Freitag, 28. Februar 2014

Ossietzky 5/2014

Gemeinschaft der Glückssüchtigen  (Wolfgang Beutin)
Ein Verfasser mit dem Pseudonym Slov ant Gali (geb. 1955 in Schwerin, heute Lohnsteuerfachberater, Autor auch von Science Fiction und Lyrik) veröffentlichte 2013 ein Buch, mit dem er gleichzeitig voller Elan in zwei Debatten eingreift, eine deutsche und eine internationale.

Die erste ist die von Bundespräsident Gauck ausgelöste, der die deutsche Bevölkerung pauschal bezichtigt hatte, »glückssüchtig« zu sein. Vermutlich kam das Streben der Menschengattung nach Glück auf mit der Menschengattung. Die Philosophie, worin es als höchster Wert erscheint, heißt althergebracht Hedonismus; so gesehen etablierte sich der Kleriker an der Staatsspitze als Anti-Hedonist, zudem als Anti-Aufklärer, verschwor die Aufklärung sich doch dem politischen Ideal des »größtmöglichen Glücks der größtmöglichen Zahl«. Die zweite Debatte wird in der angloamerikanischen Welt und Australien geführt, intensiv, wie es das Magazin Time beweist, das auf einem Titelblatt im letzten Sommer als Hauptthema ankündigte: »The Pursuit of Happiness«, so als wollte man eine genaue Übersetzung des Gauck-Worts. Eine skeptische europäische Leserschaft darf die von den Amerikanern niedergelegten Befunde gern anzweifeln, erfährt sie doch in einer Übersicht über die Staaten der Erde, daß die am wenigsten glückliche Bevölkerung in einem Lande lebe mit einem überdurchschnittlich hohen Lebensstandard, wohingegen die glücklichste in einem Lande, in dem ein Drittel der Leute unterhalb der Armutsgrenze vegetiert … eine Aussage, die nicht gerade ermuntert, der Armut weltweit den Kampf anzusagen.

Was den Ausführungen in dem Buch ihren besonderen Charakter verleiht, ist der Versuch des Autors, die »Glücks«-Debatte mit einem Thema zu verknüpfen, welches auch hierzulande dringlich auf die Tagesordnung gehört: mit dem Kommunismus. Könne der Kapitalismus die »Bedürfnisbefriedigung im Weltmaßstab« nicht bewerkstelligen, sondern »nur jeweils beschränkt auf Teile dieser Welt, die sich auf Kosten des Rests vollsaugen« – ein Tatbestand, den sieben Milliarden Menschen bezeugen müssen –, sei das Durchdenken von Alternativen oberstes Erfordernis. Solchem Durchdenken möchte der Autor nachhelfen. Mit seiner Bestrebung könnte er sich auf Vorgänger berufen wie etwa den Dichter Heine (Parole: »Zuckererbsen für jedermann«) oder auf den in der tschechischen Literatur einstmals hitzig geführten Literaturstreit, den Jaroslav Seifert auslöste, als er Verse wie diese veröffentlichte: »Wir Proletarier sehnen uns nach unsrer Welt. / Und jener, der sein Leben lang nur fastet, / will endlich auch von Sorgen unbelastet, / am speisenüberladnen Tische sitzen …« (Der tschechischen Avantgarde-Richtung des »Poetismus«, der Seifert angehörte, wird ein »extremer Hedonismus« nachgesagt!) Der Autor Gali hat recht, wenn er vermerkt, man müsse alles stets neu bedenken, und hat recht auch mit seiner These: »Die Perspektive ›Kommunismus‹ muß von den Massen gewollt werden – egal, ob man sie nun so nennt oder nicht. Es reicht einfach nicht, jene einzelnen Stückchen des ›Kapitalismus‹ nicht zu wollen, die gerade am meisten weh tun. Es reicht nicht einmal, den Kapitalismus insgesamt nicht zu wollen. Wir müssen auch etwas anderes, Alternatives bewußt wollen und darauf hinarbeiten.« Seine Begrifflichkeit verbindet er einleuchtend mit dem Individualismus-Postulat, und auch hierin hat er einen prominenten Vor-Denker, Oscar Wilde, der nur im Sozialismus die Sicherung des Individualismus gewährleistet sah (läuft im Kapitalismus doch alles auf ödeste Konformität hinaus, auf einen bloß vorgegauckelten Individualismus). In seine Argumentation baut der Autor anregende historische Reflexionen ein (über die deutsche Novemberrevolution, über den Zusammenhang von deren Scheitern und der Verödung der Oktoberrevolution; über den Sozialismus der DDR, der eine »abgebremste Revolution« gewesen sei). Den Band bereichern eingestreute politische Gedichte (in der Tradition von Erich Fried).

Slov ant Gali: »Gemeinschaft der Glückssüchtigen. Wie wir die Welt wollen«, Verlag Wiljo Heinen, 238 Seiten, 13,50 €

vgl.: http://www.ossietzky.net/5-2014&textfile=2585

Samstag, 2. November 2013

Diesmal nehmen sich "Potsdams andere Seiten" des Buches an

Auf Seite 9, der "Forum"-Seite, der November-Ausgabe wird auf das Buch und die in diesem Monat bevorstehende Veranstaltung verwiesen:

 
Dazu kommt der Hinweis auf Seite 12, der Service-Seite


Montag, 23. September 2013

öffentliche Buchpremiere "Gemeinschaft der Glückssüchtigen"

Wie kann unsere Welt ohne Macht und Unterdrückung funktionieren, warum könnte sie das heute besser als je zuvor?


Ein modernes Kommunismusbild nach DDR-Erfahrungen und mit modernen Datenaufbereitungs- und Vernetzungs-möglichkeiten
Mit dem Autor 
Slov ant Gali.






Aus dem Klappentext: "Es ist wieder Zeit für Utopien. Es reicht nicht, jene einzelnen Stückchen des "Kapitalismus" nicht zu wollen, die gerade am meisten weh tun. Es reicht nicht einmal, den Kapitalismus insgesamt nicht zu wollen. Wir müssen auch etwas Anderes bewusst wollen und darauf hinarbeiten."
Dieses "Andere" soll Gegenstand der Veranstaltung sein ...



Freitag, 21. Juni 2013

Heute erst erfahren: Auf der gestrigen Politikseite der Tageszeitung "Neues Deutschland" wurde das Buch mit folgender "Leseprobe" aus dem Vorwort berücksichtigt:

Hier schreibe ich – ich kann nicht anders. … Ich möchte einladen zum Be-Denken von Alternativen im Zusammenleben der Menschen. Schluss mit dem Glauben, es gäbe keine. Ihr müsst mir ja nicht folgen. … aber lest! Gerade ihr, die ihr meint, einer, der in der DDR aufgewachsen ist, der muss entweder den „Kommunismus“ restlos satt haben oder ein unbelehrbarer Sturkopf sein. … Ich wünsche mir die freieste, individuellste, menschlichste Gemeinschaft, die sich Menschen zum Zusammenleben gestalten können. Es graust mich davor, was passieren wird, wenn wir nicht rechtzeitig anfangen, sie zu schaffen: Wahrscheinlich vernichten wir unsere Existenz. Da muss man doch etwas tun …
Nein, Herr Bundespräsident, ich kann mir „glückssüchtig“ nicht als Schimpfwort vorstellen. So wenig, wie ich mir wünsche, von meinen Kinder erfahren zu müssen, sie sind bei XY „im Kampf“ für … gefallen oder sie haben keinen „Job“ und damit kein Auskommen, ihr Leben zu fristen, überhaupt, sie seien „unglücklich“, so wenig wünsche ich das irgendeinem anderen Erdenbürger. Ich finde es richtig danach zu suchen, wie am besten gesichert werden kann, dass jeder sich als nützlich empfinden, das Gefühl haben kann, gebraucht zu werden, dass er rundum zufrieden ist, glücklich eben. ...

Fangen wir an! Suchen wir die Stelle, von der aus wir nicht nur die vorhandene Welt in Frage stellen, sondern über ihren Tellerrand hinaus denken. Wer sich beschwert, meine „Philosophie“ reiche nur für einen Stammtisch, … dem sage ich, setz´ dich doch dazu! Philosophiert mit mir gemeinsam. Nur weil ich Wasser trinke, braucht ihr euch ja das Bier nicht zu verkneifen. Also Prost! Denken wir uns die Welt neu! Und dann machen wir sie uns so … ...

Freitag, 14. Juni 2013

Eine Rezension bei Lovelybooks und amazon mit angekreideten Schönheitsfehlern, über die zu reden ist

„...Ich wünsche mir die freieste, individuellste, menschlichste Gemeinschaft, die sich Menschen zum Zusammenleben gestalten können...“

Der Autor, Jahrgang 1955 und in der DDR aufgewachsen, versucht in dem Buch, die Frage zu beantworten, wie wir zukünftig leben wollen. Er entwirft ein Gesellschaftsbild der Zukunft.
Grundlage dafür ist seine Analyse des Marxschen Gesetze für die Entwicklung von Markt und Gesellschaft.
Am Anfang legt er dar, warum der Übergang vom Kapitalismus zu einer neuen Gesellschaftsordnung bisher nicht funktioniert hat und was in den sozialistischen Ländern schiefgelaufen ist.
Seine Gedanken lassen sich gut nachvollziehen. Sie regen an, sich mit den Verhältnissen in der Gesellschaft auseinander zu setzen. Ich bin nicht in allen Punkten mit ihm einer Meinung, finde aber, dass es gute Ansätze zum Weiterdenken gibt. Schwierig ist der Spagat zwischen Individualität, Freiheit und Rücksichtnahme auf die Rechte der anderen. Die Interpretationsmöglichkeiten seiner Aussagen sind vielfältig und lassen sich sehr kontrovers diskutieren. Dabei versteht es der Autor, seine Ideen durch wirklichkeitsnahe Bilder zu veranschaulichen.
Im Buch ist erkennbar, dass sich der Autor ausführlich mit den Lehren von Marx und Lenin beschäftigt hat. Gleichzeitig gibt es mehrere Abschnitte, in denen er darlegt, wie seine DDR – Vergangenheit sein Denken beeinflusst hat. Das geschieht sachlich. Es überzeugt, weil es eigene Erfahrungen und Erlebnisse sind.
Sehr gut gefallen haben mir die Gedichte. In konzentrierter Form drückt er dort sehr persönlich aus, was ihn bewegt.
Zwei Fakten sind, meiner Meinung nach, die Schönheitsfehler des Buches. Zum einen nennt er seine neue Gesellschaft Kommunismus, obwohl sich dieser Begriff historisch diskreditiert hat, zum anderen bleibt der Weg dorthin sehr vage.
Das Cover ist ein Widerspruch in sich. Bild und Text stehen kontrovers zueinander.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es gab mir die Möglichkeit, eine neue Vorstellung von der Zukunft mit meinen eigenen Bild zu vergleichen. Der Autor hat sich an eine Utopie gewagt, die auf Freiheit und Individualität setzt. Ein mutiger Gedanke!

Quelle Amazon
Quelle lovelybooks

Dienstag, 11. Juni 2013

Eine weitere Leserrezension in Lovelybooks

B.: Slov ant Gali schreibt in seinem Buch über die Utopie des Kommunismus‘, wie dieser in der Zukunft auf der ganzen Erde funktionieren könnte. Er ist der Meinung, dass dieses Modell erst in der heutigen Zeit möglich ist, da wir nun alle weltweit über das Internet miteinander verbunden sind. Die Grundidee ist folgende: Alle Menschen sollen gleich sein, das heißt, jeder bekommt seine Grundbedürfnisse, Essen, Trinken, Wohnen (auch mit Luxus, wenn gewollt). Das setzt natürlich voraus, dass jeder trotzdem arbeiten geht. So viel Pflichtbewusstsein muss sein, damit das alles erfüllt werden kann. Die Arbeitszeit soll aber geringer ausfallen, da durch dieses Leben etliche Berufszweige entfallen. Wir bekommen dafür alle ein glücklicheres, familienfreundliches, zufriedenes, ruhiges, klimafreundliches und fast kriminalitätsfreies Leben, weil es keinen Neid und keine Missgunst mehr unter den Leuten gibt. Es hört sich wirklich vielversprechend an, aber kann das wirklich funktionieren? Gehen die Menschen arbeiten, wenn sie keinen Lohn mehr dafür erhalten? Wird sich die Menschheit auch dann noch weiterentwickeln, oder läuft dann alles wieder rückwärts? Wäre das einen Versuch wert? Die Utopie wurde in dem Buch sehr gut beschrieben, und auch die eingefügten Episoden aus dem Leben in der DDR von Slov ant Gali waren sehr interessant.

http://www.lovelybooks.de/autor/Slov-ant-Gali/Gemeinschaft-der-Gl%C3%BCckss%C3%BCchtigen-Wie-wir-die-Welt-wollen-1039839593-t/rezension/1044134648/