Donnerstag, 8. Dezember 2011

Auf zur Beförderung …

Diesmal



Hinter der Tür
wartet der Weg
über die Straße und
ich sehe ihn voraus,
meinen Sterbflug
durch die Luft
nach dem Aufprall
und was ich nun
nie zu Ende führen werde.

Ich öffne die Tür.
Auf dem Weg
über die Straße
lauert endlich
die Entschuldigung,
nichts zu Ende
zu bringen.




Nehmen wir uns etwas Anderes vor, sagen wir, des Deutschen liebstes Kind, das Auto. Ich möchte hier nicht meine SF-Fantasie ausufern lassen. Niemand kann im Einzelnen voraussagen, wie das Verkehrssystem in kommunistischer Zukunft aussehen wird. Sicher werden über die künftigen „Straßen“ keine heutigen Personenkraftwagen fahren. Es gibt aber Grund, unseren Nachfahren etwas zuzubilligen, das die „Auto“ nennen, also etwas, was individuell ist und selbst fährt (oder fliegt). Diese „Autos“ wären wahrscheinlich wirklich welche: Sie führen also selbst.
Zwangsweise keine Möglichkeit zu haben, persönlich das „Steuer in die Hand zu nehmen“ oder „Gas zu geben“ widerspräche dem kommunistischen Individualismus, aber ich denke, im Normalfall heißt es, das Ziel angeben und den „Rest“ erledigt der „Fahrroboter“, der mit Systemen zur Fahrstrecken-Optimierung genauso ausgestattet sein wird wie mit welchen zur Unfall-Vermeidung. Dies entspräche dem Kernziel der Gesellschaft, das Wohlbefinden aller seiner Mitglieder zu erhalten. Keine Ahnung, was gegen groben (jugendlichen?) Unfug gemacht werden wird. Oder ob die „Straßen“ eventuell irgendwann in der Luft liegen könnten. So viel werden sich die Menschen einfallen lassen, wenn es nicht mehr um Profit geht, sondern um Vergnügen am Kreativ-Sein.

Die Planung solcher Systeme und ihre Einführung führte im heutigen Kapitalismus zu langfristigen Schäden für die Menschheit. Es muss ja entschieden werden, wo welche „Anbindung“ geschaffen wird, große Startinvestitionen müssen durch die Gesellschaft getragen werden (heute über Steuern). Das verführt verschiedenste Gruppen, auf solche Entscheidungen Einfluss zu nehmen. Lobbyarbeit – da hast du sicher schon von gehört. Die Modellrechnungen, die die gesamtgesellschaftlich günstigste Variante ermitteln sollen, sind schwer überschaubar und leicht manipulierbar. Man kann als Beispiel eben nicht nur vergleichen, dass ein fahrendes Elektroauto weniger Abgase ausstößt als ein fahrender Diesel. Man müsste mindestens die Vorstufen, also die Aufwendungen und Schädigungen, bevor Strom aus der „Zapfsäule“ kommt, einbeziehen. Solange es letztlich um den Profit der Beteiligten geht, wird jeder genau die Aspekte herausgreifen, die sein Einzelinteresse wie Allgemeinwohl aussehen lassen.

Bleiben wir beim „Auto“-Verkehr. Heute unterscheiden wir streng zwischen „Individual-Verkehr“ und öffentlichem. Bei dieser Unterscheidung wäre im Sinne der menschlichen Gemeinschaft der öffentliche Verkehr vorzuziehen. Es wäre günstiger für „die Umwelt“ im engsten und weiteren Sinn, wenn in Berlin die S- und U-Bahnen in kürzeren Takten und unentgeltlich führen. Man könnte sich entschieden angenehmer durch die Innenstadt bewegen – übrigens auch die, die im Moment in ihren Wagen steigen. Aber wohlgemerkt: Das wären Maßnahmen des Sozialismus, die relativ schnell erste Entlastungen brächten.

Kommunistisch wäre dies noch nicht. Pauschalantworten sind es sowieso nicht. Und es wäre eben auch nicht kommunistisch, die Besitzer geliebter fahrbarer Untersätze „zu ihrem Glück in der Gemeinschaft zu zwingen“. Die Gesamtentwicklung erlaubt uns aber glücklicherweise positiv zu spekulieren, uns zum Beispiel vorzustellen, dass die Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik einen Großteil des Berufsverkehrs und viele Dienstreisen unnötig macht, dass Konferenzschaltungen an Videophonen das Zusammentreffen der Personen in einem Raum fast vollständig simulieren. Auch dass eine sinnvollere Standort-Logistik den Umfang der Warentransporte verringert. Also ähnlich wie bei der menschenfreundlichen Gestaltung der Arbeitswelt beginnen die Überlegungen zum Verkehr der Zukunft damit, den notwendigen Gesamtaufwand zu vermindern.

Einschneidender wirkte sich unter kommunistischen Vorzeichen aber die Aufhebung des Unterschieds zwischen individuellem und öffentlichem Verkehr aus. Im Moment wird der Individualverkehr gepusht, weil die Firmen der Autoindustrie Umsatz machen wollen und müssen – und sei es dadurch, dass sie möglichst schnell die eine Baureihe durch die nächste ersetzen.

Nun stell dir ein relativ perfektioniertes Verkehrsleitsystem vor, in dem die „Autos“ von Automaten gefahren werden. Das Ergebnis wären halböffentliche Taxen. Sie ständen ihren „Besitzern“ bei Bedarf zur Verfügung, und zwar nicht nur einem, sondern jedem im Wechsel mit anderen. Warum soll man nicht vor Verlassen der Wohnung den Wunsch, nach XY zu kommen, ins System „eingeben“ und draußen taucht dann ein Automat als „Chauffeur“ auf? Das braucht doch Freaks nicht daran zu hindern, ihren speziellen Lieblingswagen zu hüten und nur den zu nutzen. Aber für die Masse der Bürger ist heute schon das Auto nur ein Nutzgegenstand. Denen wäre lieber, sie könnten ein „Taxi“ nehmen und hätten zum Beispiel nie Probleme mit Werkstätten oder technischer Überprüfung. Das Verkehrsleitsystem schlösse ein, dass die „Taxistände“ bedarfsnah lägen – also so wie bei heutigen Taxen an Bahnhöfen morgens in Wohnnähe usw. Solche parkraumfreundlichen „Taxen“ könnten sogar allmählich eingeführt werden. Es muss nur immer darauf geachtet werden, dass jede Verabsolutierung ohne Ausnahmen in Einzelfällen „ungerecht“ und demzufolge nicht „kommunistisch“ wäre.

Sich einen eigenen PKW anzuschaffen, um einmal in Urlaub zu fahren, ist eigentlich absurd. Wer sollte etwas dagegen haben, eine große Reise anzumelden und auch hier steht der „Chauffeur“ pünktlich vor der Tür? Macht ja heute nur deshalb keiner, weil´s so teuer ist.

Das sind alles Systemlösungen, bei denen der Aufwand, sie funktionierend zu betreiben, bereits heute vertretbar wäre – nur nicht der Aufwand, sie aufzubauen. (Und natürlich ist das Ziel des Ganzen, die Menge der Verkehrsmaschinen insgesamt zu reduzieren, „wirtschaftsfeindlich“.)
Nun stelle ich aber immer wieder neu die naive Frage: Wie viele hoch komplizierte Raketensysteme werden heute gebaut, die, technisch veraltet, umgehend durch neuere ersetzt werden? Wie viel unwiederbringliches menschliches Potential verschlingen die nutzlos? Ein einzelner Flugzeugträger kostet Milliarden. Ein Verkehrssystem wie das hier angerissene optimierte ganz nebenbei die Kraftstoffversorgung. Im Gegensatz zu gesellschaftlichen Aufwendungen für Flugzeugträger und Vergleichbares sinken die Kosten, sobald das (zugegebenermaßen aufwändige) Verkehrssystem arbeitet.

Und der „Fortschritt“ verschärft doch weltweit die Probleme nur weiter. Wann sehen die Autofahrer ein, dass ihr Leben ohne Parkprobleme einfacher wäre? Falsche Frage! Richtige Frage: Wann wäre das Leben von „Autofahrern“ einfacher? All das hier Angedeutete bedarf keiner totalen technischen Revolution. Es muss nicht erst das „Beamen“ oder Ähnliches erfunden werden. Prinzipiell sind selbst für die Automaten als Fahrer technische Lösungen vorstellbar; sie bedürften nur eines langen Ausreifens. Aber mit dem muss eben begonnen werden – und er bedeutete eine ganz andersartige Automobilindustrie, richtiger: es bedürfte an ihrer Stelle einer „Verkehrsindustrie“. Heute wäre die besonders in Deutschland nicht erwünscht. Sie bedeutete nämlich eine stark reduzierte Zahl zu produzierender Autos insgesamt.
Der Verkehr in seiner Vielfalt ist eines der Probleme, die durch gemeinschaftliches Denken wesentlich optimiert werden könnte. Das schließt sowohl ein, insgesamt Ressourcen einzusparen als auch es jedem Einzelnen angenehmer zu machen, an einem Wunschzeitpunkt zu einem Wunschort zu kommen … weltweit gedacht. Das könnten wir, wenn wir nicht durch Privatbesitz beschränkt dächten.


Oh … keine Waren, aber Plan


Die Hu und die Fu
in zwei welten
lichtjahre fern
lebten die hu
und lebten die fu
und hatten sich gern

der hu wie der fu
waren je drei
vier nahrhafte gan
hatten beide dabei

die hu teilten jedem eine gan zu
die übrige pflanzten sie 
und sie wuchs bald in ruh
doch wieder trug sie der früchte vier
die waren nicht teilbar dort wie hier
so aßen und pflanzten die hu je zwei
und siehe
nun hatte ein jeder drei

die fu aber
töteten erst ihren schwachen
und hatten gleich zwei gan
zum fettlebe machen

die knochen der fu
verwehen im wind
weil neue gan
nie gewachsen sind

und kommen wir einst im hugarten an
so speisen wir sparsam
die gästegan



Weißt du, wenn du solche Verhältnisse wie die oben am Beispiel des Kaufs eines PKW geschilderten mit einer heute produzierten „Brille“ betrachtet, kannst du daraus den Schluss ziehen, die „Marktwirtschaft“ sei einer „planwirtschaftlichen“ überlegen. Zumindest kann ich das in diesem Bereich nicht so leicht widerlegen wie beispielsweise bei der medizinischen Versorgung, wo das Streben nach „Maximalprofit“, ja „Wirtschaftlichkeit“ überhaupt, dem eigentlichen Versorgungszweck „Gesundheit“ direkt entgegensteht, das Ziel, (höchste) Gewinne zu machen, das Ziel, alle Menschen bestmöglich gesund zu machen, fast ausschließt – und umgekehrt.

Ich habe dich ja schon darauf hingewiesen: Der entfaltete Kommunismus wird eine Gesellschaft aus lauter „Ausnahmen“, Sonderfällen usw. sein. Er wird sich administrativen Pauschalierungen entziehen. Da wird es neben „rein kommunistischen“ sowohl Relikte als auch Neuschöpfungen marktähnlicher Regelungen geben. Das heißt aber nicht, dass ein so grundsätzlicher Bereich wie die Versorgung mit den Dingen, die man zum Leben braucht, vorkommunistisch bleibt. WARUM funktionierte denn so manches zu DDR-Zeiten nicht und konnte es auch nicht? Das erklärt dann hoffentlich, warum sich das in einer „neuen DDR“ und danach nicht wiederholen wird.

In Sonntagsreden wurde früher viel vom „objektiven“ Charakter des Marktgesetzes theoretisiert. Praktisch waren
oft dieselben „Theoretiker“ der Meinung, die Marktgesetze durch administrative Maßnahmen außer Kraft setzen zu können, ja sie sogar außer Kraft gesetzt zu HABEN, weil sie – wie falsch – nur im Kapitalismus gelten würden. Nun war das, was in „sozialistischen“ Schaufenstern ausgepreist herumlag, genauso „Ware“ wie das beim Kapitalisten im Land nebenan. Der Preis der einzelnen Ware konnte per Gesetz – eben administrativ – festgesetzt werden, so wie dies politisch wünschenswert schien. Damit war das Wertgesetz, also die tendenziell sich reproduzierende Formel, dass die Summe aller Preise der Summe aller Werte entspricht, aber immer noch da. Und die Werte entstehen eben dadurch, dass in jeder Ware eine gesellschaftlich anerkannte Arbeitszeit „eingefangen“ ist. Ist also ein Preis in diesem Sinne niedriger, müssten in der Gesamtgesellschaft andere Waren in gleichem Umfang mit einem höheren Preis als ihrem Wert verkauft werden. Nicht im einzelnen Produkt, aber in einer Volkswirtschaft entscheidet dann die Arbeitsproduktivität über die Summe der Preise. Und da müssen sich einzelne Missverhältnisse – auch gewollte – am Ende wieder ausgleichen. Das ist nicht gelungen. Das konnte nicht gelingen, da das Wertgesetz der Nährboden ist, auf dem Krisen wachsen – prinzipiell auch im Sozialismus, wenn auch dort mit anderen Auswirkungen und Verläufen, und eine planmäßige Anpassung politisch gewollter Preise an das Marktgesetz ist eben ein enormer technischer Aufwand.

Wir wollen aber zu einem funktionierenden kommunistischen System kommen. Dafür benötigen wir praktische Voraussetzungen. Eine habe ich bereits hergeleitet: Die Entwicklung zum Kommunismus kann erst beginnen (!), wenn keine Systemkonkurrenz mehr besteht. Das liegt nicht daran, dass kapitalistisch besser versorgt werden kann, sondern weil es einer nachhaltigen Wirtschaft nicht darum gehen kann, etwas so zu produzieren, dass es gekauft wird, weil es „glitzert“ und ggf. bald erneuert wird, es darf nur produziert werden, was Gebrauchswert besitzt, der vorhandene Bedürfnisse befriedigt oder solche, die zu entwickeln wünschenswert ist. (Okay, das Staunen vor schön gestalteten Schaufenstern kann zu einen „Gebrauchswert“ für sich werden.) Nun basieren Kapitalismus und Sozialismus aber auf Mangel. Wir vergessen nämlich meist, dass die extreme Armut eines Teils der Menschheit notwendige Voraussetzung für den relativen „Wohlstand“ in den Konsumzentren ist, sofern wir selbst im Rampenlicht stehen.

Der Übergang vom „Sozialismus“ zum Kommunismus hat noch einmal etwas extrem Revolutionäres. Es ist ja richtig: Als „ökonomische Gesellschaftsformation“ gehören sie zusammen, weil sie im Großen und Ganzen beide keine fremde Arbeit ausbeutende Klasse kennen. Aber es ist eine andere Frage, was man in einem Teil der Welt erreichen kann, solange es im internationalen Rahmen noch Ausbeuterklassen gibt. Es muss also eine Übergangsgesellschaft mit andauernden revolutionären Ereignissen geben. In dieser Phase waren wir im „Frühsozialismus“. Danach entfaltete sich erst der Sozialismus, indem er das Weltlebensniveau immer allgemeiner und planmäßiger hebt. Immer mehr rückt die konkrete „technische Lösung“ an die Stelle institutionalisierter Ordnung. Wenn ich von „Kommunismus“ spreche, meine ich seine entfaltete Form, bei der es kein Privateigentum an wesentlichen Produktionsmitteln gibt, weil kein Geld sich in Kapital verwandeln könnte. Damit hängt auch etwas Anderes zusammen: Im Sozialismus wird jeder Arbeit ein Wert zugeordnet. Es gibt also neben der konkreten Arbeit eine abstrakte Arbeit, die sie mit anderen vergleichbar machen soll. Der Kommunismus erkennt im Wesentlichen jede Arbeitsleistung als gleichwertig an, was natürlich ein anderes Verhältnis zum Arbeiten voraussetzt, als es heute als normal angesehen wird. (Das heißt ja nicht, dass nicht auch heute schon manchen Menschen vorrangig deshalb arbeiten, weil sie die konkrete Aufgabe lösen wollen. Insofern verhalten sie sich eben kommunistisch.) Wichtig ist auch, dass die Keime des entfalteten Kommunismus bereits in den Phasen des „Sozialismus“ vorgereift werden. Der Übergang von der kapitalistischen Klassenherrschaft zum Sozialismus erfolgt gedreht: Zuerst muss die politische Macht errungen werden, um die neue ökonomische Basis zu gestalten. Beim Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus sind die ökonomischen Beziehungen geklärt, wenn ihre äußeren politischen „Hüllen“ abgeworfen werden.
Wenn die „Springquellen“ der Produktion ausreichend sprudeln, haben wir die Grundlage einer besseren Welt. Aber mit Haken: Zum einen hieße das Vergeudung von Ressourcen. Die junge Sowjetmacht ist daran kläglich gescheitert. Selbstverständlich konnte sie bereits so viel Brot produzieren, dass alle Bürger genug davon gehabt hätten. Doch die Leute „produzierten“ eine sich selbst verwirklichende Prophezeiung: Befangen im Denken der eben nicht toten alten Gesellschaft erwarteten sie das baldige Ende des Experiments, hamsterten … und erreichten so, dass der Bedarf nicht gedeckt werden konnte. (Gut, es gab wesentlich mehr Gründe.) Auch heute griffe die Psyche der Marktgesellschaft ins Geschehen ein. Gäbe es die Autos in Deutschland – wo daran eigentlich ein Überangebot herrscht - umsonst, stellte sich erstmal jeder einen Reservewagen neben seine angestrebte Nobelkarosse, was letztlich einen Mangel schüfe. Wobei wohl der echte Mangel dann in Parkplätzen bestünde. Es müsste ein massives Überangebot erreicht werden, damit sich die Verhältnisse wieder normalisierten. Im Fall der Autos entstände dann als neue „Störung“ für die Allgemeinheit, dass „alles zugeparkt wäre“. Daraus entstände ein „Problemlösungsdruck“.Wenn aber Lebensmittel u.ä. Produkte gehortet würden, so reproduzierten sich immer neue Mangelsituationen von Gütern, die bis dahin noch nicht gehortet worden waren. Allein über die Produktion ist das Problem also nicht zu lösen. Es müssen schon im Sozialismus den Menschen komplette Systeme vorgeführt werden, die ökologisch und funktionsfähig sind.

Wichtiger als Denkanstoß ist aber ein prinzipieller Vergleich von Mechanismen, die den Kapitalismus dem Sozialismus gegenüber überlegen macht … und umgekehrt.
Ein Grundbegriff Marxschen ökonomischen Denkens ist der des „Doppelcharakters“. Also alle Ware hat zugleich einen abstrakten (Tausch-)Wert und einen konkreten Gebrauchswert, ist Ergebnis konkreter Arbeit, die zugleich über (gewertete) Arbeitszeit abstrakte Arbeit ist usw. Für Marx war kaum des Betonens wert, dass jede „Ware“ einen „Gebrauchswert“ haben MUSS - sonst würde sie ja nicht gekauft und somit gesellschaftlich anerkannt.
Prinzipiell ist dies richtig und bis auf die Ebene des Wertgesetzes hinauf kann es so gesehen werden. Aber der Teufel liegt im Detail. Jeder Gebrauchswert ist nämlich konkret und schert sich als solcher einen Dreck um den abstrakten Wert der Ware.
Im Kapitalismus - und mit dem hat sich Marx ja beschäftigt – ist das gesellschaftlich gleichgültig. Man kann entweder zahlen oder nicht. Nur das zählt. Die Elemente der Warenwirtschaft, bei denen dies kompliziert werden kann, werden „ausgelagert“. An sich ist es dabei gleichgültig, ob diese „Auslagerung“ privatwirtschaftlich geregelt wird – also zur „Selbstausbeutung“ eines „selbständigen“ Kleinen führt – oder vergesellschaftet, also durch den Staat finanziert wird. Beim ökonomischen Auftreten des Staates sind nur seine zwei Finanzierungsschienen wichtig: einmal die Beteiligung an allen Einkommen über Steuern, und dann über Kreditaufnahme beim Kapital. Die Kreditaufnahme aber bewirkt letztlich, dass künftige Steuereinnahmen zum heutigen Profit des Finanzkapitals werden.
Die Besonderheit, dass konkrete Gebrauchswerte nur Anerkennung finden, soweit sie ein abstraktes „allgemeines Äquivalent“ im Wert finden, ist dem Sozialismus aber vom Wesen her fremd. Wenig profitable Zonen sind genauso vergesellschaftet wie die Gewinn bringenden. Man möchte also auch den mit „Gesundheit“ versorgen, der dies in keiner Weise bezahlen kann. Es werden Bedürfnisse an Gebrauchswerten befriedigt, ohne dass dies ein Markt erlaubte, sprich: diese potentiellen Werte werden dem prinzipiell vorhandenen Markt entzogen. Er „hungert“.
Andererseits können Waren, die kein individuelles Bedürfnis befriedigen, aber ein klassenherrschaftliches gesellschaftliches (also zum Beispiel die Rüstungsindustrie), nicht als Profitquelle eingesetzt werden. Der sozialistische Staat als Gemeinschaftseigentum bezahlt im Gegenteil die Rüstung mit dem dann fehlenden Wert der Waren, die ansonsten individuelle Bedürfnisse befriedigt hätten. Der kapitalistische Staat bezahlt den privaten Produzenten mit dem vorweggenommenen Gewinn seiner durch die Waffen erzielten potentiellen Macht einschließlich künftiger Steuern.
Das bedeutet, dass eine sozialistische Wirtschaft im unmittelbaren Vergleich mit einer kapitalistischen eine überlegene Arbeitsproduktivität haben müsste, um mit jener überhaupt gleichzuziehen – obwohl sie ihre Eigentümer-Produzenten nicht zur Erhöhung der Arbeitsintensität zwingen möchte, während für den Kapitalisten die Erhöhung der Arbeitsintensität ans „zumutbare Limit“ normal ist.

Wie kann dann eine solche Wirtschaft überhaupt „überleben“?
Zumindest nicht dadurch, dass man den Menschen einzureden versucht, dass wir schon unser Ziel erreicht hätten, obwohl die alltäglich das Gegenteil sehen. Um sich die längerfristige Antwort vorstellen zu können, muss man neue Möglichkeiten weiterdenken. Da es zu DDR-Zeiten keinen neuen PKW „frei“ zu kaufen gab, bestellte „man“ einen. Aus mehreren Gründen war es aber umgekehrt nicht möglich und sinnvoll, dem Umfang der Bestellungen entsprechend die Produktion zu steigern. Also „produzierte“ man verlängerte Wartelisten. Genau dort aber hätte Planung angesetzt. Eine Warteliste ist an sich nichts Schlechtes, solange sie nicht ausufert. Sie bekäme eine ganz neue Rolle, sobald sie den Zugriff auf einen Welt-Reserven-Pool steuerte beziehungsweise überhaupt erst einmal Grundlage für eine „bedarfsgerechte“ Produktion würde. Technisch ist das heute bereits vorstellbar.

Stell dir im Internet ein gigantisches virtuelles „Kauf“-Haus vor. Du kannst dir ja prinzipiell deine Lebensumstände so einrichten, dass sie deinen Wunschvorstellungen nahe kommen. Letztlich ist alles nur noch ein Problem der Distribution. Wie kommen Wunschprodukte und Nutzer real zusammen. Zwar gibt es Typen, die nichts wegschmeißen können. Sollte die Gesellschaft an „Kranken“ scheitern? Manche Problemlage „kippt“ sowieso an bestimmten Punkten. Individuelle Beförderungsgeräte braucht man nur in bestimmtem Umfang … Sie werden zum Störenden, wenn man übertreibt. Der Viertwagen vorm Haus bringt Ärger mit der Gesellschaft in Form des Nachbarn. Die übervolle Kühltruhe wird einfach lästig, wenn Lebensmittel verderben. Dann musst du die Fehlkalkulation entsorgen. Je unkomplizierter du aber Ersatz aus den gesellschaftlichen Depots entnehmen beziehungsweise in solche zurücktauschen kannst, umso häufiger machst du das auch. Wenn die neue Bestellung angeliefert wird, können die Restbestände abgeholt werden.
Klar: Es wird nicht DIE Methode geben. Aber warum nicht ein Versandsystem und Orte, an denen man optimale Kontakte zwischen Produktion und Verbrauch reguliert? Prinzipiell hieße das, dass man keinen der heute bekannten Vertriebswege ganz einsparte. Es würde innerhalb der vielen nur die Bedeutung des Internets steigen. Tauschbörsen. Aber daneben auch „Kauf“-Häuser, in denen man Kleidungsstücke am Körper testen kann. Die Erfassung über ein technisches System (über eines!) schränkt die heute normale Verschwendung von Ressourcen ein - bei Planbarkeit und bei unbeschränktem Zugang aller Weltbürger zum System – auch für die, die heute „Kulis“ sind. Das auszumalen wäre ein lohnender Gegenstand für Science Fiktion. Mir geht es erst einmal nur darum, dass keine Wegwerfgesellschaft allein daraus entstehen muss, dass dich nichts etwas kostet.

Weil dies immer wieder neu auftaucht, ein paar Worte zum Begriff „Planwirtschaft“. Stell mir bloß nicht „Marktwirtschaft“ und „Planwirtschaft“ als Pole entgegen! Das, was mit Blick auf den „Ostblock“ heute „Planwirtschaft“ genannt wird, war wirklich treffender „Kommando-Wirtschaft“ zu nennen, selbst, wenn dies abwertender klingt, als es eigentlich gemeint ist. Zu Zeiten des „Realsozialismus“ des 20. Jahrhunderts war eine echte Planwirtschaft weltweit noch gar nicht möglich. Die grundsätzlichen Beziehungen regelte auch da „der Markt“ mit seinen ökonomischen Gesetzen. Objektiv, also unabhängig vom einzelnen Wollen. Sich gelegentlich andeutende Elemente von solidarischem Miteinander, die es auch gab, erhöhten erst einmal nur die Gesamtkosten.

In heutigen „Marktwirtschaften“ gibt es dagegen diverse Eingriffe in den Markt mit unterschiedlicher Wirksamkeit. Jeder Konzern versucht sich nicht nur in strategischer und operativer Planung, er versucht diese Pläne auch nach innen direkt und nach außen indirekt durchzusetzen. Nach innen administrativ und mit Druck und nach außen über Rahmenbedingungen, die Institutionen von der Art eines IWF so gestalten, dass bestimmtes Handeln mehr, anderes weniger lukrativ erscheint, wodurch eine gewünschte Wirtschaftsentwicklung gefördert und teilweise erreicht wird. Dazu kommt, dass jede „Werbeindustrie“ auch ein Mittel einer pervertierten „Planwirtschaft“ ist, indem sie Bedürfnisse produziert. Jeder sieht, dass es weiter Krisen gibt. Jeder hat aber bisher auch gesehen, dass trotz gigantischen Zusammenbruchspotentials der totale Zusammenbruch immer wieder verhindert, die klassische Konjunkturkurve abgeflacht werden konnte. Solcherart Planung entspricht dem heutigen Niveau der Produktionsverhältnisse und es war eine Anpassung an Realitäten, dass frühsozialistische Ökonomen so etwas für ihr System einforderten – also Marktmechanismen bewusster einzusetzen.

Die damalige Kommando-Wirtschaft sollten wir doch nicht als Maßstab für die Bewertung einer wunderbaren Sache, nämlich einer immer besser funktionierenden Wirtschaftsplanung heranziehen!

Technisch waren bis etwa 1990 nur geschlossene Systeme berechenbar. Das heißt, es waren gewaltsam Bedingungen durchzusetzen, um eine festgesetzte Einzelgröße zu gewährleisten. Die frühe sowjetische Raumfahrt bewies, dass das sogar in sich ihrem Wesen nach besonders stark einer Planung entziehenden Bereichen funktionierte: in der innovationsintensiven Wirtschaft. Die russische Militärtechnik zehrt heute noch vom sowjetischen Forschungsniveau. Aber es ist natürlich keine Planung, zu befehlen, wir müssen x Kräfte auf y konzentrieren … und die anderen müssen sich auch anstrengen. Oder Zahlensysteme zu konstruieren nach dem Prinzip „was wäre, wenn ...“
Ich sage nicht, dass das nicht sinnvoll gewesen wäre. Ich sage nur, dass es keine Planwirtschaft war und sein konnte. Dazu kommt, dass ein planbares geschlossenes System einfach nicht existierte. Das hätte Autarkie bedeutet. Also alle Rohstoffe und Produkte hätten innerhalb des eigenen Einflussbereichs gewonnen, verarbeitet und verbraucht werden müssen – ohne jeden Einfluss des „Weltmarkts“. Das war besonders absurd für die DDR, die 1945 fest in eine Gesamtwirtschaft mit industriellen Zentren im Westen eingebunden war. Gab es im Ostraum auch Chemie-Verarbeitung, so doch wenig Maschinenbau und vor allem Stahlwerke. Eine moderne Wirtschaft ist globalisiert. Wirtschaften ergänzen sich. Jeder sollte das machen, wozu er die besten Voraussetzungen hat – wodurch er von Anderen abhängig wird. Selbst wenn diese „Anderen“ die sowjetischen Freunde mit ihren Bodenschätzen sind. Planung wird umso absurder, je mehr man von jemandem beziehungsweise etwas abhängig ist, was man nicht planen, nicht beeinflussen kann. Genauer: sie kann dann sogar gezielt gestört werden (und wurde auch gezielt gestört).

Ein echtes Planungssystem ist eine Vernetzung von geschlossenen Mikro(plan)systemen. Sie erschöpft sich nicht in selektiver Kennziffererfüllung – die natürlich immer etwas willkürlich ist – sondern strebt die Optimierung des Ganzen an.
Ein eigentlich allgemein anerkannter Bereich, in dem man sich heutzutage echte Planung wünschte, ist die globale Klimaentwicklung. An ihr sieht man auch die Komplexität des Problems: Man ist inzwischen in der Lage, immer genauere Modelle zu entwickeln, die Voraussagen über die Veränderungen ermöglichen, denen wir entgegengehen. Nur zeigen sich dann die Grenzen der Produktionsverhältnisse: Zig Vertreter von zig Teilsystemen (Staaten, Unternehmen, Wissenschaftler usw.) hören einander unterschiedlich interessiert zu, sind im Prinzip einig, „dass etwas getan werden muss“ ..., aber sabotieren alles, was die eigene Konkurrenzkraft beeinträchtigen könnte.

Planung schließt also ein, dass für alle Beteiligten der gemeinsame Nutzen nicht zum Schaden des Einzelnen wird. In einer Marktwirtschaft – und mag die auch Sozialismus heißen – ist dies aber nicht zu verhindern.

Okay. Ein uneingeschränkt geschlossenes System zum Planen wird es nie geben. Aber es wäre heute bereits möglich, ein arbeitsfähiges Weltsystem in Betrieb zu nehmen. Das erfasste die wesentlichsten Teileffekte. Mit jedem neuen Durchlauf kann es verbessert werden. Vor allem könnte dabei die rein ökonomische Bewertung immer mehr hinter einer ökologischen im engen und weiten Sinn zurücktreten. Anders ausgedrückt: Im Moment stellte sich die Hauptfrage, wie das Lebensniveau der Menschen in den zurückgebliebenen Weltregionen an das der hoch entwickelten herangeführt werden kann, ohne die Lebensbedingungen auf der Erde als Ganzes zu verschlechtern. Dies tritt dann immer mehr zurück hinter die Frage, wie die Lebenswelt Erde insgesamt lebenswerter für alle wird.
Das schließt unter Umständen die Einschränkung von Warenströmen ein, also die Frage, was für die Welt zentralisiert geschaffen werden und was wo einen regional geschlossenen Kreislauf bilden sollte. Diese Frage kann aber erst unvoreingenommen beantwortet werden, wenn nicht der eine die Kosten des anderen tragen soll.
Ich kann mir Massen von Begeisterten vorstellen, die rein aus Hobbytreiberei vor Computermonitoren säßen, um Beispielsysteme auszuprobieren. (Man denke an die „Schwärme“, die an Wikipedia mitarbeiten, die Computerspiele verbessern helfen und Anderes, was es heute schon gibt ohne materiellen Gewinn für die Beteiligten.) Optimierung bedeutet ja immer, den Gewinn an einer Kennziffer mit dem Schaden bei anderen zu vergleichen.
Noch einmal unterstrichen: Echte Planungssysteme bedürfen der Verfügbarkeit über das zu Planende – also einer gemeinschaftlichen Eigentumsform – und des Potentials vernetzter Weltrechentechnik und -kommunikation. Sie sind seit wenigen Jahren technisch real vorstellbar, werden aber durch die gesellschaftlichen Verhältnisse blockiert … eingeschlossen in eine solche „Blockade“ ist auch das Nachdenken darüber. Dass sich Linke dem unterwerfen, sollte uns zu denken geben ...


Im Moment aber entstehen gerade makabre „Teilsysteme“der „Planung“: Gegen die potentiellen Millionen (Milliarden) Menschen auf der Flucht vor Armut und Unterdrückung werden Abschottungssysteme entwickelt. Diese Systeme müssten durch eine der Völkerwanderung ins Römische Reich vergleichbare Flut der Unterdrückten niedergewalzt werden. Durch Menschen gemachte Tsunamis an Stelle der Hunnen ...
Das hieße aber, dass über Jahrhunderte der Welt-Lebensstandard schrumpfte.
Wir müssen uns das vor Augen führen: Heute können wir alles vorhersehen und die Bedingungen für ein anderes Entwicklungsszenario schaffen. Es muss nicht so kommen. Was tut jeder Einzelne dagegen, dass in die Länder, die zu unseren Partnern entwickelt werden könnten, Krieg gebracht wird, Potenzen in ihnen zerstört werden? Und das Internet verkommt inzwischen zum Weltspionagenetzwerk.
Man bedenke, dass ein Planungssystem „nur“ ständig weiterentwickelt werden müsste, also, einmal aufgebaut, bereits seine Wirkung erzielte, während wir von Not getrieben jeweils nur an die schlimmsten Ecken des chaotischen Systems greifen … und gleich darauf vor dem nächsten Problem des Systems stehen.

Aber welcher Bereich ist der erste?
Vor allem Anderen stehen die Elementarbedürfnisse Trinken, Essen, Fortpflanzen und „Wohnen“. Wir sollten immer im Hinterkopf behalten: Der Übergang zum Kommunismus, nein, die Übergänge zum Kommunismus beseitigen eine unterschiedlich große Masse an Arbeitszeitverschwendung.
Nehmen wir dies als Vorteil: Um einen inneren Produktkreislauf auf vorhandenem Niveau aufrechtzuerhalten, besteht in industriell hoch entwickelten Staaten das größte Potential an sofort verkürzbarer Arbeitszeit. In der Ausdrucksweise der Marxisten hieße das, dort wird heute am stärksten ausgebeutet, da der Durchschnittsarbeiter die wenigste Zeit tatsächlich arbeiten müsste, um seinen relativ (im Vergleich zu den Arbeitern in unterentwickelten Staaten) hohen Lebensstandard zu erhalten.

Noch einmal zurück: Wir können davon ausgehen, dass im Kommunismus jeder „Bürger“ (mindestens) einen „Computer mit Internetanschluss“ (wie immer das dann heißen mag) haben wird. Da der „Versandhandel“ kein eigenständiges Geschäft sein wird, gibt es keinen Grund, warum sich nicht jeder Bürger in eine Art „Angebotsportal“ einloggen sollte. Dort kann er seine Auswahl treffen an Gütern, die er für sich allein verbrauchen und solche, die er zeitlich beschränkt nutzen möchte. Er kann dort auch auswählen, ob er diese Güter nach Hause geschickt bekommen möchte oder an eine Sammelstelle (einen „Supermarkt“), an der er sie abholen kann. Ja, da dies alles ein durchgehend vernetztes System wird, kann er auch zwischen sofort lieferbaren und noch zu produzierenden Gütern wählen. Diese Vorbestellungen sind dann künftige Produktionsgrundlage. Selbst Entwurfsvorschläge sind denkbar.

Natürlich muss es Unterschiede geben zwischen „landwirtschaftlichen Produkten“ mit kurzen Verfallsdaten und Textilien oder Haushaltstechnik im weitesten Sinn. Das Beschriebene bezieht sich logisch auf Güter ohne kurze Verfallsfristen. Technisch aber wäre so etwas heute bereits machbar, stößt aber stets an die Schranke, dass jede Kette ihre eigene Produktreihe verkaufen muss. Ein technisches Konzept für eine optimale Gesamtlogistik zu erarbeiten erfordert zwar viel Vorarbeit, bringt aber letztlich gegenüber dem „Marktsystem“ Gewinne. Schließlich wäre es ein Vorzug, zu Hause vorauszuwählen, was dann „im Laden“ anprobiert wird.

Sicher bedarf es „politischen Modedesigner-Geschicks“, Benutztes als „chic“ zu kreieren. Aber bedenke: Wer heute das Teuerste und Modernste als Besitz vorführt, demonstriert zuerst einmal, dass er es sich leisten kann. Dieses Symbol für „Ich bin ein Leitwolf“ fällt weg. Prinzipiell kann sich ja jeder alles „leisten“. Dadurch gewinnt ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen einen neuen Stellenwert. Man „zeigt“ sich eben als einer der Positiven, wenn man die Arbeit anderer schätzt. Du musst ja nicht gleich als Clochard herumlaufen. Aber ein Verschwender zu sein, bringt öffentliche Minuspunkte. Und warum sollte ich jenes Kleidungsstück gegen ein neues austauschen, das meine Persönlichkeit besonders hervorhebt?!

Ahnst du, wie anders das gegenüber dem gewesenen Sozialismus-Anlauf werden wird? Um dort überhaupt Bestände zu erfassen, hätten schon Unmengen an Lochkarten hergestellt werden müssen – von einer gezielten Bedarfsbefriedigung nicht zu reden. Interessiert war auch keiner wirklich. Auf echten privaten Markt hatte man schon verzichtet, ohne etwas Neues an seiner Stelle zu haben … Aber das hätten wir jetzt, verstehst du, Junge, wir könnten, wenn man uns ließe! Entschuldige, ich komme ins Spinnen. Das muss aber auch einmal sein. Zukunft ist nämlich nicht nur Logik, sondern auch in die Wirklichkeit geholter Traum. Also müssen wir eben auch mal träumen dürfen, ich möchte das zumindest ...

Was aber hat ein Kleingärtner vom kommunistischen „Markt“? Erst einmal wächst der Sonderfall „Selbstversorgung“ mit Spezialitäten (wobei „Selbstversorgung“ eben auch die frischen Brombeeren für die besten Freunde einschließt). Dazu kommt das „Flair“ von Basaren. Man „handelt“ Produkte, indem man sich lobend über sie unterhält und darüber wiederum mit anderen Menschen ins Gespräch kommt. Weil es Spaß macht. Man beachte: Das macht nur einer begrenzten Zahl von Leuten Spaß, aber auf die kommt es an. Der Austausch von Freuden. „Hast du noch mehr davon?“ Andererseits kann aber auch über das Internet bestellt werden, wer von wem seinen Apfelbaum abgeerntet bekommen möchte. Und wieder ist das Ergebnis eine angenehme Bekanntschaft (anderenfalls würde man ja den Kontakt zum anderen sofort abbrechen). Ein lockeres Gespräch erfüllt unter Umständen die Funktion einer „Bezahlung“, ein persönliches Anlächeln, Kontakt eben. Eines ist ja ausgeschlossen: Betrug. Niemand ist in der Lage, einem Anderen eine minderwertige „Ware“ gegen ein „allgemeines Äquivalent“ auszutauschen. Man kann nur das aktuelle Lächeln bekommen, das man haben will. Wie lange der Übergang dauern wird, ist aus heutiger Sicht nicht einschätzbar. Wenn wir von der Unmöglichkeit ausgehen, ignorieren wir aber alle die, die heute bereits gegen den allgemeinen Warenmarkttrend Menschen etwas aus Freude am Erfreuen anbieten. Um wie viel breiter muss dieser Trend werden, wenn nur so belohnt werden kann … Wie schon erwähnt: Das ist alles „nur“ Ergänzung der normalen „Produktion“, der „Arbeit“ nach heutigem Verständnis. Sollte also niemand den konkreten Apfelbaum abernten, bleiben die Äpfel eben dran – und das Leben geht ohne ein solches Vergnügen weiter.

Darf ich zusammenfassen? Stocktrocken?!
Ein grundsätzlich höheres Niveau der Versorgung der Erdbewohner ihren Bedürfnissen entsprechend setzt ein qualitativ hochwertiges Planungssystem voraus. Die Zeit hierfür ist heute bereits überreif, weil wir Menschen fleißig dabei sind, alle irdischen Ressourcen zu verbrauchen. Die technische Seite, ein vernetztes System von hochkapazitiver Rechentechnik, ist seit Ende des letzten Jahrhunderts gegeben, wir haben nur noch die rechtliche Seite zu klären, also dass unterschiedliche Eigentümerinteressen einer gemeinschaftlichen Planung nicht mehr entgegenstehen.



Nicht alle Arbeit wird Kunst – manche bleibt Pflicht


 vom arbeiten
ein jeder dieses leiden kennt
das man im volksmund arbeit nennt
oh es ist qual denn es ist pflicht
und ohne gibts das leben nicht

zumindest für den kleinen mann
der keine bank besitzen kann
womit er täglich zockt wie pest
und lebt als wär die welt sein fest

die arbeit solln ihm andre machen
selbst ein verlust ist nur zum lachen
als banker hat er keine qualen
er lässt die anderen bezahlen

selbst staaten hat er gut geschmiert
mit steuern wird er schnell saniert
gemeinwohl darf er so vergessen
er liebt hein mitmensch nur zum fressen

womit hat alles angefangen?
um arbeit ist es uns gegangen
die wär vielleicht ein großes glück
verblieb uns mehr als nur ein stück

könnt jeder mensch als künstler schaffen
nicht ausgeraubt durch fremdes raffen
die eine kunst heißt programmieren
die andre sei das reparieren

das speisen zaubern
überhaupt
ist jedes tun als kunst erlaubt
die man für alle zelebriert
das wärs wohin mein traum mich führt

soll man solch tun noch arbeit nennen?
´s ist nur weil wir nichts bessres kennen
wir sind halt heut nicht geistig frei
und kriechen durch die barbarei





. Du, für mich ist der entfaltete Kommunismus eine Welt der tatsächlich maximalen Freiheit jedes Einzelnen. Wirklich jedes, verstehst du? Heute gibt es nur juristische Chancengleichheit. Praktisch sind die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Lebenswege schon bei der Geburt eines Menschen unterschiedlich verteilt. Also unabhängig von seinen Talenten, meine ich. Teilweise sogar entgegen seinen Talenten. Da kann es sein, dass jemand, der für eine leitende Aufgabe eigentlich nicht gut geeignet wäre, mit dem Geld seiner Vorfahren zum Chef gedrillt wird, während einem genialen Menschenführer nur die Karriere als Gangsterboss offensteht.
Es ist mitunter auch ein extrem langer Weg – das siehst du auch an mir - , für sich selbst herauszufinden, was man am liebsten Sinnvolles machen will … und ob man dafür wirklich ausreichend gut geeignet ist. Diese Suche darf nicht nur Millionärskindern vorbehalten bleiben. Dieses Finden ist natürlich Voraussetzung dafür, dass die Einzelnen sich wirklich gern mit ihrem speziellen Vermögen ohne Druck in die Gesellschaft einbringen.Die Möglichkeit einer solchen Suche darf nicht nur Millionärskindern vorbehalten bleiben. Dieses Finden ist natürlich eine der Voraussetzungen dafür, dass die Einzelnen sich wirklich gern mit ihrem speziellen Vermögen in die Gesellschaft einbringen.
Die Welt des entfalteten Kommunismus wird meist für fast jeden einzelnen Menschen einen sinnvollen Lebensplatz zu bieten haben, bei dem der Nutzen für die Gemeinschaft mit dem für sein individuelles Wohlbefinden in Einklang gebracht werden kann. Davon bin ich überzeugt. Das wird allmählich der Regelfall werden. Was ist aber mit den Fällen, in denen das nicht gelingt? Der ganze heutige Staatsapparat scheint ja darauf ausgerichtet, jedem einzureden, er sein ein Sonderfall, der an seinem eigenen Schicksal schuld ist. Die Masse der Bürger dieses Landes würde sich deshalb zu Äußerungen hinreißen lassen wie „Wegen mir brauchte es keine Polizei zu geben. Aber vor den paar Verbrechern möchte ich schon geschützt werden.“
Dass nicht gleich jede notwendige Tätigkeit von jemandem gemacht werden wird, hat Gründe auf mindestens zwei Seiten: Zuerst einmal vom Charakter der Arbeiten selbst her. Die zweite ist die natürliche Individualität, sprich: Unterschiedlichkeit der Menschen. So, wie in der Natur eben weiße Hasen geboren werden, obwohl sie normalerweise nicht überleben können, müssen sie geboren werden, damit die Hasen überleben, wenn sich die Umwelt so veränderte, dass die dunklen schlechtere Überlebenschancen hätten, fallen auch Menschen aus dem Rahmen. Als Materialist beginne ich aber bei den Arbeiten, deren Charakter erkannt und beeinflusst werden kann.

Der Haupttrend zum und im Kommunismus wird das Schrumpfen der Masse an „Arbeit“ sein, der wir heute ausgeliefert sind. Solche eben, über die wir uns nur deshalb freuen, weil wir überhaupt welche zum Geldverdienen haben. Den Geldanreiz möchte ich aber gerade einsparen. An seine Stelle sollen Arbeiten treten, die „man“ machen wird, weil „man“ genau diese konkrete Aufgabe lösen möchte.
In der Welt wird es aber trotzdem immer notwendige unangenehme Arbeiten geben. Sagen wir als tatsächliches Beispiel, dass hilflosen Menschen der vollgeschissene Arsch geputzt werden muss (nicht nur im übertragenen Sinn). Es verändern sich allerdings die Arbeiten, die als solche empfunden werden. (Man denke an „Hausarbeit“.)

Unangenehme Arbeiten wird man insgesamt bekämpfen, soweit dies möglich ist. Ständig neu wird man sich die Frage stellen, durch welchen Fortschritt, durch welche Erfindung welche unangenehmen Tätigkeiten vermieden oder ersetzt werden können. Im konkreten Fall hieße das also, ständig weiter zu forschen, wie das Leben in seiner aktiven Phase verlängert werden kann. Kampf den Krankheiten und den mit dem Alter verbundenen Verfallsprozessen. Forschung nach technischen Hilfen. Das lässt sich verallgemeinern: Immer wieder neu wird Menschen bewusst werden, dass einige notwendige Arbeiten ihre Würde verletzen. Die meisten von ihnen werden früher oder später durch technische Systeme gelöst – um den Preis, dass dahinter die nächsten auftauchen. Und manches geht ja auch nicht. Wann wird ein Androide den Arsch seines menschlichen Gebieters putzen? Und liegt eine Inkontinenz vor, kann man ja nicht warten, bis die Krankheit als solche besiegt wäre … Manchmal dauern solche Lösungen viele hundert Jahre. Egal, was für Tätigkeiten das sind, es werden welche übrig bleiben, die nur Menschen angehen können und die trotzdem eher ungeliebt bleiben.

Es kommt also eine zweite „Lösungsebene“ hinzu: Prinzipielle Freude an der gesamten Arbeitsaufgabe lässt uns auch einzelne „unappetitliche“ Teil-Arbeiten mit Freude, zumindest aber leichter erledigen. Oder sagen wir es so: Es bereitet Befriedigung, sich selbst als sinnvoll zu erkennen. Auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, hat es etwas für sich, abrechnen zu können „Patient sauber, fühlt sich wohl!“. Alle die, die schon die Dankbarkeit von Hilfebedürftigen empfangen durften, wissen um diesen Wert. (Wobei das Problem der Würde im konkreten Fall eher auf Seiten dessen liegt, der wie ein hilfloses Baby gepflegt werden muss.) Dem Auskosten dieser „Belohnung“ steht heutzutage in erster Linie der Zeitdruck entgegen. Es ist im bezahlten Pflegeberuf nicht vorgesehen. Auch bei anderen Berufen gibt es vom Inhalt her „unangenehme“ notwendige Tätigkeiten, die „attraktiv(er)“ würden, erkannte man sie angemessen an. Dabei könnte (!) heute schon ein Schreibtisch-“Arbeiter“ anerkennen, dass er zu mancher „Drecksarbeit“ gar nicht fähig wäre, er sich also über Menschen freuen sollte, die die verrichten. (Er sieht aber nur, dass umgekehrt die seine Arbeiten nicht packen.) Was spricht dagegen, dass es einmal für einen solchen Zweck bei heute ganz abwegig erscheinenden Berufsgruppen so etwas geben könnte wie „Restauranttester“? Um „Beste“ anzuerkennen? Das setzt natürlich immer voraus, dass jedes Ergebnis auf einen „Verantwortlichen“ zurückgeführt werden kann. Außer natürlich, dass das eine Art der „Kontrolle“ wäre – die muss auch abgelehnt werden können.

Die freiwillig etwas von den meisten wenig Geliebtes erledigen, unterwerfen sich einem „inneren Zwang“ zur Arbeit. Sie erkennen aus freien Stücken die Notwendigkeit bestimmter Arbeiten und übernehmen bewusst Verantwortung für deren Erledigung. Die Zahlenbewegungen auf den Konten werden ersetzt durch die innere Befriedigung, wertvoll und nützlich zu sein. Du kannst dir leicht vorstellen, dass das unter anderem einen ganz anderen Typ von Chefs erfordert. Frag nicht, wie groß der Anteil dieser Gruppe ist.
Wir haben also schon all das aussortiert, was man heute „Modeberufe“ nennen würde. Wir haben Arbeiten aussortiert, die besondere Menschen als für sich „auf den Leib geschneidert“ empfinden (besonders im Sinn von „hochwertig“ sondern von „nicht so oft vorkommend“).
Trotzdem wird immer ein Rest bleiben, der gelöst werden muss, für den sich aber gerade niemand findet. Sei es nun wegen der Orte, an denen das Problem gelöst werden muss oder weil sich für bestimmte Aufgaben insgesamt zu wenige Menschen begeistern lassen.
Was spricht in solchen Fällen gegen ein allgemeines Findungs- und Bewährungsjahr? Also zur normalen, frei harmonisierten Arbeitswahl tritt ergänzend und abfedernd ein stärker restriktives System hinzu. Je nach Notwendigkeit kann dies wie eine „allgemeine Wehrpflicht“ oder wie ein „freiwilliges soziales Jahr (FSJ)“ funktionieren. Für beide Systeme gibt es Argumente.
Ich könnte mir das so vorstellen:

Zuerst einmal findest du in einem weltweit vernetzten lückenlosen Datensystem alle nicht abgesicherten Arbeitsaufgaben öffentlich ausgeschrieben. Da es keine privaten Beschränkungen gibt, kann wirklich lückenlos jede Aufgabe in EINEM System erfasst werden. Es wird zwar mittelfristig vorgeplant, diese Planung darf aber nicht starr sein. Also wer eine nützliche Tätigkeit für sich sucht, kann sich vom heimischen Computer aus weltweit das für ihn am besten Geeignete aussuchen. Nun können drei Fälle eintreten: Erst einmal der Idealfall, dass die Suchenden im Wesentlichen das Passende finden und gut. Der zweite Fall ist der „Modeberufsfall“, also einmal zugespitzt: Auf eine ausgeschriebene Aufgabe als Raumfahrer stürzen sich 1000 Interessenten, die eine solche Selbstbestätigung toll finden. Es muss sehr komplexe Kriterien geben, die die Eignung von Persönlichkeiten nicht allein daran misst, ob sie 100 Meter in 10, 84 oder 10,87 Sekunden sprinten konnten. Gesellschaftliche Einsatzbereitschaft könnte ein solches Kriterium sein, also der Nachweis, auch besonders unbeliebt Notwendiges angegangen zu sein. Bleibt der dritte Fall: Es findet sich niemand zum Bücken fürs „Spargelstechen“, also keiner will etwas machen, was gebraucht wird. Es muss sowieso immer mit punktuellen Lücken gerechnet werden. Nun kann man entscheiden, wie die konkrete Lücke zu schließen ist.
Das Prinzip FSJ hieße, dass sich die freiwillig zu Verpflichtenden im Windhundverfahren das für sie „Angemessenste“ heraussuchen. Das Wehrdienstprinzip dagegen wäre absolut lückenlos und schlösse für den Dienstzeitraum die Verweigerung einer Tätigkeit ohne schwer wiegenden Grund aus. Beide Prinzipien gingen davon aus, dass jeder durch diese Phase hindurch muss. Beim FSJ sitzt sozusagen jeder, der ja weiß, die Frage kommt auf ihn zu (ohne dass sie schon konkret auf ihn zugekommen ist) an seinem Computer und checkt ausgeschriebene Tätigkeiten mit einem „Mangelzeichen“.
Das Prinzip FSJ hätte natürlich eine größere Attraktivität und wäre sozusagen die vorletzte Möglichkeit. Denn auch im Kommunismus wird es „Modeberufe“ geben, bei denen Ablehnungen von Interessenten unvermeidlich sind. Die bewiesene Bereitschaft, gesellschaftlich Notwendiges über die eigene Individualität zu stellen, wäre ein Pluspunkt für die nächste Bewerbung – und das auch, obwohl sich die Kandidaten ihre gesellschaftliche Notwendigkeit hatten selbst aussuchen können. Andererseits … gerade, wenn man weiß, dass ein solches „freiwilliges Pflichtjahr“ Voraussetzung für nachfolgende Freiheiten ist, regt das Aktivitäten an, sich unter potentiell Unangenehmem das persönlich Angenehmste herauszusuchen. Du darfst nicht vergessen, dass es auch im Kommunismus eine Art „Status“ geben wird. Dauerhafte Nichtstuer werden sehr wahrscheinlich weniger gut angesehen sein als Piloten oder Forscher … so als Beispiel.

In Runde eins wird also jede „freie Stelle“ (welt)offen ausgeschrieben – unabhängig davon, ob es sich um eine „freie Stelle“ in Sinne heutiger Berufstätigkeit handelt, oder um eine zu lösende „Aufgabe“, ein kurzfristig fertigzustellendes Projekt. Welche Auswahlkriterien es zur Besetzung geben wird und ob überhaupt, wird von Aufgabe zu Aufgabe verschieden sein. Denk dir alle Grenzen weg außer der unterschiedlichen fachlichen Kompetenz. Da es unter entwickelten kommunistischen Bedingungen auch keine Sprachbarrieren geben wird, (schließlich gibt es außer regionalen auch eine Weltsprache) kann weltweit nach geeigneten Fachkräften gesucht werden – mit größerer Wahrscheinlichkeit, welche zu finden.
Sollte etwas auf diese Weise nicht gleich gelöst werden, so kann es durch Runde zwei überbrückt werden – und zwar kurzfristig. Schon die FSJ-Windhunde wissen um ihren „Springer-Charakter“, dass sie unter Umständen nur eine vorübergehende Verantwortung übernehmen. Mit anderen Worten: Die Aufgabe als solche bleibt ausgeschrieben für Bestqualifizierte und Interessierte – was natürlich den „Zwangsfreiwilligen“ kein Hinderungsgrund ist, sich eventuell dauerhaft um ihren Platz zu bemühen.

Sollte aber wider Erwarten auch nach dieser Runde immer noch eine Aufgabe unerledigt bleiben, bliebe das Pflichtjahr.
Es widerspricht kommunistischer Logik, Menschen „zu ihrem Glück zwingen“ zu wollen. Es würde also niemand als „asozial“ verfolgt, wenn er zeitlebens im Wesentlichen keiner geregelten Arbeit nachginge. Du weißt ja, wenn du zu einer Arbeit gezwungen wirst, erledigst du sie nicht nur selbst lustlos, du steckst auch deine Nebenleute an. Es widerspräche aber kommunistischer Logik ebenfalls, wenn Notwendiges einfach liegen bliebe. So klein dieser Sektor auch sein mag, er erfordert ein Sicherungsnetz für die Gemeinschaft. Auf keinen Fall plädiere ich hier für eine wie auch immer umschriebene Arbeitspflicht. In erster Linie geht es immer um die Minimierung jeder notwendigen Arbeitszeit, wie viel oder wenig das auch konkret sein mag, und damit um die Möglichkeit für jeden Einzelnen, Zeit sinnvoll privat zu gestalten.Aber diese notwendige Arbeitszeit wird eben vorhanden sein. Bei aller kommunistischen Vielfalt der Möglichkeiten ist also sinnvoll, die Möglichkeit einer „Einberufung“ zur Spezialarbeit (für ein paar Monate) ebenso zu fixieren wie die Verurteilung zur Resozialisierungstätigkeit (als Ersatz für einen „Strafvollzug“).

Damit wäre ich beim Problemkreis Zwang, Gewalt, Notwendigkeit und Freiheit.
Wenn du Freiheit definierst, alles tun zu können, was dir gerade in den Sinn kommt, dann wäre dies ein „Begriff“, der nur heute und nur für Menschen mit einem unangemessenen Überschuss an „allgemeinem Äquivalent“ umsetzbar ist und dessen Umsetzung für einen vernünftigen Menschen nicht wünschenswert wäre, da er egoistische Rücksichtslosigkeit erfordert. (Was du dir nimmst, musst du anderen wegnehmen.) Wenn man sagte, Freiheit wäre (nur) „Einsicht in die Notwendigkeit“, so klingt darin wiederum zu viel Unterwerfung mit.
Natürlich ist richtig, dass wahrer Freiheit durch Wissen begründete Einsicht vorausgehen muss. Insofern ist es ein Begriff der Vernunft. Und natürlich geht es um ein der selbst erzielten Einsicht angemessenes Verhalten.

Nehmen wir ein primitives Beispiel: Stellen wir uns vor, dass es eigentlich zur Freiheit jedes Menschen gehörte, in seinem Leben einmal Urlaub auf den Malediven gemacht zu haben. Im „Realsozialismus“ vergangener Zeit verhinderte staatliche Gewalt einen solchen Ausflug allgemein, da es sich um kein „Bruderland“ handelte. Im Realkapitalismus verhindern mehrere Ebenen für die meisten Menschen der Erde diese Freiheit praktisch auch:
Ein Teil kennt diese Freude gar nicht. Der Hutu-Kindersoldat beispielsweise war zwar räumlich der Inselgruppe etwas näher als „wir“, der Hauptinhalt dessen, was er lernen musste, beschränkte sich aber auf das schlichte Überleben.
Eine ähnlich wesentliche Zahl von Menschen muss erwägen, wozu sie das wenige „allgemeine Äquivalent“, das ihnen ihre Arbeit eingebracht hat, zuerst einsetzen sollte. Sie hat dann die „Freiheit“, sich zu entscheiden … sagen wir für oder gegen die bessere Schulbildung der Kinder, damit die es vielleicht „einmal besser haben werden“.
Bis zum Erwägen objektiver Notwendigkeiten, also bis zur Einsicht in solche, dringt heutzutage kaum ein Mensch vor. Nun stell dir aber vor, die sieben Milliarden Menschen dieser Erde wollten wirklich alle einmal Malediven-Urlaub machen! Um es vorsichtig zu formulieren: Die Malediven wären nicht mehr die Malediven, die wir meinen.
Es ist also ein höchst komplizierter, komplexer Prozess, den wir verstehen und dem entsprechend wir handeln können. Sozusagen einen bewussten Verzicht einschließend.

Zu der persönlichen Ebene kommt nun noch, dass der einzelne Bürger Mitverantwortung übernimmt: Besuchte niemand diese Malediven, wäre ihre Schönheit wertlos. Es sollten also doch ein paar Menschen dort ein paar angenehme Tage verbringen. Ein Wörtchen mitreden sollte aber JEDER, dass wir in dem Umfang in den Naturgenuss kommen, wie dies wünschenswert ist. Eigentlich wären die TECHNISCHEN Voraussetzungen für eine solche Mit-Entscheidung heute so gut wie noch nie zuvor. Es geht ja nicht darum, dass jeder alles wirklich tut, sondern, dass er real die Entscheidungsmöglichkeit nutzen KANN. Also ist „frei“, wer vernünftig handelt, weil er vernünftig handeln kann.

Und natürlich gibt es auch im Kommunismus verschiedene „Gewalten“. Staatsgewalt nicht, weil es ja keine „Staaten“ gibt. Aber es gibt eben Zwänge der Notwendigkeiten.
Die wichtigste Gewalt ist die Notwendigkeit dazuzugehören.
Nun stirbt mit dem Verschwinden eines „allgemeinen Äquivalents“ die sich verselbständigende Kriminalität ab. Es gibt einfach nichts mehr zu gewinnen durch einen Raubüberfall. Man kann ja keine Millionen Dollar auf die Malediven mitnehmen, mit denen man sich dort etwas Anderes leisten könnte als jeder x-beliebige andere Mensch. Die Achtung in einer schaffenden Gemeinschaft dagegen ist nur dadurch zu erzielen, dass man entweder selbst etwas schafft oder Andere zum erfolgreicheren Schaffen anregt. Wer nirgendwo dazugehört, ausschließlich chillt, ist sozusagen tot.
Womit ich bei einer „technischen Frage“ bin, die eigentlich keine ist:
Inwieweit „verschwindet“ überhaupt „das Geld“? Meines Erachtens mit Sicherheit nur in eben der Eigenschaft, wirklich als „allgemeines Äquivalent“ anerkannt werden zu müssen, also als gesellschaftliches Verhältnis.
Heute steht eine bestimmte Geldeinheit auf der einen Seite für eine bestimmte vollbrachte und gesellschaftlich anerkannte Arbeitszeit – unabhängig, wer sie womit vollbracht hat – und auf der anderen Seite für eine bestimmte Menge beliebiger Produkte, die Waren. Sicher wird im Kommunismus niemand sich beliebige Produkte (vor allem fremde menschliche Arbeitskraft) aneignen können, weil sein Urahn einmal eine gesellschaftlich anerkannte Tat vollbracht hatte. Das heißt aber nicht, dass es nicht gesellschaftliche Mechanismen geben wird, mit denen Mangel geregelt werden muss und wird.

Das Bild der Malediven veranschaulicht das: Bestimmte Dinge wird es objektiv auch im Kommunismus nicht im Überfluss geben KÖNNEN. Und unsere Nachfahren werden sich hüten, Behörden zu installieren, um solche beschränkt vorhandenen Güter zu verteilen – und damit Macht auszuüben.
Was aber heute schon heute möglich wäre, ist wesentlich feinsinniger, mit unseren überkommenen Begriffen könnten wir sagen: Eine viel umfassendere „Demokratie“. Die kann sich dann zu natürlichen gemeinschaftlichen Entscheidungen weiterentwickeln, je höher das Verantwortungsbewusstsein der Erdenbürger geworden ist.
Das Hauptstreben im Kommunismus ist aber, jedem „seine Malediven“ doch zu ermöglichen. Dies wären technische „Surrogate“ oder Illusionen, die die angestrebten Wohlfühl- oder Wohlgeschmacksempfindungen möglichst genau simulieren. Wie dies im Einzelnen umsetzbar sein wird, wäre spekulative Science Fiktion. Bedenke aber den wesentlichen Unterschied zu heutigen „Erlebnisparks“: Denen geht es zuerst um den Ertrag des Betreibers, also, dass möglichst viele zahlende Nutzer durchgeschleust werden. Genau diese Komponente entfällt aber im Kommunismus.

Ein bedingungsloses und ersatzloses Verschwinden des Geldes wäre aus meinem heutigen Verständnis heraus nicht wünschenswert. An seine Stelle sollten Systeme treten, die eine möglichst „gerechte“ Verteilung von objektiven Mangelgütern ermöglichen. (Achtung: Nur von diesen!) Gerecht heißt in diesem Fall, dass alle Mitglieder der Gesellschaft an der Entscheidung mitwirken und sie mittragen können. Dass dies konkret Interessierte sind, ergibt sich schon aus der Vielzahl der Möglichkeiten, sich zu engagieren.
Der wichtigste Unterschied zu dem, was wir heute als „Geld“ gewöhnt sind, ist seine Individualisierung. Während es „richtigem“ Geld gleichgültig ist, in wessen Besitz es sich befindet, würde die kommunistische „Vergütung“ strikt personengebunden gewährt. Die einzelne Person kann Leistungen „kaufen“, auch „verschenken“ - allerdings nicht vererben oder mit ihnen spekulieren.
Vergütung“ ist allerdings die Ausnahme. Heute hat (fast) alles einen Preis. Kommunistisch (fast) nichts. Du wirst dich bestimmt um insgesamt begrenzt verfügbare „Güter“ bewerben können – so wie du Menschen übers Internet vorschlagen kannst, die es deiner Meinung nach besonders verdient hätten, eben beispielsweise ihren Urlaub auf den echten Malediven zu verbringen. Und das könnte öffentlich diskutiert werden. Warum nicht?!

Entscheidend ist, dass sich „Geld“ potentiell in „Kapital“ verwandeln kann, es den Keim in sich trägt, andere für sich arbeiten zu lassen.

Zur Erinnerung: Es geht um Freiheit auf der einen und die Erledigung aller notwendigen Arbeiten auf der anderen Seite, unabhängig davon, ob die jemand liebt. Das Hauptinstrument, heute diese Fragen praktisch zu lösen, ist das Geld, über das die meisten Menschen unzureichend verfügen. Wer wie frei ist, erscheint als Ergebnis seines Besitzes. Kommunistischer Besitz ist eine Persönlichkeit kennzeichnendes und schmückendes Äußeres. Insofern werden Mittel, Initiativen Einzelner öffentlich anzuerkennen, unterschiedliche Formen haben, so wie die Mittel, abzusichern, dass alle gemeinschaftlichen Aufgaben auch wirklich gelöst werden.


Ich sagte ja schon, dass wir in der DDR noch nicht einmal „Sozialismus“ hatten. Das hätte ja bedeutet, dass die arbeitenden Menschen nicht nur theoretisch Eigentümer der Produktionsmittel gewesen wären, sondern sich auch als solche gefühlt und verhalten hätten. Das hätte auch – neben dieser „Kulturrevolution“ - bedeutet, dass die Voraussetzungen existiert hätten für das allmähliche Absterben allen Staates, wie wir ihn kennen. Also zumindest tendenziell hätte der Startschuss für die allgemeine Selbstverwaltung der „Betroffenen“ gefallen sein müssen. 
...

Das Kommunismus-Muster Musik - Geist für alle


Das Breite-Lied

magst du es nicht das fahne schwenken
das immer in die winde lenken
das gerade passende nur denken

dann stell dich doch an meine seite
und du gewinnst wie ich an breite

willst du was großes noch erreichen
doch kannst kein fremdes herz erweichen
und deine träume werden leichen

dann stell dich doch an meine seite
und du gewinnst wie ich an breite

ob wirs zusammen wirklich schaffen
den geist von raffen raffen raffen
ins gestern zu bannen zum begaffen

verschlossen ist der zeiten buch
doch komm wir wagen den versuch



(gekürzt)

Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muß es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will - während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden. …
(vgl. ANHANG)

So hat das Marx einmal formuliert, als er ausnahmsweise in mein Science-Fiktion-Fach hinüber gewechselt war. Seine pathetischen Worte „ Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!" werden allerdings häufiger benutzt, um den Kommunismus zu kennzeichnen. Sie klingen so allgemein, dass sie heute noch als „hoffentlich zutreffend“ durchgehen können. Und? Siehst du dabei heutige „Bedürfnisse“ vor dir? Oder ahnst du schon, worauf ich nach dem langen Vorspann hinaus will? Dass nämlich in ein paar hundert Jahren ganz andere Bedürfnisse normal sein werden?! Aber dass jeder alle seine Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft stellen könnte, ist dir trotzdem zu viel hoch geträumte Fantasie?! Das verstehe ich. Das liegt aber - zumindest zum Teil - daran, dass die Formulierungen missverständlich sind.
Die Aussage mit den Jägern und Fischern wird von heutigen Marx-Jüngern meist verschämt verschwiegen – und sei es aus Angst, ihren Guru lächerlich zu machen. Das passiert, wenn man das Zitat aus dem Zusammenhang reißt oder wörtlich nimmt. Kein Mensch wird sich heute ernsthaft künftige Kommunisten als Jäger und Fischer vorstellen.
Allerdings ist dieser Ausflug des ansonsten ernsthaften Wissenschaftlers in die Sphären der Belletristik unter mehreren Gesichtspunkten interessant. Da schielt natürlich ein hoher Grad an realer Ahnungslosigkeit durch, wie kompliziert die sachliche Arbeitsteilung im Kommunismus sein wird. Es ist sozusagen ein Beleg dafür, wie sehr eben auch kluge Köpfe wie Marx und Engels in ihrer Zeit verhaftet waren – Warnung an uns, unser heutiges Denken wenigstens versuchsweise abzulegen. Aber selbst, wenn wir uns vorzustellen versuchen, wie es in der Zukunft aussehen könnte, fliegt unsere Fantasie natürlich von dem Punkt ab, an dem unsere Gesellschaft gerade ist. Für mich heißt das zum Beispiel, dass ich erst einen kleinen Schimmer davon habe, was heute bereits mit übers Internet vernetzten Computern technisch machbar ist und was absehbar bald möglich sein wird. Da könntest du mich über den erreichten Fortschritt aufklären. Ob in Kürze aber noch eine wesentlichere Revolution der „Produktivkräfte“ folgt, etwas, was noch nicht erfunden oder gefunden ist, darüber können wir beide nur spekulieren.

Zweitens lässt sich natürlich etwas Unbekanntes nur aus dem Vergleich mit Bekanntem erklären. Stell dir vor, es wären Zeitreisen möglich. Nun erkläre eine heute moderne Wohnung mit Fernseher, Computer, Musikanlage, Handy und Ceranfeld den Denkern Marx und Engels im Jahre 1844 – von „normalen“ Arbeitern ihrer Zeit ganz abgesehen ... und wir beide müssten uns ja eher mit denen vergleichen! Schließlich sind wir keine Wissenschaftler, von denen man größeres Verständnis für Neues verlangen kann. Ich bezweifle, dass wir uns denen wirklich verständlich machen könnten. Wir lieferten nur Gags für bestimmte Filme, du verstehst ...

Drittens steckt trotzdem ein rationaler Kern in dem niedlichen Bild: Dass wir heute froh sind, das arbeiten zu dürfen, was wir gelernt haben, hat doch zweierlei Gründe. Da ist einmal die Sache selbst. Die Masse an Wissen, um ein Computersystem zu programmieren, ist „etwas“ größer als das Knowhow für den Fang eines Fisches. (Obwohl wir die spezifischen Kenntnisse der Vergangenheit nicht unterschätzen sollten.) Es wäre also eine Verschwendung, sich erst eine solche Masse an geistiger Potenz anzueignen, und sie dann nicht einzusetzen, wenn wir nicht die freie Entfaltung unserer Individualität in den Vordergrund stellen dürfen. Marx ging es aber wohl um etwas Anderes. Wir sind durch unsere Einbindung in den „gesellschaftlichen Reproduktionsprozess“ gezwungen, „unser Geld zu verdienen“. Wer unsere Arbeitskraft einsetzen will, möchte sicher sein, dass sich das lohnt. Ihm müssen wir beweisen, was wir gelernt haben. So verkümmern wir, weil wir für unser Arbeitsleben „festgelegt“ sind. Manchem sieht man das fast an. Erkennst du nicht viele „Buchhalter“ schon von weitem? Die sind eben ihr ganzes Leben nichts als Buchhalter gewesen . Erfahrungswerte besagen, dass die meisten Menschen nach etwa sieben Jahren gleichartiger Tätigkeit ihr kreatives Potential verloren haben. Aber wer würde sich freiwillig an Neues heranwagen, wenn seine Chancen, dort anerkannt arbeiten zu dürfen, mit jedem weiteren Lebensjahr sinken?

Natürlich ist das mit morgens, nachmittags und abends etwas übertrieben. Du riechst dabei den Wunsch als Vater des Gedanken. Aus der bekannten Welt der totalen Disziplinierung jedes Einzelnen für eine feste Rolle brach der Wunsch nach anarchischer Freiheit durch.
Dabei ist das Bild wahrscheinlich näher an der Wirklichkeit, als wir uns das heute ausmalen. Die Zahl der „Berufe“, die unsere kommunistisch lebenden Nachfahren erlernt haben werden, wird unterschiedlich groß sein, aber sicher größer als eins. Man wird „Synergieeffekte“ feststellen, also dass Ideen zur Verbesserung des einen Fachs besonders von denen kommen, die in einem anderen auch andere Abläufe kennen gelernt haben. Dass also die Menschen im Lebensverlauf nacheinander mehrere Berufe ausüben werden, dürfte schon einen Heutigen nicht sonderlich verwundern.
Technische Grundlagen dafür, dass der einzelne Mensch tatsächlich im Laufe eines Tages mehrere unterschiedliche Tätigkeiten nach seinem Gusto ausführen wird, gibt es aber auch heute. Das ginge nämlich sofort, wenn man sie von Zuhause aus erledigte. Dem stehen in erster Linie Sicherheitsbestimmungen entgegen. Es besteht aber wohl kein Zweifel, dass immer mehr Aufgaben über Rechentechnik von daheim aus oder unterwegs erledigt werden könnten und prinzipiell bereits „virtuelle Büros“ möglich sind. Im Kommunismus steht hinter keiner Tätigkeit ein Schaden durch die Konkurrenz. Ein Arbeitender kann also eine Idee für mehrere Zwecke nebeneinander verfolgen, wenn ihm dies Spaß macht. Deshalb muss das nicht der Mehrzahl aller Menschen Spaß machen. Es reicht der Menschheit, wenn es den Engagierten Spaß bereitet.

Leider gab es zu Marx´ und Engels´ Zeiten auch Erscheinungen, die das Jäger- und Fischer-Bild in engerem Sinn realistisch sein ließen: Man konnte sozusagen damals jedem einzelnen Menschen zehnmal mehr Fläche Land fiktiv zuordnen, auf dem er seinen Wünschen hätte nachgehen können, hätten dies die gesellschaftlichen Machtverhältnisse nicht blockiert. Wer weiß, wie viele Menschen im Kommunismus leben werden. Sie werden dank des technischen Fortschritts satt zu essen haben. Ob aber jeder ein Angelplatz haben kann, ist eine andere Frage. Du darfst Engels als Stammvater moderner Ökologie lesen. Aber heißt das auch, dass der heutige geplagte „Städter“ im Kommunismus beim Angeln einen „Laptop“ neben sich haben wird, um sich beim Fang für die vergnügliche Gruppenfischsuppe nicht zu weit von seiner geliebten Modelloptimierung für ein regionales Verkehrs- und Distributionssystem trennen zu müssen?! Vielleicht bei einigen. Zumindest wäre es voreilig, solche Vorstellung einfach als Unsinn abzutun. Aber der Regelfall wird es wohl nicht sein.

Die alles entscheidende Frage ist im Moment, wie WIR uns den "Kommunismus" vorstellen. Nicht, was irgendein Marx dazu gesagt hat.
Ich sehe als wichtigstes Merkmal allen Lebens unter entfalteten kommunistischen Bedingungen die totale "Diversifizierung" an. Also es wird keine Regeln ohne so viele Ausnahmen geben, dass eher die Ausnahmen die Regel sind. Schlüsselwort Vielfalt. Die seit Marx vorangeschrittene Entwicklung der "Produktivkräfte" gibt uns allerdings einige Erscheinungen vor, die es uns Heutigen leichter machen als den frühen "Kommunisten", uns eine solche Zukunft vorzustellen. Das klarste Bild bietet dabei die Kunst.

Der wichtigste Unterschied zwischen "progressiven" Weltanschauungen, die in Klassengesellschaften entstehen, und solchen danach ist die Rolle der Bedürfnisse, genauer: wie direkt die Produktion auf sie ausgerichtet ist.
Ein Fortschritt der Geisteswissenschaften unter Klassenbedingungen war der Nachweis, dass die Arbeit die materielle Grundlage aller Gesellschaft ist, und deren Bedingungen sind nun einmal die Verhältnisse in der Produktion. Der Kernpunkt aller Produktionsverhältnisse aber sind die Eigentumsverhältnisse (an den „Produktionsmitteln“). Gerade die verändern sich im Kommunismus aber nicht, weil es sie als gesellschaftliche Verhältnisse gar nicht mehr gibt. In den Fokus tritt dann das, was die Menschen von Anfang an überhaupt erst veranlasst hatte, zu arbeiten: ihre unmittelbaren Bedürfnisse. Vor der Jagd kommt der Hunger beziehungsweise beim Menschen immer stärker das Wissen, dass der Hunger kommen wird.

Unterstellen wir, dass alle elementaren Bedürfnisse, also all jene, durch die wir überhaupt leben, befriedigt sind. Nun geht es nur noch darum, WIE wir leben. Nehmen wir uns jenes Geflecht von Bedürfnissen vor, das wir mit Musik befriedigen. Greifen wir uns vereinfachend den Wunsch nach Wohlbefinden heraus.
Sofern es darum geht, Wohlbefinden zum Beispiel durch Musik-Hören näher zu kommen, können wir drei Entwicklungsstufen der "Produktivkräfte" feststellen. (Wir klammern hier das aktive Musik-Machen aus. Dass Musik auch Tanzbewegungen begleitet, ändert an den Überlegungen nichts.)
In der ersten Stufe war die notwendige Voraussetzung für jeden Musikgenuss die körperliche Anwesenheit der Musiker. Jeder einzelne Mensch war jedes Mal neu auf deren direkte „Arbeit“ angewiesen. Keine Musiker - keine Bedürfnisbefriedigung. Die Verhältnisse im Sinne eines "Überbaus" konnten dabei variieren: Die Musiker verbanden ihr Vergnügen mit dem der Gemeinschaft (Urkommunismus), die Musiker versuchten, ihre Kunstarbeit zu verkaufen (Marktwirtschaft) und nicht Zahlende wurde von der Bedürfnisbefriedigung Musik-Hören ausgeschlossen (entwickelte Marktwirtschaft). Aber immer galt: Kein Musiker - keine Musik. Die unmittelbare Arbeit an der Bedürfnisbefriedigung war das Wesentliche, obwohl von Anfang an ein gewisses geistiges Eigentum (Beherrschung der Instrumente, Text, Rhythmus und Melodie) notwendig in die Bedürfnisbefriedigung einfloss. Eigentlich auch notwendig ergab sich daraus ein garantierter relativer Mangel, wenn zu jeder Gelegenheit, bei der man hätte Musik hören wollen, auch ein Musikus seine Leistung hätte erbringen müssen.

In der zweiten Stufe wurde das Bedürfnisbefriedigungsmittel Musik auf einem materiellen Träger zur Ware. Äußerlich war sogar nur eben dieser Träger, ob der nun Schallplatte, CD oder wie auch immer heißen mochte, die Ware. Es bestand aber weiter ein mathematisch nachweisbarer Zusammenhang zwischen der Arbeit der Musiker und den einzelnen Bedürfnisbefriedigungen, sprich: man konnte die Musizier-Arbeitszeit dem Träger zuordnen. Weitere Arbeiten waren nötig, damit man Musik hören konnte – wieder „zurechenbare“. Allerdings arbeiteten die Musiker nicht mehr dort, wo die Musik gewünscht wurde, und der materielle Träger konnte das Bedürfnis wiederholt befriedigen, ohne neu erworben werden zu müssen. Damit war dieser Bereich der Produktivkräfte anderen bereits objektiv (und zum Teil dauerhaft) voraus: Wie auch immer ein Apfel "produziert" worden sein mag, er kann immer nur (höchstens) einmal gegessen werden. Trotzdem ist der „Wert“ gleichartig zusammengesetzt: geistige und körperliche Arbeit wird über einen materiellen Träger vergegenständlicht dem zahlungsfähigen Kunden zugeführt. Und die Produktion des materiellen Trägers ist von der ursprünglichen Arbeit abgekoppelt: Für die Musiker ist es technisch egal, ob ihre Platte Tausend oder eine Million Male hergestellt und vertrieben wird (nur für ihren Erlös nicht). Wir finden unseren zweiten Robinson-Wirtschaftskreislauf hier zwingend wieder. Musik hören ist eng verknüpft mit der Fähigkeit, den Träger zu bezahlen.

Die technische Entwicklung auf dem "Musikmarkt" hat inzwischen schon die Möglichkeit des Kommunismus erreicht: Natürlich bleibt der Ausgangspunkt aller Bedürfnisbefriedigung, dass irgendwann irgendwo einmal Musiker ihre Arbeit getan, also „Musik gemacht“ haben. Ihr Arbeitsprodukt kann aber so gut wie unbegrenzt von jedem potentiellen Bedürfnis-Haber zur Bedürfnis-Befriedigung benutzt werden. Eine materielle Beschränkung gibt es nicht. Technisch könnte gezählt werden, okay. (Für das Selbstwertgefühl der Musiker ist nicht unerheblich zu wissen, wie oft man sie hören will. Das ersetzte den Geldreichtum.) Die Verwandlung in eine zu bezahlende Arbeit ist aber bereits ein völlig vom Bedürfnis gelöster, ja, ein ihm sogar entgegenstehender materieller Vorgang. Er erwächst (unabhängig davon, dass man ihn mit dem „Urheberrecht“ begründet) praktisch allein aus jener zusätzlichen geringen geistigen und materiellen Arbeit, mit der das Herunterladen von Musikstücken aus dem Web verboten, beschränkt und in einen Kaufakt verwandelt wird. Rein technisch reichte ein einziges Hochladen eines einmal "aufgenommenen" Musikstücks, um weltweit so gut wie ewig jeden Interessenten sein Bedürfnis befriedigen zu lassen. Herunterladen kann der Interessierte allein – so wie er allein zu einem Konzert gehen würde, nur einfacher. Beim Herunterladen führt der „Bedürftige“ die materiellen Tätigkeiten, die zur Befriedigung seines Bedürfnisses erforderlich wären, selbst aus. Rein virtuell teilt er (!) den Umfang der ursprünglich in das Produkt Musik investierten Arbeitszeit, einschließlich der damit verbundenen geistigen Arbeit, neu auf: Vorher entfiel die Gesamtarbeitszeit auf 999 998 Hörvorgänge, nachher auf 999 999. Je mehr Vorgänge, umso eher kann behauptet werden, dass unter kapitalistischen Bedingungen allein die Arbeit bezahlt wird, die zum Bezahlen selbst nötig ist, also Reloadsperren, Buchungsvorgänge usw., die also mit dem Bedürfnis nichts zu tun haben. Ließe man sie einfach weg, änderte sich an der Bedürfnisbefriedigung nichts. Ausdrücke wie Raubkopie, Piraterie usw. sind allein Ausdrücke dafür, dass das alles in einer in Geldbegriffen zurückgebliebenen Welt passiert. Wenn du dich also geistig dagegen auflehnst, bist du ganz ungewollt in eine kommunistische Logik verfallen.

Bei allen spezifischen Modifizierungen ist damit das Beispiel Musik das Grundmuster kommunistischer Verhältnisse. Oder richtiger: Diese Art der sich selbst verewigenden geistigen Arbeit ist der materielle Boden für das Funktionieren der kommunistischen Gesellschaft. In dieser reinen Form kommt es wahrscheinlich nicht oft vor. Allerdings ist es natürlich eine gewaltige soziale Revolution, wenn weltweit eine einmal entwickelte geistige Leistung überall dort, wo sie benötigt wird, auch verfügbar ist – und das ist natürlich kommunistisch, denn niemand hat einen materiellen Nutzen davon, irgendwo irgendwen von der Nutzung seines geistigen Produkts auszuschließen. Im Gegenteil: Der Ruhm als Lohn einer Leistung steigt mit ihrer weltweiten Bekanntheit. Der „Lagerplatz“ Internet machte jedes geistige Produkt weltweit zugängig. Ohne einzelnen Träger und die Arbeit, ihn als Anbieter zu reproduzieren. Die Bedeutung dessen steigt logisch mit jedem neuen Automatisierungsschritt. Das hat nichts damit zu tun, dass es letzten Endes unbedingt materielle Produkte als Gebrauchswerte geben muss, egal ob das Essen, Kleidung, Häuser oder Schmuckgegenstände im weitesten Sinn sind. Nur der unmittelbare Aufwand an menschlicher Arbeitszeit sinkt insgesamt.

Das Problem liegt darin, dass inzwischen Gesamtvorgänge arbeitsteilig weit in Einzeltätigkeiten aufgespreizt sind. Man sieht zum Schluss nicht mehr, welcher Teilvorgang für das Gesamtergebnis, also die Befriedigung eines echten Bedürfnisses, notwendig ist und welcher es nicht wäre.
Einfacher gesagt: Um seinen Hunger mit einem Apfel zu mindern, braucht man keinen Wächter. Solange aber alle hungrig waren, war es sinnvoll, einen Wächter einzusetzen, damit ein paar Wenige sich Gedanken darüber machen konnten, wie der Hunger generell bekämpft werden kann. Dieser Vorgang verselbständigte sich: Diejenigen, die nun keinen Hunger mehr hatten, benutzten ihre Mitmenschen in erster Linie dazu, dass es nur ihnen selbst besser ging. Also brauchten sie mehr Wächter und Kontrolleure der Wächter und Berechner ihres Besitzes und Entwickler neuer Apfelsorten und Registerführer, die das Recht wirtschaftlich Ausgesuchter schützten, die neuen Apfelsorten zu nutzen …

Nicht bei allen Vorgängen wirkt das Recht kapitalistischer Marktwirtschaft so unmittelbar menschenfeindlich wie bei Generika. Wenn jemand bestimmte Musik nicht hören kann, stirbt er nicht daran. Wenn aber die relativ hohen Forschungskosten ein „Rechtssystem“ begründen, durch das Medikamente für eine erhebliche Zahl von Menschen Tod bringend unerschwinglich sind, obwohl ihre Produktion selbst relativ billig ist, so ist dieses System nicht nur änderungsbedürftig, der Kommunismus könnte hier im unmittelbaren Sinn Leben retten.

Es gibt inzwischen eine Unzahl von Tätigkeiten, die für das gute Leben der Allgemeinheit so sinnlos sind wie Downloadsperren oder Kopierschutzprogramme. Wir merken es nicht, weil wir uns an sie gewöhnt haben und für sie bezahlt werden. Da sie mitunter sogar sehr gut bezahlt werden, müssen sie ja wohl notwendig sein. Aber sie sind für die Menschheit als Ganzes kontraproduktiv. Immer mehr Arbeiten bewirken nichts Anderes, als dass ein Ergebnis nur einigen Wenigen zufällt - obwohl sinnvollerweise die, die solche Arbeiten ausführen, in dieser Zeit neue Produkte zum Befriedigen von Bedürfnissen herstellen könnten. Das ist so lange noch kein Grund für Kommunismus, solange sich beim Wegfall aller Kontrolleure und Wächter nur insgesamt der Mangel verbreitete - wenn auch vielleicht etwas gemildert. Sprich: Solange jemand hungern MÜSSTE, könnte es keinen Kommunismus geben. Also stellt sich die Frage, an welcher Stelle der Entwicklung der potentielle Reichtum einer menschlichen Gesamtgesellschaft ausreichend groß wäre. Eben das wollte ich dir sagen: Wahrscheinlich hätten wir längst abspringen können vom Zug.

Allen Fortschrittsskeptikern zum Trotz gibt es darauf eine Antwort: In dem Moment, in dem wir alle menschlichen Grundbedürfnisse ausreichend gut bei jedem Menschen befriedigen können, kann der entfaltete Kommunismus kommen. Andersherum gesehen: Der Anteil an konkreter menschlicher Arbeit zur Beseitigung jeden alltäglichen Hungers muss weltweit klein geworden sein. Hier ist auch noch der Sozialismus als Zwischenentwicklungsstufe technisch nötig. Im Moment gibt es nicht nur zu viele Menschen, die ihre Lebenszeit damit totschlagen, nicht zu hungern und zu dürsten und ein Dach über dem Kopf zu haben – es gibt sogar Menschen, denen nicht einmal das vergönnt ist. Dies muss weltweit zu einem maßgeblichen Teil durch Maschinen, also vergegenständlichte Arbeit, erledigt werden. Wie dies passieren kann, wird von Sachgebiet zu Sachgebiet anders ausfallen. Die Variante Musik hat dabei nur besonders positiven „Mustercharakter“.

Prinzipiell hätte da jeder Mensch irgendwann ein Empfangsgerät angeschafft, das nur noch zu warten und ggf. durch ein tatsächlich verbessertes zu ersetzen wäre. Mit diesem kann er uneingeschränkt alle Musik aus dem Weltnetz herunterladen, die seit der Entwicklung geeigneter Tonträger jemals Menschen mit Vergnügen am Musizieren gemacht haben. Das hindert natürlich niemanden daran, sein Vergnügen in der tatsächlichen Begegnung mit seinem Lieblingsmusiker zu suchen - so, wie es zweifelsfrei ein faszinierendes Erlebnis für die Musiker bleiben wird, live vor Publikum zu spielen.
Auf diesem Gebiet ist für den "Kommunismus" die technische Voraussetzung gegeben.

Bei vielen anderen Vorgängen stellt sich die Problematik heute noch anders dar. Da ist es für den in betriebswirtschaftlicher Beschränkung denkenden einzelnen Unternehmer sogar "billiger", sich gegenseitig niederkonkurrierende Arbeiter einzusetzen als automatisierte Strecken zu schaffen. Die setzten ja auch globale Planung des Absatzes voraus. Und für den betriebswirtschaftlich beschränkten Unternehmer ist es eben "sinnvoller", Waffen für staatliche Abnehmer zu produzieren als echten Massenbedarf befriedigende Großanlagen.

Die Großanlagen sind aber der Eckpfeiler, der neben dem "Handwerksbetrieb" stehen wird (oder, bei anderem Betrachtungswinkel, umgekehrt). Die Fortschrittsgläubigkeit der vergangenen Marxisten hatte nur den Mangel, den Trend zu Mehr und Größer mathematisch geradlinig fortschreiben zu wollen. Dass DANEBEN ein ausufernder Bereich von „Kunst“ in weitem Sinne sich entfalten könnte und müsste, wurde nur abstrakt erfasst.
Ich verstehe hierbei unter Kunst nicht die Ausübung einer abschließenden Zahl von "Künsten", sondern alle Tätigkeiten, bei denen man nicht mehr auseinanderhalten kann, was das Entscheidende ist:
Das Vergnügen des Empfängers bei der Befriedigung seines Bedürfnisses,
das Vergnügen des "Künstlers" im und am Schaffensprozess oder
das Vergnügen des "Künstlers" am Wissen, dass und wie sein Produkt einem Anderen Vergnügen bereiten wird. Zusammengenommen eine Art „Kulturrevolution“ ...
Dass das drei voneinander unterscheidbare Dinge sind, können Künstler aller Zeiten und Gattungen bestätigen. Welches am stärksten zurücktritt, wenn jedes "Vergnügen" erst durch die Sieblöcher erhofften "allgemeinen Äquivalents" muss, also wenn nur "Bares" "Wahres" ist, können die meisten heutigen Künstler heute nicht entscheiden. Nur, dass "man" von Kunst schlecht leben kann.
Auch das ist mit dadurch begründet, dass das eigentliche Bedürfnis bereits technisch zu befriedigen ist: Jeder kultivierte Bürger Europas kann sich Bilder jeden Malers in ihrer Farb-Schönheit an die Wand hängen, um sie geschmackvoll zu schmücken. Das Prädikat der "Echtheit" ist ein dafür nicht erforderlicher Sonderfall.

Die kommunistische Arbeitswelt wird sich demnach wohl zwischen drei Extremen bewegen:
Das eine Extrem habe ich mit der Musikproduktion angedeutet. Der Anteil an „lebendiger Arbeit“, der im fertigen „Produkt“ erkennbar ist, schrumpft immer weiter auf Werte nahe Null. Sehr nahe Null kommt man zum Beispiel durch Automaten / Roboter, die selbst Automaten / Roboter herstellen. Die aktuelle Arbeit wird dort durch früher vergegenständlichte verrichtet. Man muss da sehen, dass der Bau solcher Roboter bauenden Roboter eine Investition in die Zukunft bedeutet. Ein paar Menschen, die daran arbeiten, werden aber immer nötig bleiben.

Das zweite Extrem ist die Gegenseite, die „Kunst“. Hier wird in erster Linie produziert, weil die „Produktion“ den „Produzierenden“ (und einigen Anderen) einfach Spaß macht. Im Großen und Ganzen ist das eigentliche Bedürfnis auch technisch lösbar: Jeder könnte sich eine Kopie der Mona Lisa ins Wohnzimmer hängen. Der Kunst-Charakter der „Arbeit“ bedeutet, dass Arbeitsaufgaben die Arbeitenden voll vereinnahmen. Marx nannte das Arbeit als „erstes Lebensbedürfnis“. Ich konkretisiere das zur „Freude am Schaffensprozess und am Produkt“ für den Schaffenden. In diese Kategorie fällt auch ein echter Kleingarten. Für die Bekämpfung von Hunger darf weltweit im Kommunismus Kleinfeld-Wirtschaft nicht mehr nötig sein – aber für eine hohe Qualität und Diversifizierung des Angebots. Also jeder muss ohne Handarbeit satt werden, aber mit Handarbeit wird man angenehmer satt. Also auch „Handwerk“ gehörte dazu. Was dabei entsteht, ist nicht „überlebenswichtig“ für die Menschheit, hebt aber die Lebensqualität allgemein an und macht eben Freude.

Das dritte Extrem sind die direkten Arbeiten am Menschen. Die werden den weitaus größten Anteil aller Weltarbeitszeit ausmachen. Wobei sich auch heute anders geartete Tätigkeiten unter kommunistischen Vorzeichen in solche Arbeiten verwandeln werden. Ich halte den heute schon gebrauchten Ausdruck "Care"-(also Sorge-)Arbeit für zu kurz greifend. Natürlich gibt es Überschneidungen und Verschiebungen zwischen den Extremen. So ist damit zu rechnen, dass die unmittelbare Chirurgie immer mehr rein technische Vorgänge umfassen wird, also dass mehr Operationen durch Roboter übernommen werden (ganz oder teilweise). Das ändert aber nichts daran, dass alle medizinischen Berufe direkte Fürsorge-Arbeiten bleiben beziehungsweise wieder sein dürfen. Mitmenschliche Fürsorge im weitesten Sinn unterscheidet sich also von den anderen Arbeiten dadurch, dass ihr Wesen in der unmittelbaren Kommunikation zwischen Menschen, die ein Bedürfnis haben, und solchen, die es befriedigen, besteht. Ihre Intensivierung steht ihrem Sinn entgegen. Wer zu einem anderen Menschen nett ist, kann nicht dadurch netter sein, dass er schneller nett ist. Insofern können solche Tätigkeiten erst über den Kommunismus aus dem Schattendasein im auf Geldertrag fixierten Leben treten. Für diesen Bereich versagt die marxistische (Mehr-)Werttheorie und es gibt keinen „Doppelcharakter der Waren produzierenden Arbeit“ - es sind also wirklich Tätigkeiten, die ihre ihnen zukommende Wertschätzung erst dann erreichen, wenn es keine „Marktwirtschaft“ mehr gibt.

Insgesamt wäre wohl mit dem heute auf der Welt vorhandenen Arbeitskräftepotential, sofern es sinnvoller eingesetzt würde, bereits eine „kommunistische Welt“ erreichbar. Das schlösse aber ein, dass wir kurzfristig den Charakter der Arbeiten veränderten. Sie müssten bewusster auf ein vernünftiges Ziel, sei es nun die Verbesserung künftiger Arbeitsbedingungen oder die „Menschlichkeit“ der konkreten Aufgabe ausgerichtet werden. Damit stiege tendenziell das Vergnügen am Arbeiten, insgesamt wäre weniger Arbeit zu leisten und dabei besonders weniger stupide. Das geht nur dadurch, dass sich die Verhältnisse, unter denen gearbeitet wird, radikal ändern. Das Hauptziel der Arbeit, für einen Besitzer Profit zu schaffen, muss und kann durch das Ziel, Bedürfnisse zu befriedigen, ersetzt werden, wenn die Produktionsmittel eben nicht mehr Kapitalisten gehören.