Samstag, 6. August 2011

6.1. Das Kommunismus-Muster Musik und Geist für alle

  1. Abschnitt: Was mir so zu „Kommunismus“ einfällt
6.1. Das Kommunismus-Muster Musik und Geist für alle
Die pathetischen Marx-Worte werden verschiedentlich benutzt. Sie klingen auch so allgemein, dass sie heute noch als „hoffentlich zutreffend“ durchgehen können.
Die Aussage mit den Jägern und Fischern wird meist verschämt verschwiegen – und sei es aus Angst, die Theoretiker des Kommunismus lächerlich zu machen. Das ginge natürlich schon … wenn man dieses Zitat aus dem Zusammenhang reißt. Kein Mensch sich wird heute ernsthaft künftige Kommunisten als Jäger und Fischer vorstellen.
Allerdings ist dieser Ausflug der ansonsten ernsthaften Wissenschaftler in die Sphären der Belletristik unter mehreren Gesichtspunkten interessant.
Da schielt natürlich ein hoher Grad an realer Ahnungslosigkeit durch, welche Kompliziertheit die sachliche Arbeitsteilung im Kommunismus erreicht haben wird. Es ist sozusagen ein Beleg für Marx´und Engels´ Verhaftung in der Zeit, in der sie lebten – und Warnung an uns, dass unser Denken ja in unserer Zeit klebt. Selbst, wenn wir uns vorzustellen versuchen, wie es in der Zukunft aussehen könnte, können wir unsere Fantasie natürlich nur von dem Punkt aus abfliegen lassen, an dem unsere Gesellschaft gerade ist.
Zweitens lässt sich natürlich etwas Unbekanntes nur aus dem Vergleich mit Bekanntem erklären. Man stelle sich vor, es wären Zeitreisen möglich. Nun versuche man eine moderne Wohnung mit Fernseher, Computer, Musikanlage, Handy und Ceranfeld den Denkern Marx und Engels im Jahre 1844 zu erklären – von „normalen“ Arbeitern, zu denen die Gedanken der Theoretiker ja vordringen sollten, ganz abgesehen! Ich bezweifle, mich ihnen da wirklich verständlich machen zu können.
Drittens steckt natürlich ein rationaler Kern in dem niedlichen Bild: Dass wir heute froh sind, in dem Bereich arbeiten zu dürfen, den wir gelernt haben, hat doch zweierlei Gründe. Der eine, klar, liegt in der Sache selbst. Die Masse an Wissen, um ein Computersystem zu programmieren, ist etwas größer als das Knowhow für den Fang eines Fisches. (Obwohl man auch die spezifischen Kenntnisse der Vergangenheit nicht niedrig schätzen sollte.) Es wäre also eine Verschwendung, sich erst eine solche Masse an geistiger Potenz anzueignen, und sie dann nicht einzusetzen. Daneben sind wir aber durch unsere Einbindung in den „gesellschaftlichen Reproduktionsprozess“ gezwungen, unser Geld mit dem zu verdienen, von dem wir beweisen können, dass wir es gelernt haben. (Wenn wir nicht zur herrschenden Klasse der Eigentümer gehören, für die das aber in einem bestimmten Grad auch zutrifft.) Allerdings verkümmern wir so auch: Wie vielen „Buchhaltern“ merkt man irgendwie an, dass sie Buchhalter sind … Natürlich ist das mit morgens, nachmittags und abends etwas unglücklich formuliert und man erkennt den Wunsch als Vater des Gedanken. In einer Welt der totalen Disziplinierung jedes Einzelnen zur Ausfüllung einer festen Rolle brach hier der Wunsch nach anarchischer Freiheit durch.

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