Mittwoch, 17. August 2011

6.2. Nicht alle Arbeit ist Kunst – manche muss sein

Man stelle sich ihre technische Grundlage vor:
In einem weltweit unbeschränkt vernetzten Datensystem sind alle nicht abgesicherten Arbeitsaufgaben öffentlich ausgeschrieben. Da es keine privaten Beschränkungen gibt, kann lückenlos jede Aufgabe in EINEM System erfasst werden. Ein Großteil wird zwar mittelfristig vorgeplant. Diese Planung wird aber nicht starr aufrecht erhalten werden. Es muss also immer mit punktuellen Lücken gerechnet werden. Nun kann man entscheiden, wie die konkrete Lücke zu schließen ist. Das Prinzip FSJ hieße hier also, dass sich die freiwillig zu Verpflichtenden im Windhundverfahren das für sie „Angemessenste“ heraussuchen. Das Wehrdienstprinzip dagegen wäre absolut lückenlos und schlösse für den Dienstzeitraum die Verweigerung einer Tätigkeit ohne schwer wiegenden Grund aus.
Das Prinzip FSJ hätte natürlich eine größere Attraktivität und wäre sozusagen die vorletzte Möglichkeit. Denn auch im Kommunismus wird es „Modeberufe“ geben, bei denen Ablehnungen von Interessenten unvermeidlich sind. Die bewiesene Bereitschaft, gesellschaftlich Notwendiges über die eigene Individualität zu stellen, wäre ein sinnvolles Auswahlkriterium unter vielen anderen – und das auch, obwohl sich die Kandidaten sich ihre gesellschaftliche Notwendigkeit hatten selbst aussuchen können. Andererseits … wenn man weiß, dass ein solches freiwilliges Pflichtjahr Voraussetzung für nachfolgende Freiheiten ist, regt das Aktivitäten an, sich unter potentiell unangenehmem das persönlich Angenehmste herauszusuchen.
In Runde 1 wird also jede „freie Stelle“ (welt)offen ausgeschrieben – unabhängig davon, ob es sich um eine „freie Stelle“ in Sinne heutiger Berufstätigkeit handelt, oder ob es um eine zu lösende „Aufgabe“, ein fertigzustellendes Projekt geht. Welche Auswahlkriterien es zur Besetzung geben wird und ob überhaupt, wird von Aufgabe zu Aufgabe verschieden sein. Man denke sich alle Grenzen weg außer der unterschiedlichen fachlichen Kompetenz. Da es unter entwickelten kommunistischen Bedingungen auch keine Sprachbarrieren geben wird, kann also auch weltweit nach geeigneten Fachkräften gesucht werden – mit größerer Wahrscheinlichkeit, welche zu finden.
Sollte etwas auf diese Weise nicht gleich gelöst werden, so kann es durch Runde 2 überbrückt werden – und zwar kurzfristig. Die FSJ-Windhunde wissen um ihren „Springer-Charakter, dass sie u.U. nur eine vorübergehende Verantwortung übernehmen. Mit anderen Worten: Die Aufgabe als solche bleibt ausgeschrieben für Bestqualifizierte und Interessierte – was natürlich den „Zwangsfreiwilligen“ kein Hinderungsgrund ist, sich eventuell dauerhaft um ihren Platz zu bemühen.
Sollte wider Erwarten auch nach dieser Runde immer noch eine Aufgabe unerledigt bleiben, bliebe Runde 3, das (wie militärisch durchzusetzende) Pflichtjahr.
Es widerspricht kommunistischer Logik, alle Menschen „zu ihrem Glück zwingen“ zu wollen. Es würde also niemand als „asozial“ verfolgt, wenn er zeitlebens im Wesentlichen keiner geregelten Arbeit nachginge. Solcherart Zwang führt im Allgemeinen zu einer allgemeinen Senkung der Arbeitseinstellung, da Widerwillen stark ansteckend wirken kann. Es widerspricht aber kommunistischer Logik ebenfalls, wenn Notwendiges einfach liegen bliebe. So klein dieser Sektor auch sein mag, er erfordert ein Sicherungsnetz für die Gemeinschaft. Auf keinen Fall möchte ich hier für eine wie auch immer umschriebene Arbeitspflicht auftreten. Aber es geht ja kommunistisch um die Vielfalt der Möglichkeiten. Und eine der Möglichkeiten sollte der Gemeinschaft erlauben, potentiellen „Bedrohungen“ zu begegnen.
Es ist also sinnvoll, die Möglichkeit einer „Einberufung“ zur Spezialarbeit (für ein paar Monate) ebenso zu fixieren wie die Verurteilung zur Resozialisisierungstätigkeit (als Ersatz für einen „Strafvollzug“).

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