettbesuch einfach nur ihre Lust ausleben könnten mit einem /
einer, der / die das auch gerade will … und dazu in den
Hauptrechner eingeben, dass sie am Folgetag am Arbeitsplatz vertreten
werden möchten. Allerdings werden sie später kurz ihnen Speicher
abrufen, ob sich Ersatz gefunden hat, und wenn nicht, die vorgesehene
Aufgabe dann doch angehen. Weil sie nämlich um die Bedeutsamkeit
ihrer Arbeit wissen. Aber ich glaube, meistens wird sich eine
Vertretung finden. Du könntest umgekehrt ja in dieselbe Verlegenheit
kommen. Und die, die das überstrapazieren, sind schnell entlarvt.
So
ein klein wenig wird jedem bewusst sein, dass da irgendwer dafür
arbeitet, dass ihm „der Strom aus der Steckdose kommt“. Etwas
muss „man“ zurückgeben. Das wird im Vergleich zu heute per Saldo
weniger sein … auch, weil die Grenzen zu „Privatem“ viel
fließender sein werden, wenn man neben den eigenen auch die
Nachbarskinder betreut. „Privates“ aber dürfte Ameisen unbekannt
sein … Um es einmal so zu sagen: Der durchschnittliche Mensch im
Kommunismus ist „natürlich fleißig“. Er wird aber nicht mehr
arbeiten als nötig und das ist seiner technischen Möglichkeiten
wegen weniger, als wir uns heute aufbürden müssen – nur dass er
das, was er machen wird, bewusster macht.
Hi max
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