Freitag, 30. September 2011

Thesenansätze (6)

Der dritte Schritt ist eine relative Angleichung der Lebensverhältnisse aller Menschen auf der ganzen Erde. Diese Angleichung trägt bereits ein deutliches kommunistisches Merkmal: Es herrschen nicht weltweit dieselben Bedingungen, sprich: es werden nicht überall dieselben Konsumwelten nachgeholt, die in imperialistischen Metropolen geschaffen wurden, sondern es werden weltweit dieselben relativen (!) Wohlfühl-Lagen geschaffen und Möglichkeiten, sich uneingeschränkt in „Weltverhältnisse“ zu integrieren. Für das Funktionieren der Welt ist in manchen Weltregionen einfach „nur“ wichtig, dass alle Betroffenen sauberes Wasser, vernünftige Speisen, Kleidung und Wohnung haben, dies letztlich aus eigener Arbeit erwachsen kann und alle Bildungs- und Entwicklungswege genutzt werden können.

Der „vierte“ Schritt ist der Aufbau eines tatsächlich vernünftigen weltweiten Planungs-, Versorgungs- und Kommunikationssystems. Es ist ein am Gemeinwohl orientiertes, weiter entwickeltes und sich beständig weiter entwickelndes „Internet“. Es spiegelt das in der realen Lebenswelt vorgegebene Ineinandergreifen verschiedener Ebenen wider. Geplant werden kann und muss innerhalb verschiedener abgrenzbarer Systeme und zwischen diesen. Dabei ist wichtig, dass möglichst viel regional bzw. auf untersten Ebenen entschieden werden kann. In höherer Ebene werden die Schnittstellen bestimmt. Im praktischen Leben ist dies hierarchisch wesentlich leichter. Vorstellbar in der Art einer einzigen universalen Partnerschaftsvermittlung. Nicht verschiedene neben- und gegeneinander, sondern ein Auf-, Ab- und Seitwärts-Surfen nach verschiedenen interessierenden Gesichtspunkten. Wichtig dabei ist, dass jeder Teilnehmer in jeder Ebene handeln kann, also auch bei der Wirtschaftsplanung auf allen Ebenen Änderungsvorschläge einbringen und ggf. durchsetzen kann.

Donnerstag, 29. September 2011

Thesenansätze (5)

Die folgenden „Schritte“ sind keine zeitliche oder andersartig sachliche Abfolge. …

Voraussetzung für „nachhaltigen“ Kommunismus, also eine gemeinschaftliche Gesellschaftsgestaltung, die nicht wieder in Klassengesellschaften zurückfällt, ist ein sehr hohes Niveau der Produktivkräfte. Im Wesentlichen sind dies zwei Merkmale, an denen das Niveau bestimmt werden kann: 1. Alle Erkenntnisse des Menschheitsfortschritt sind weltweit uneingeschränkt nutzbar. (Ist technisch erreicht. Die Umsetzung der Möglichkeiten werden durch die Eigentumsverhältnisse verhindert.) 2. Der Umfang der vergegenständlichten Arbeit übersteigt den der aktivierbaren lebendigen Arbeit so weit, dass alle elementaren Bedürfnisse aller Erdenbürger im Wesentlichen durch sie befriedigt werden könnten.

Der erste Schritt in eine grundsätzlich neue Gesellschaft ist die Beseitigung der materiellen Verhältnisse, die zwangsweise Egoismus reproduzieren. Das, was Marxisten „Privateigentum an den Produktionsmitteln“ nennen, bewirkt auf der einen Seite, dass die Besitzer sich fremde Arbeit günstigst, also für die anderen ungünstigst aneignen können. Auf der anderen Seite bewirkt es aber auch, dass sie sich in einer bestimmten Weise verhalten müssen, wollen sie ihre gesellschaftliche Stellung bewahren oder sogar ausbauen. Das färbt auch auf die Verhaltensweisen der Nichtbesitzer ab, da tendenziell die am geschicktesten skrupellos egoistisch Handelnden als erfolgreich im allgemeinen Konkurrenzkampf um die besten Positionen in einer Weltmangelwirtschaft erfasst werden.

Der zweite Schritt ist eine weltweite (strukturell) neue Verteilung der Ressource Arbeitsvermögen. Alle Arbeiten / Tätigkeiten werden auf ihre tatsächliche Sinnhaftigkeit überprüft. Alle Arbeiten, die keinen eigenen Nutzen erbringen außer dass sie das Funktionieren der Privatwirtschaft absichern, werden bis nahe Null abgebaut. Als besonders einschneidende Vergeudung von Naturressourcen, menschlichen Potenzen und Menschlichkeit verschwindet der Hauptteil aller Gewaltinstitutionen mit ihren „Rüstungen“. Dazu gehören aber auch alle Wirtschaftselemente zur Eigentumsscheidung und -manipulation, also Finanz- und Versicherungswirtschaft, Steuer- und Rechnungswesen, Lizenzwesen u.v.a.m. In der Konsequenz dürfte mehr als die Hälfte der „bei uns“ „bezahlten“, also als „gesellschaftlich notwendig anerkannten“ Arbeiten weggefallen sein.

Mittwoch, 28. September 2011

Thesenansätze (4)

Die erste Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation, also der Sozialismus, ist eine über eine unbestimmte Zahl von Generationen andauernde „Kulturrevolution“.
Im Prinzip geht es darum, die vielfältigen Relikte verinnerlichter Egoismusstrategien im menschlichen Denken und Handeln allmählich abzubauen. Zwar sind die objektiven Voraussetzungen für die Ausbeutung fremder Arbeitskraft juristisch beseitigt, die Denkstrukturen, in individuellerer Form von der Leistung Anderer leben zu wollen, sind aber noch in verschiedensten Formen erhalten geblieben und werden teilweise sogar unbeabsichtigt weiter von Generation zu Generation „übergeben“.
Es müssen sich erst Strukturen bewähren, die ein gemeinschaftliches Eigentümerbewusstsein (und das entsprechende Verhalten) fördern. Hilfreich hierbei sind sicher genossenschaftliche Konzepte.
Wesentlich für den Erfolg dieser gesellschaftlichen Entwicklung ist die sich beständig wiederholende Bestätigung der Möglichkeiten, Individualität innerhalb großer Gemeinschaften entfalten zu können.

Als technisches Instrument zur Verknüpfung von Gemeinschaftsinteressen ist das „Internet“ von Ausschlag gebender Bedeutung. Es ist die notwendige Voraussetzung eines realen dauerhaften Kommunismus im Weltmaßstab.

Der entfaltete Kommunismus ist die individualistischste Gesellschaft, die sich menschliche Intelligenz denken kann.
Im e.K. sind sowohl indirekte wirtschaftliche Unterordnungszwänge weggefallen als auch starr institutionalisierte Einschränkungen individueller Freiheiten („Staatsapparate“).
Der e. K. ist die Gesellschaft mit der höchsten Vielfalt an Formen, durch die konkrete Beziehungen zwischen Menschen(gruppen) geregelt sein können … bzw. sich einer „Regelung“ im heutigen Sinn entziehen. Dabei bilden die Ausnahmen die Regel.
Das Verschwinden hierarchischer Strukturen bewirkt allerdings das Verschwinden bestimmter Formen. Wo es keine „Staaten“ gibt, gibt es logisch keine „Staatsapparate“ und real keine Armeen, Zollorgane etc.
An die Stelle anderer Institutionen treten soziale Instrumente, die zumindest Anklänge an heute Vertrautes aufweisen, ohne tatsächlich vergleichbar zu sein (Polizei).
Alle Beziehungen zwischen den Menschen werden auf der direkten Ebene der zu befriedigenden Bedürfnisse gestaltet (und nicht indirekt über ein Äquivalent Geld).
Die Vielfalt der zu befriedigenden Bedürfnisse bewirkt die Vielfalt der Formen, über die sie befriedigt werden.

Dienstag, 27. September 2011

Thesenansätze (3)

Ein besonders wichtiges Element – aber nicht das einzige – dabei ist, dass sozialistische Produktionsverhältnisse nicht mit einer Rüstungsindustrie und mit potentiellen Kriegen verbundene Aufwendungen vereinbar sind.
Es liegt also im Interesse von Sozialisten und Kommunisten, das Andauern der Übergangsgesellschaften kurz zu halten und nicht ihr vorzeitiges Ende zu suggerieren (sie gar „entwickelte sozialistische Gesellschaft“ zu nennen). Besonders Letzteres fördert objektiv (also unabhängig von den Absichten der Handelnden) die „Konterrevolution“.
Überlegungen zu Formen der Befreiung aus dem Kapitalismus in die Übergangsgesellschaften müssen immer der konkreten Situation entsprechen. Eine totale Ablehnung von Gewalt der Massen ist ebenso kontraproduktiv wie eine Verabsolutierung eines parlamentarischen Weges auf der Basis der Gesetze, die gemacht wurden, um die bestehende alte Gesellschaftsordnung zu erhalten. Es ist allerdings davon auszugehen, dass individuelle Gewalt ein bevorzugtes Mittel zur Diskreditierung revolutionärer Ideen bleiben wird, in der Hauptzahl der Fälle also sowohl den Vorwand liefert, Unterdrückungsgewalt offener zu praktizieren, als auch potentiell schwankende Massen vom Mithandeln abzuhalten.

Montag, 26. September 2011

Thesenansätze (2)

Eine fortschrittsfähige Gesellschaft ist nur möglich, wenn zumindest zwei Grundaufgaben gelöst sind: 1. ein breites Spektrum von Eigentumsformen ohne Privateigentum an Produktionsmitteln, mit dem fremde Arbeitsvermögen angeeignet wird, muss geschaffen sein, bei dem gesamtgesellschaftliches Eigentum die entscheidenden Positionen der Volkswirtschaften einnehmen muss und 2. die politische Machtausübung der progressiven Klasse und Schichten in einer Weise, die die wirtschaftliche Restmacht der auf Ausbeutung orientierten Gruppen vorübergehend außerökonomisch überkompensiert. Das bedeutet die kreative Anwendung der Forderung nach „Diktatur des Proletariats“ im konkreten Land.
Zur Konkretisierung der marxistischen Lehre von den ökonomischen Gesellschaftsformationen ist also zwischen den „Kapitalismus“ und den „Sozialismus / Kommunismus“ eine Phase der „Übergangsgesellschaften“ „einzuschieben“. Im Sinne von Karl Marx wäre dies eine auf unbestimmte Zeit gestreckte Weltrevolution, praktisch das Nebeneinander von staatlich organisiertem Kapitalismus und Staaten mit unterschiedlich stark ausgeprägten Grundlagen für den Aufbau des Sozialismus.
Übergangsgesellschaften sind hauptsächlich gekennzeichnet durch
  • die Umsetzung von einigen Aufgaben bzw. die Schaffung von notwendigen Voraussetzungen für die Lösung der Aufgaben des Sozialismus in einigen Ländern der Welt,
  • die ökonomische Dominanz der Marktgesetze gegenüber Ansätzen zur planmäßigen Gestaltung wirtschaftlicher Vorgänge im Sinne der Bedürfnisbefriedigung der Mehrzahl der Menschen,
die unterschiedlich erfolgreichen, aber permanent wirkenden Aktivitäten des (nicht nur) staatlich organisierten Kapitalismus (Imperialismus) zur Verkehrung der Absichten sozialistisch orientierter Kräfte in ihr Gegenteil,
  • die Einheit wechselnder Formen des Klassenkampfes auf nationaler und internationaler Ebene,
die Unmöglichkeit, das Hauptwesensmerkmal des Sozialismus, also das allmähliche Absterben des „Staates“zugunsten der Selbstorganisation nicht mehr als antagonistische Klassen definierbarer interessierte Menschengruppen, praktisch zu entfalten.
Einfacher ausgedrückt: In „Übergangsgesellschaften“ existieren auf einem Teil der Erde die Grundlagen der neuen Gesellschaft (allem voran das gesellschaftliche Eigentum an den wesentlichen Produktionsmitteln), es ist aber nur in extrem engem Rahmen möglich, die dadurch möglich gewordenen gesellschaftlichen Vorteile zur Geltung zu bringen. Der „Klassenkampf“ im Weltmaßstab ist noch nicht entschieden.

Sonntag, 25. September 2011

Thesenansätze (1)


Die ganze Entwicklung des Kapitalismus war und ist zugleich eine Entwicklung von Produktivkraft-Potenzen, die heute längst aus dem System der Klassengesellschaften herausreichen.
Kein bisheriger Revolutionsansatz hat eine Gesellschaft geschaffen, die zu Recht Sozialismus oder gar Kommunismus genannt werden konnte und kann.
Vorrangige Gründe für das Steckenbleiben der bekannten „Übergangsgesellschaften“ war zum einen, dass ein tatsächlicher Sozialismus sich erst entfalten kann, wenn er die Verhältnisse auf der ganzen Erde bestimmt, zum anderen waren die Produktivkräfte im Allgemeinen und den Ländern, die sich Sozialismus als Ziel gesetzt hatten, im Besonderen, nicht für die neue Gesellschaft reif.
Etwa seit der Jahrtausendwende sind die Produktivkräfte in den entwickelten Staaten und den mit ihnen am engsten verflochtenen Volkswirtschaften ausreichend für einen realen Übergang zum Sozialismus, innerhalb dessen kommunistische Verhältnisse vorbereitet werden könnten, im Wesentlichen ausgereift.
Die maßgeblichen Voraussetzungen für eine grundsätzlich neue Gesellschaftsgestaltung sind auf der einen Seite, dass die Eingriffsmöglichkeiten des Menschen auf seine Umwelt so umfassend geworden sind, dass er privatwirtschaftlich organisiert handelnd sich selbst als Teil der natürlichen Umwelt vernichten kann und mit ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit auch vernichten wird, und auf der anderen Seite, dass er über die materiellen Mittel verfügt, die wesentlichsten Lebenssysteme bewusst geplant zu steuern.
Jene technischen Mittel, die dem Begriff „Informationsgesellschaft“ einen Sinn geben (Rolle von Programmen, Vernetzungen usw.), hätten es einer gemeinwirtschaftlich organisierten Wirtschaft erstmals ermöglicht, ihre Vorzüge gegenüber privatwirtschaftlich organisierten zu entfalten.
In den Händen privatwirtschaftlich Denkender und Handelnder wird derselbe technische Fortschritt zur Bedrohung bzw. Entwertung für die meisten Menschen auf der Erde.
Der Übergang zur neuen Gesellschaftsordnung setzt die Reife mehrerer „regionaler“ Faktoren voraus, kann evolutionäre Phasen haben, ist aber wahrscheinlich an existenzielle Katastrophen gebunden.
Weil die Entfesselung des ersten Weltkriegs eine solche „Katastrophe“ gewesen war, war sie zugleich die große Chance, etwas vorfristig Verhältnisse zu schaffen, die nachfolgend einen evolutionären Prozess bis hin zum entwickelten Kommunismus ermöglicht hätten.
Dass diese Chance nicht genutzt worden ist, weil die Revolutionen in Ländern mit hoher Qualität der Produktivkräfte – besonders aber in Deutschland – scheiterten, war eine Menschheitskatastrophe von noch nicht zu ermessendem Ausmaß.
Im Wesentlichen lassen sich die Verzerrungen der Verhältnisse in den bisher bekannten Übergangsgesellschaften direkt oder indirekt auf diese Ausgangssituation zurückführen.
Im Sinne der Menschheitsentwicklung waren die Übergangsgesellschaften trotz ihrer Verzerrungen eine gewaltiger Fortschritt. Die durch die erfolgte Konterrevolution rückgängig gemachte gewaltsame Errichtung notwendiger Fundamente einer gesellschaftlich fortschrittsfähigen Gesellschaft müssen neu „gegossen“ werden.  

Donnerstag, 15. September 2011

6.6. Sanktionsgemeinschaft Kommunismus

Oder richtiger: Ansätze dessen, was dann kommen kann, können sich manche, die in der DDR gelebt haben, wenigstens etwas leichter vorstellen. Dort war das System von gesellschaftlichen Gerichten, der Einheit von Berufsrichtern, Laienschöffen usw. schon praktisch in der Entwicklung. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass das System in der DDR als gesellschaftliches Problem betrachtet werden musste, im Kommunismus aber ein „individualistisches“ ist. Also irgendwo festgeschriebene „Strafen“ können nur Notbehelf in unlösbar erscheinenden Fällen sein. Normalerweise werden auch individuelle Lösungen der jeweiligen Probleme gesucht und gefunden werden. „Sexuelle Störungen“ sind erst einmal etwas Medizinisches. Und Vorrang hat die Wiederherstellung der geschädigten Opfer.
Doch eigentlich müsste ich damit beginnen, dass der Begriff neu gefasst wird. Denn das „Wesen“ der „kriminellen“ Handlung besteht ja nicht mehr im Verstoß gegen formal festgeschriebene Rechtstatbestände. Ein – bleiben wir bei dem Beispiel – Sexualstraftäter handelt in erster Linie krank. Er bereitet Anderen bewusst (?) Leiden – und zwar welche, die nicht einmal in für ihn selbst akzeptablem Verhältnis zum (nur) augenblicklichen Gewinn positiver (?) Gefühlen stehen. Er braucht also Hilfe zur Selbstbeherrschung.
Klar. Die Gesellschaft muss sich den Luxus leisten, solche Verbrechen möglichst umfassend aufzuklären. Dies wird bereits dadurch leichter, dass es nicht mehr um die Feststellung eines juristischen Sachverhalts geht. Ein Teil der Vorbehalte von Vergewaltigungsopfern, also die Abgrenzungsfragen, denen zufolge die Täter (und ihre juristischen Vertreter) es die Opfer zu einem „Spießrutenlauf“ werden lassen, den Vorgang öffentlich zu machen, fallen weg.
Es muss unter Ausschluss der Straffrage „normal“ sein, dass über angemessenen menschlichen Umgang miteinander geredet wird – und zwar (relativ) öffentlich. Was danach kommt, wäre die Behandlung von Opfer und Täter. Dabei werden Strafen im engeren Sinne generell die Ausnahme sein. Das heißt nicht, dass es keine (unterschiedlich restriktiv geführten) „Bewährungslager“ geben wird. Sonst würde ja gegen das Prinzip der Vielfältigkeit verstoßen. Aber wichtiger als die Einlieferung in eine Schule für Kriminalitätsausübung (als welche heutige „Gefängnisse“ verstanden werden können) ist die Therapie gegen Wiederholung, die bei den Ursachen ansetzt. Wobei … noch wichtiger ist natürlich die Therapie der Opfer. Das gesellschaftliche Hauptprinzip muss logischerweise sein, Traumatisierungen jeder (!) Art zu beseitigen.
Um es einmal so zu sagen: Die kommunistische Gesellschaft muss sich zwei Arten von „Moderatoren“ leisten: solche, die öffentlich wirken und solche, die vertraulich arbeiten. „Man“ muss zu ihnen eben vertrauensvoll gehen können, wenn man „Eifersucht“ u.ä. empfindet.
Womit wir Marx, Engels und Lenin hinter uns lassen.
Natürlich braucht die Gesellschaft ihre materielle Basis. Also das, was materiell verbraucht wird, muss zuvor produziert sein. Aber schon die Frage stellt sich anders, wenn die tatsächliche menschliche Hand weitgehend durch Technik ersetzt wurde.
Produktion um der Produktion willen“ bliebe in vorkommunistischem Denken hängen. Kommunistisch wird die Sache erst, wenn es wirklich um die Entfaltung der einzelnen Persönlichkeiten mit ihren Bedürfniswelten geht. Dort steht an erster Stelle natürlich die Gesundheit. Die schließt das ein, was wir heute als „Gesundheit“ definieren, also von „Krankheiten“ frei zu sein. Aber was eine „Krankheit“ ist, ist natürlich auch Definitionssache. Sagen wir einfach, diese Definition wird im Kommunismus besonders weit gefasst: „Gesundheit“ ist ein tendenziell dauerhaftes allgemeines Wohlbefinden – erkennbare längerfristige Abweichungen davon sind „Krankheiten“. (Wir sagen allerdings auch heute schon beispielsweise, jemand sei „krankhaft eifersüchtig“.)
Wobei sich die Einzelnen am wohlsten fühlen, das ist natürlich eine ganz individuelle Angelegenheit, es wird aber bereits in frühem Kindesalter geprägt: Fühlt sich jemand in Gemeinschaften wohl, ist er der Meinung, mit Kämpfen gegen Andere, vielleicht sogar potentiell Schwächere, sich selbst erhöhen zu können, oder lernt er beflügelnde Gemeinschaften kennen, findet er Felder von Genuss und Bestätigung. Nach entsprechender Bestätigung und damit Festigung einer bevorzugten Strategie wird er sich weiter verhalten und gesehen werden.

Mittwoch, 14. September 2011

6.6. Sanktionsgemeinschaft Kommunismus

Ich hoffe, dass ich glaubhaft machen konnte, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen den weltweiten Umfang an „Verbrechen“ sehr stark reduzieren werden. Ich halte es für vorstellbar, dass die verbliebenen „Verbrechen“ eigentlich so wenige sind, dass sie vernachlässigt werden könnten. Brutal ausgedrückt: Wer sich unter solchen Bedingungen daheim verprügeln lässt, ist wesentlich mitschuldig, wenn er es nicht selbst beendet.
Eine solche Grundeinstellung wäre aber nicht kommunistisch. Zum kommunistischen Menschenbild gehört die Sorge um das nachbarschaftliche Wohlergehen. Vergessen wir nicht, dass es sehr wohl weitere reale Abhängigkeiten Schwächerer geben wird. Ich denke da zum einen an die Kinder, zum anderen an im weitesten Sinne „Kranke“ bzw. „Behinderte“. (Selbst die fortschreitenden medizinischen Erfolge lassen immer wieder neue Lücken offen, die die Einzelnen nicht schließen können.)
Zu den „Kranken“ rechnen natürlich auch die, die nicht direkt „Opfer“ sind sondern z. B. Sexualstraftäter. Nicht jedes traumatisierende Ereignis lässt sich bei bestem Wollen durch „die Gesellschaft“ verhindern, nicht jede genetische Disposition als gefährlich entschlüsseln und korrigieren.
Um also beim Beispiel der Sexualstraftäter zu bleiben: Es ist der Gemeinschaft nicht zuzumuten, sie zu ignorieren und den Einzelnen nicht, sie verfolgen zu müssen. (In dieser Betrachtung rechne ich auch einen Mörder aus Eifersucht zu den „Sexualstraftätern“)
Es ist also die Weiterexistenz einer hoch spezialisierten „Polizei“ logisch.
Die Verknüpfung der „öffentlichen Gewalt“ mit dem Privatleben der Einzelnen mag dabei für heutige Vorstellungen schwer nachvollziehbar sein.
Grundbaustein ist eine vom Prinzip wesentlich kleinere juristische „Privatsphäre“ - die ich unter den veränderten Bedingungen nach (!) dem Sozialismus ausdrücklich für wünschenswert halte. Das kann man nur verstehen, wenn man berücksichtigt, dass es im Wesentlichen kein privates Detail gibt, dessen Öffentlichkeit dem Betroffenen schaden kann. (Ansonsten wären es keine privaten Details mehr.) Oder vor allem umgekehrt: Die Jagd nach persönlichen Details bringt (im Prinzip) niemandem gesellschaftlichen (ökonomischen) Vorteil. (Den Kampf um persönliche Sympathien können wir hier vernachlässigen.)
Es ist also „normal“, dass „man“ weiß, was in den Nachbarschaften (wohnlich, arbeitsmäßig, persönlich) „so los ist“. Sinnvoll ist die Existenz von beobachtenden und ggf. frühzeitig „moderierenden“ Vertrauensleuten vor Ort. (Das hat ja nichts mehr mit einer „Staatssicherheit“ zu tun, weil es nicht um ein politisches Problem geht.) Sie sind sozusagen die niederste „Instanz“ der Nachbarschaftsbetreuung (was nicht heißen muss, aber kann, dass „Vertrauensmann“ ein „Beruf“ ist. Es kann auch ein Wahlamt sein.)
Für technisch einwandfreie Spurenauswertung bei trotzdem nicht verhinderten Verbrechen setzt dann allerdings unbedingt eine Berufspolizei ein. Ihr kommt dann auch ein Gewaltausübungsrecht zu.
Es kann also auch im entfalteten Kommunismus sein, dass ein Verbrecher verhaftet wird - u.U. in Formen, die an heutige Kriminalfilme erinnern.
Danach aber wird wieder alles anders.

Dienstag, 13. September 2011

6.6. Sanktionsgemeinschaft Kommunismus

Ein Sonderfall des Lebens unter kommunistischen Verhältnissen ist deshalb alles, was mit dem Begriff „Gewalt“ verbunden ist – aber es ist eben nicht restlos verschwunden.
Sofern man diesen Begriff auf Kriege beschränkt, also auf Kriegshandlungen, Staatsterrorismus in engem oder weitem Sinn und Handlungen einzelner Menschen, die daraus direkt abzuleiten sind (z. B. sadistische Folterexzesse), so gibt es sie natürlich nicht mehr. Das allein sollte gegenüber ehrlichen Christen und Buddhisten als Argument für eine solche Gesellschaft beinahe ausreichen.
Eine extreme Minimierung ist auch bei indirekten Gewalthandlungen zu erwarten. Die sind natürlich schwerer abzugrenzen. Aber ich halte einen sozial Hoffnungslosen für tendenziell eher gewaltbereit als jemanden, der um viele Möglichkeiten sich auszuleben weiß. Dabei ist es egal, ob er in einem Flüchtlingslager lebend gegen echte oder eingebildete Feinde seiner Freiheit kämpft oder sich einen Schwächeren im näheren Umfeld sucht, bei dem er vorübergehend nicht das Gefühl der Machtlosigkeit hat. Solche psychischen Gegebenheiten sind beispielsweise auch eine reale Quelle von Gewaltbereitschaft unter Migranten, die sich so gegen gesellschaftliches Ausgestoßensein spontan auflehnen – was dann kriminell heißt. Da es im Kommunismus aber keine soziale Ausgrenzung in großem Maßstab gibt (und überwiegend überall alle „Migranten“ sind), existiert kein Nährboden für daraus erwachsene individuelle Gewalt – also ist eine Institution überflüssig, die solche Gewalt den Normen einer Staatsgewalt unterwirft.
Darüber hinaus gibt es keinen Besitz als hierarchisch konstituierende Größe mehr. Also nicht nur besitzt keine Gruppe „Produktionsmittel“ (bzw. Mittel überhaupt), mit der sie andere ökonomisch dazu zwingen könnte, für sie zu arbeiten, sondern es kann ja sogar jeder die Dinge / „Güter“, über die er unmittelbar verfügen will, von der Gemeinschaft anfordern, sie technisch bestellen und – von den beschränkt vorhandenen „Originalen“ einmal abgesehen – auch erhalten. Jeder kann sich also materiell so als Persönlichkeit entfalten, wie er dies für angemessen erachtet, sofern er andere Persönlichkeiten damit nicht beschränkt, was normalerweise nicht der Fall sein wird.
Die Wahrscheinlichkeit von Diebstählen ist also gering – demzufolge also auch die Notwendigkeit, Menschen mit deren Verfolgung zu betrauen.
Also auch ganz individuelle Verbrechen haben einen wesentlich kleineren Nährboden. Es verändert langfristig die Persönlichkeit, wenn das gesellschaftliche Phänomen, dass andere etwas besitzen, was man gern hätte und nicht haben kann, einfach nicht mehr existiert. Und es verändert die Beziehung zwischen Menschen langfristig einschneidend, wenn es keine materiellen Abhängigkeiten mehr gibt. Der seinen Partner Prügelnde kann eben grinsend sagen, „Geh doch!“, wenn er genau weiß, dass der (die) so Angesprochene dann mit leeren Händen da steht. Diese Sicherheit der Macht löst sich in Nichts auf, wenn der (die) so Angesprochene um den Neuanfang in gleichwertiger neuer Situation weiß … ohne prügelnden Partner.
Und wer von einer Arbeit nach Hause kommt, die ihn mindestens nervlich total ausgelaugt hat, hat es schwerer, sich angemessen Partner und Kindern gegenüber zu verhalten als jemand, der durchschnittlich befriedigt in die private Tageszeit übergeht.
Also in gesellschaftlicher Hinsicht ein Paradies – und zwar insbesondere für die heute sozial Benachteiligten. Aber eben nur in gesellschaftlicher Sicht ...

Montag, 12. September 2011

6.6. Sanktionsgemeinschaft Kommunismus

Jeder Mensch kann frei über seinen Anteil an der Gestaltung aller relevanten Fragen der ihn interessierenden Gemeinschaften entscheiden. Er muss sich nicht ins Netz einloggen. Er muss keine Kunst machen. Er muss keine Kunst sammeln. Er muss – mit kleinen, bereits angesprochenen Ausnahmen – nicht arbeiten. So wie er mit niemandem auf irgendeine Art „kommunizieren“ muss.
Aber bei jedem wurde in jungen Jahren der Grundstein geschaffen, dass er es kann. Und aus dem Kreis derer, die können, erwächst ein Kreis derer, die wollen … und derer, die tatsächlich tun. Sie sind die, die in erster Linie einander das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden. Warum soll jemand so masochistisch sein, sich selbst zu vermitteln, niemand brauche ihn?
Der nötige „Überfluss“ in jeder Beziehung ist beachtlich. Ständig reproduzieren sich neue Widersprüche – in erster Linie, weil keines Menschen Selbstbild mit seinem Selbst-Sein identisch ist. Auch wegen der ständigen Entwicklung der Persönlichkeiten. Also muss es immer wieder neu dazu kommen, dass „man“ merkt, am aktuellen Platz nicht „optimal“ zu sein. Die Partner in den verschiedenen Gruppen sind dabei fast immer hilfreich.
Natürlich nur „fast“ oder im Wesentlichen. Denn nur vom Grundsatz her ist kein materieller Grund mehr vorhanden, den Misserfolg eines anderen zu wünschen. Solcherlei Gründe sind heute eigentlich das vorherrschende praktische Lebensprinzip auf allen Ebenen. Da das weggefallen ist, verändern sich auch über das „Arbeitsklima“ hinausgehend ALLE Beziehungen der Menschen – ob sie wollen oder nicht. Das ändert natürlich nichts daran, dass es zu „Rollenkonflikten“ kommt – und sei es, dass diese „Rolle“ die Liebe eines ganz konkreten einzelnen Menschen wäre, die man haben möchte, aber nicht bekommt. Wenn die juristischen / ökonomischen „Chefs“ weg sind, sind die „Machtspiele“ und Anerkennung nicht verschwunden – allerdings finden charakterliche Schwächen viel weniger praktische Anerkennung, weshalb „man“ unbedingter mit positivem Verhalten punkten muss. Niemand kann mehr dem Chef mit Geld „in den Arsch kriechen“ und deshalb die (unausgesprochene) Lehre verbreiten, dass man im Leben „gut vorankommt“, wenn man jemandem (den man nicht einmal mag) „in den Arsch kriecht“. Das gilt ähnlich für Gewalt. Ihre Rolle schrumpft im Zwischenmenschlichen, je weniger Konfliktlösungspotential ihr in den verschiedenen erlebbaren Bereichen zugebilligt wird. Natürlich kann man keine gerade Linie ziehen zwischen Kriegen in aller Welt und der Bereitschaft konkreter einzelner Menschen, zu „Lösung“ ihrer Probleme Gewalt einzusetzen. Aber jedes „gelungene“ Beispiel, jeder erlebte Fall, dass „der Stärkere“ (im engeren wie weiteren Sinne) sich durchsetzte (und nicht „der Bessere“), weckt und verstärkt das animalische Bedürfnis, der Stärkere zu sein.

Sonntag, 11. September 2011

6.6. Sanktionsgemeinschaft Kommunismus

Alles hat natürlich seine Grenzen: Ich schrieb zuvor, dass jeder seinen Rembrandt o.ä. an die Wand hängen kann. Das wäre natürlich immer nur eine (bedingt gut gemachte) Kopie. Den echten Rembrandt gibt es logischerweise jeweils nur einmal pro Bild. Zumindest auf dem Gebiet solcher Künste wie der Malerei wird dies nur eine Lösung zulassen: Bestimmte Originale dürfen nur öffentlich verwalteter (und zugänglicher) Weltbesitz sein.
Wie viel Neues dort hinzukommen wird, wird ständig Diskussionen auslösen. Da die Zahl der Künstler (hier tatsächlich im heutigen engen Verständnis von Künsten gedacht) sprunghaft steigen wird, wird eher die Entwicklung einzelner Fan-Gruppen im Mittelpunkt stehen – und nicht die Bemühungen einzelner Ateliers, über den Verkauf von Kunstwerken effektvoll vermarkteter Künstler viel zu verdienen.
Zu Lebzeiten wird es normal sein, „wertlose“ Originale als Geschenk von Freunden zu besitzen (die natürlich für den Beschenkten besonderen emotionalen Wert besitzen). Eine besondere Nach-Würdigung kann es sein, durch die Empfehlung der Freundeskreise in öffentlichen Museen zu landen. Solche Freundeskreise sind in gewisser Hinsicht zu Lebzeiten praktizierte private Dauerausstellungen.
An sich kann dies zum Muster für viele Vorgänge im praktischen Leben dienen. Eigentlich bei alldem, bei dem es zu einem Original Kopien bzw. Nachahmungen geben kann. (Wo ist das denn nicht der Fall?)
Hierbei wird es für Fälle des „Verbrauchs“ eben „gesellschaftliche Einrichtungen“ geben, eine „Politik“, die solchen Verbrauch im Sinne von Belohnungen regelt – ich bin darauf bereits im Zusammenhang mit der Malediven-Inselgruppe eingegangen. Analog kann selbst bei seltenen natürlichen Speisen verfahren werden.
Immer wieder gibt es ganz pragmatische „Politik“ zu gestalten: Wer hat was verdient? Warum wird was gemacht – und was nicht?
Die Zeit hat jeder, sich wie ein öffentlicher Mandatsträger an seinen „Computer“ zu setzen, sich über seine Interessengebiete Informationen einzuholen und „seine Stimme abzugeben“. Diese Entscheidungen sind prinzipiell jeweils neu entstehendes „Recht“. Das ändert nichts daran, dass es „Repräsentationsorgane“ für alle grundsätzlichen und wesentlichen Dinge des öffentlichen Lebens geben wird. Nur beschränkt sich deren Entscheidungsmacht über die allgemeine Mitentscheidungsbefugnis als Mensch (also das, was jeder Mensch sowieso machen kann) hinaus allein auf das Setzen von Entscheidungsfragen an vordere Positionen der allgemein zugängigen Entscheidungsliste und auf Schlichtungsregelungen. Wenn natürlich unerwartet Gäste von einer Orion-Intelligenz auf der Erde erschienen, würden solche „Volksvertreter“ die Erde repräsentieren. Allerdings werden sie häufiger zu diversen Veranstaltungen eingeladen und haben einen gewissen öffentlichen Einfluss allein dadurch, dass sie häufiger in „offiziellen“ Medien zu sehen, hören und lesen sind. Umgekehrt ist es eine unausgesprochene „Sanktion“ nicht dazu zu gehören.

Samstag, 10. September 2011

6.6. Sanktionsgemeinschaft Kommunismus


Es gibt nicht viele Auffälligkeiten, mit denen man sich die moralische Ächtung seiner Mitmenschen als schwerste gesellschaftliche Strafe „verdienen“ kann. „Verschwendung von gemeinschaftlich Geschaffenem“ gehört aber sicher dazu. Dabei gibt es natürlich Verschwendungen, die besonders ins Auge fallen. Wenn jemand versuchte, ein eigenes „Schloss“ mit Park (bildhaft gesprochen) allein zu nutzen (oder Ähnliches) würde dies sofort durch Andere bemerkt, der Zusatzreserve-Privatwagen auch. Schwieriger ist die „gesellschaftliche Kontrolle“ erst bei kleinen Dingen. Hier muss ja gleichfalls eine allgemeine Ausgewogenheit entstehen … und kein allgemeines Denunziantentum. Also beispielsweise, wenn jemand so viel Milch oder Obst privat „hortet“, dass ein Teil davon ungenutzt, weil inzwischen verdorben, weggeworfen würde. Dazu kommt scheinbar das Problem, dass niemand wirtschaftlich genötigt ist, abgetragene oder ausgesonderte Sachen anzuziehen.
Ich schrieb „scheinbares Problem“, da ja der Haupttrend die Hervorhebung der Individualität ist. Im Wesentlichen wird es also normal sein, dass die meisten Sachen tragen, die zu ihnen (ihrer Meinung nach) besonders gut passen und nicht bestimmter Trendmerkmale wegen. Das heißt ja nicht, dass es keine Mode mehr gäbe – aber da die Zahl der Mode-“Schöpfer“ größer sein wird, nimmt die Zahl derer, die ihnen folgen, genauso ab wie die Zeit zunimmt, in der „man“ einem Einzeltrend folgt. (Allerdings muss man zwischen Originellem, Originalität und Originalem unterscheiden.)
Die Ess- bzw. Speisekammergewohnheiten werden bewusster aus individueller Selbstdisziplin erwachsen. Hier sollte man schließlich wieder nicht vergessen, wie gesellschaftliche Gegebenheiten Gewohnheiten beeinflussen: Ein Teil des „Hortens“ heute beruht ja auf der Annahme, ein Sonderangebot / „Schnäppchen“ erwischt zu haben (erwischen zu müssen) oder etwas billiger zu bekommen, wenn man mehr davon nimmt usw. Dies fällt doch alles weg. Die Kombination eines unbeschränkten „Internets“ mit rechnergestützter Planung von Produktion und Verteilung gleicht im Normalfall jeden Mangel relativ kurzfristig aus. Wenn die Systeme entsprechend abgestimmt sind, können auch Kleinproduzenten mit Spezialinteressengruppen weltweit zusammenkommen. Man kann also davon ausgehen, das bekommen zu können, was man braucht und wann man es braucht – ohne suchen zu müssen, wo man es eventuell günstiger bekommt.
Das scheint keinen Zusammenhang mit „Gewalt“ zu haben, soll aber veranschaulichen, dass es keine Lösung durch „Gewalt“ gibt. „Bekämpft“ man nicht die Wurzel des Problems, sondern nur das Symptom, also beispielsweise den „Diebstahl“ reproduziert es sich immer wieder – entzieht man ihm den „logischen“ (sozialen) Boden, treten die Symptome immer seltener auf.
In minimalem Umfang aber bleibt „Kriminalität“ (womit ich nicht ausschließen will, dass auch der Begriff selbst neu gefasst wird).

Freitag, 9. September 2011

6.5. Bedürfnisbefriedigungsanstalt Kommunismus

Der Mietkostendruck ist z. B. genauso weggefallen wie wirtschaftliche Abhängigkeiten verschiedenster Art innerhalb konventioneller Ehen. Warum sollten kommunistisch lebende Menschen nicht als Totalindividualisten leben, vor allem aber wohnen? Also jeder Einzelne hat einerseits einen kleinen Bereich allein für sich, der sich andererseits leicht verbinden lässt mit unterschiedlich ausgerichteten „Gemeinschaftsräumen“ unterschiedlicher Sympathie- und Zweckgemeinschaften? Das wäre eine Komplexlösung für große Wohnobjekte.
Letztlich muss man ja alles neu denken: Wie viele Einfamilienhäuser mit großen Gärten es gibt, regelt heutzutage „der Markt“. Nun wäre es eine grausige Zukunftsvision, wenn das von Marx beschworene Verschwinden des Unterschieds von Stadt und Land so aussähe, dass die bewohnbaren Teile der Erde von einer einförmigen ewigen Stadt inmitten von „Futtermittelwerken“ bestünde. Und diese Stadt bestünde wiederum aus lauter Einfamilienhäusern. Jedem sein kleines Glück. Es wäre schon heute ernüchternd, auszurechnen, wie viel „Lebensraum“ jedem einzelnen heutigen Menschen so zustünde.
Die Wohnverhältnisse spiegeln aber nur die Lebensverhältnisse wider. Die aber können die kommunistischen Menschen bewusst gestalten. Weggefallen ist jener Büro- und Arbeitsstress, der das Abtauchen in Schrebergartenidylle wünschenswert erscheinen lässt. Man kann auch mehr ausprobieren. Warum keine Gemeinschaft einer Wohnblocketage? Es ist ja vieles leichter, wenn es nur noch darum geht, wer welchen geliehenen Gegenstand vergessen hat zurückzugeben, aber nicht mehr etwas gestohlen werden kann. Man kann also den Nachbarn eher trauen. Es bedarf nur der Anstöße zusammenzukommen. Facebook ähnliche Gruppen ohne Hintergedanken und mit der Aussicht auf mehr. Aber eben ohne Druck, sich aus einem anderen Grund für eine Variante zu entscheiden außer seine individuelle Variante zu suchen bzw. gefunden zu haben.
Umzüge werden nur noch ein Problem, weil es organisatorisch Mühe bereiten kann. Aber dafür muss man nicht unbedingt mit allem möglichen Hausrat umziehen – man nimmt nur mit, was einem persönlich besonders wichtig ist.
Auch hier gibt es eine klare Trennung: Jeder hat überall das, was zweckmäßig ist. Er machte sich in der großen Gemeinschaft „unmöglich“, wenn er nicht sorgsam damit umginge.
Wir kreisen immer wieder um bestimmte Grundpfeiler des Zusammenlebens. Da die Menge der verselbständigten Sanktionen klein ist, verbindet sich das riesige Maß an individueller Freiheit mit gesellschaftlicher Offenheit. Es ist (wieder) selbstverständlich, dass man weiß, was bei den Anderen los ist. Nur so kann ja Verhalten missbilligt werden, das das Gemeinschaftsleben schädigt. Weil man viel miteinander zu tun hat, wird zur harten Strafe, wenn man mit jemandem nichts zu tun haben will ... 

Donnerstag, 8. September 2011

6.5. Bedürfnisbefriedigungsanstalt Kommunismus

Die Stagnation des europäischen Bevölkerungswachstums sollte nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten. Ich klammere einmal utopische Fortpflanzungstechnologien aus. Kinder sind im Kommunismus aber nur noch im Dreieck von Liebe, Verantwortung und „Luxus“ zu sehen. Nichts wird von Natur aus so eindeutig Individualität ausdrücken wie die eigenen Kinder.
Wenn wir unterstellen, dass die frühkommunistische Gemeinschaft nicht für sehr lange Zeiträume an heute eingeleiteten ökologischen Katastrophen zu leiden haben wird (z. B. massenweisen genetischen Schädigungen durch radioaktive und andere Umweltbelastungen), also dass der Untergang der kapitalistischen Verhältnisse „weich“ gelingt, kommt relativ früh zur Kinderfrage die einer bald hinzugewonnenen weiteren „Senioren-Generationen“. Während eine bewusste Manipulation der Kinderzahlentwicklung in beide Richtungen vorstellbar ist – also Kampagnen „Schafft euch mehr oder schafft euch weniger Kinder an“ – kann die kommunistische Gesellschaft beim Umgang mit älteren Menschen nur in eine Richtung denken: weg mit Krankheiten und Verfall. Da ist auch Erfolg wahrscheinlich: Die lebenden Menschen werden älter und sind länger zu umfassender Aktivität fähig. Bei gleichbleibender Kinderzahl bedeutete dies ein deutliches Wachstum der Weltbevölkerung.
Dies macht natürlich (unter anderem) den Weg freier zu größerer Vielfalt der Lebensentwürfe, also auch zu solchen, in denen „egoistischerweise“ keine Kinder vorkommen bzw. „man“ sich (dann) in angenehmem Umfang „nur“ um biologisch fremde Kinder kümmert.
Spaß haben, nur um an einem Moment Spaß gehabt zu haben, lässt die Betroffenen verkümmern. Je mehr man bereits als Kind gelernt hat, was man alles tun könnte (ohne damit gequält worden zu sein), umso mehr wird man in seinem langen Leben auch wirklich tun wollen. Als eines von vielem gehört die „Kommunikation“ mit Kindern dazu. Wie gesagt: unabhängig von biologischen Beziehungen werden Kinder eine Vielzahl von Partnerschaften erleben, die mit „Großeltern“ und guten Tanten und Onkeln vergleichbar sind.
Die Entfaltung des Bedürfnisreichtums der neu heranwachsenden Menschen bekommt einen total neuen Stellenwert, sobald er nicht, zumindest im „normalen“ Einzelfall nicht, existenzielle Probleme heraufbeschwört. Bei allen Problemen, die Kinder auch bedeuten, ist eines plötzlich weg: Die Frage, wie soll ich die versorgen / müssen die mich versorgen. Sie steht allein im großen Rahmen „Menschheit“, also überspitzt: Wenn jede Familie 10 Kinder bekäme, bliebe dann genug Sauerstoff zum Atmen.
Die Kinder sind trotzdem einer der wenigen verbleibenden Zwänge. Wer auch immer Bezugspersonen sein mögen, es müssen welche da sein. Das können biologische Eltern genauso gut sein wie Wahleltern, eine Mehrpartnergemeinschaft und anderes. Nur stabil müssen diese Beziehungen sein.
Ich beiße mich hier mit dem konventionellen Familienbild, das z. B. ein Friedrich Engels vertrat. Vielleicht wird es im Kommunismus auch etwas geben, das den Namen „Familie“ tragen kann. Aber selbst dabei ist eine Mann-Frau-Beziehung mit dazu gehörigen Kindern nur eine der Formen. Je nach Neigung der Individuen stehen zumindest gleichgeschlechtliche Beziehungen „rechtlich“ gleich – vor allem allerdings faktisch.
Inwieweit „Wohn- und Lebensgemeinschaften“ eine große Rolle spielen werden, ist von unserem Horizont aus schwer zu bewerten. Wahrscheinlich in einer neuen Zweckgemeinschaft von Individuen.

Donnerstag, 1. September 2011

6.5. Bedürfnisbefriedigungsanstalt Kommunismus

Insofern verselbständigt sich auch die Kommunikation als solche. Sich frei mit anderen Menschen auszutauschen ist wieder normaler Bestandteil des Lebens – weil es keinen gesellschaftlichen Beschränkungen unterliegt. Die Normalität ist nur insoweit eine besondere, da ja jede Kommunikation im Gegensatz zu den vorkapitalistischen „Gemeinschaften“ keine natürlich erzwungene ist. Der Urmensch brauchte seine Gruppe zum Überleben. Die Gruppenmitglieder hingen aneinander und mussten daraus das Beste machen. Der Bauer im Feudalismus war an seine Scholle „gefesselt“ und musste ein Verhältnis zu seinen Nachbarn schaffen. Der Mensch im Kommunismus kann zu jedem Mitmenschen bewusst seinen Weg suchen … oder es bleiben lassen: sich in eine Internet-Gemeinde einfinden, jemanden ansprechen, jemanden besuchen, jemanden auf Veranstaltungen treffen … oder eben bei eine Arbeit, die beide von vornherein interessant finden – sonst hätten sie sie ja nicht gewählt. (Er kann der Masse seiner Mitmenschen aber eben auch bewusst aus dem Weg gehen.)
Und eines dürfen wir nicht vergessen: Jedem Menschen steht frei, Dinge zu tun, die wir heute „direkte Demokratie leben“ nennen würden. Die Zahl der Foren, in denen Fragen des „gesellschaftlichen Zusammenlebens“ diskutiert und letztlich aber auch entschieden werden, Projekte, die „Investitionen kosten“, Entscheidungen, die von Bedeutung nicht nur für Wenige sind, wird sehr groß sein. Im Prinzip kann ja jeder ein solches Forum gründen oder sich einem anschließen. Es wird nur der organisatorischen Sicherheit wegen einen Rat der Schlichter und Sprecher geben. Weltweit, regional und fachbereichsbezogen.
Ein Bereich ist seltsamerweise noch nicht angesprochen: die Fortpflanzung. (Nur) Unter dieser Bezeichnung hat sie gesellschaftliche Bedeutung. Noch mehr als in den anderen Lebensbereichen überlagert sich das mit zutiefst Persönlichem. Als gesellschaftliche Frage muss gemeinschaftlich geklärt werden, wie Wirrköpfen der heutigen Art „Deutschland schafft sich ab“ der sachliche Boden entzogen wird. Die neue Frage hieße in etwa „Was ist Menschheit für die nächsten Jahrhunderte?“ Das könnte das größte „Forum“ überhaupt sein. Der makabre Zyklus der Vergangenheiten wird vom Prinzip verschwunden sein: Bisher war Bevölkerungswachstum in Erwartung kommender „Katastrophen“ (und seien sie als „Krieg“ menschengemacht) ein anzustrebendes Ziel, um die Bevölkerung überleben zu lassen. Die Bevölkerungszahl wuchs mit den verbesserten Überlebensbedingungen. Die Entscheidung für oder gegen Kinder wird auch heute noch durch Existenzängste beeinflusst. Die Pille bedeutet erst einmal die technische Möglichkeit, bewusst zu planen und entscheiden. Wie wenig „frei“ bisher trotzdem entschieden werden kann, belegen heute „Planungen“ in China und Indien. Entweder erzwingt administrativer Druck einer planenden Führungsgruppe die für die Entwicklung künftiger „Harmonie“ als notwendig angesehene Ein-Kind-Ehe oder materielle Traditionen, Existenzangst bewirkt Massenabtreibungen von Mädchen.
Doch auch für den Kommunismus ist die Frage legitim, wie viele Menschen „vernünftigerweise“ auf der Erde leben sollten, also ob nicht 100 Milliarden für die Umwelt Erde eine Katastrophe wären – selbst, wenn (!) die Versorgung solcher Massen gesichert werden könnte.