Insofern verselbständigt sich auch die Kommunikation als solche. Sich frei mit anderen Menschen auszutauschen ist wieder normaler Bestandteil des Lebens – weil es keinen gesellschaftlichen Beschränkungen unterliegt. Die Normalität ist nur insoweit eine besondere, da ja jede Kommunikation im Gegensatz zu den vorkapitalistischen „Gemeinschaften“ keine natürlich erzwungene ist. Der Urmensch brauchte seine Gruppe zum Überleben. Die Gruppenmitglieder hingen aneinander und mussten daraus das Beste machen. Der Bauer im Feudalismus war an seine Scholle „gefesselt“ und musste ein Verhältnis zu seinen Nachbarn schaffen. Der Mensch im Kommunismus kann zu jedem Mitmenschen bewusst seinen Weg suchen … oder es bleiben lassen: sich in eine Internet-Gemeinde einfinden, jemanden ansprechen, jemanden besuchen, jemanden auf Veranstaltungen treffen … oder eben bei eine Arbeit, die beide von vornherein interessant finden – sonst hätten sie sie ja nicht gewählt. (Er kann der Masse seiner Mitmenschen aber eben auch bewusst aus dem Weg gehen.)
Und eines dürfen wir nicht vergessen: Jedem Menschen steht frei, Dinge zu tun, die wir heute „direkte Demokratie leben“ nennen würden. Die Zahl der Foren, in denen Fragen des „gesellschaftlichen Zusammenlebens“ diskutiert und letztlich aber auch entschieden werden, Projekte, die „Investitionen kosten“, Entscheidungen, die von Bedeutung nicht nur für Wenige sind, wird sehr groß sein. Im Prinzip kann ja jeder ein solches Forum gründen oder sich einem anschließen. Es wird nur der organisatorischen Sicherheit wegen einen Rat der Schlichter und Sprecher geben. Weltweit, regional und fachbereichsbezogen.
Ein Bereich ist seltsamerweise noch nicht angesprochen: die Fortpflanzung. (Nur) Unter dieser Bezeichnung hat sie gesellschaftliche Bedeutung. Noch mehr als in den anderen Lebensbereichen überlagert sich das mit zutiefst Persönlichem. Als gesellschaftliche Frage muss gemeinschaftlich geklärt werden, wie Wirrköpfen der heutigen Art „Deutschland schafft sich ab“ der sachliche Boden entzogen wird. Die neue Frage hieße in etwa „Was ist Menschheit für die nächsten Jahrhunderte?“ Das könnte das größte „Forum“ überhaupt sein. Der makabre Zyklus der Vergangenheiten wird vom Prinzip verschwunden sein: Bisher war Bevölkerungswachstum in Erwartung kommender „Katastrophen“ (und seien sie als „Krieg“ menschengemacht) ein anzustrebendes Ziel, um die Bevölkerung überleben zu lassen. Die Bevölkerungszahl wuchs mit den verbesserten Überlebensbedingungen. Die Entscheidung für oder gegen Kinder wird auch heute noch durch Existenzängste beeinflusst. Die Pille bedeutet erst einmal die technische Möglichkeit, bewusst zu planen und entscheiden. Wie wenig „frei“ bisher trotzdem entschieden werden kann, belegen heute „Planungen“ in China und Indien. Entweder erzwingt administrativer Druck einer planenden Führungsgruppe die für die Entwicklung künftiger „Harmonie“ als notwendig angesehene Ein-Kind-Ehe oder materielle Traditionen, Existenzangst bewirkt Massenabtreibungen von Mädchen.
Doch auch für den Kommunismus ist die Frage legitim, wie viele Menschen „vernünftigerweise“ auf der Erde leben sollten, also ob nicht 100 Milliarden für die Umwelt Erde eine Katastrophe wären – selbst, wenn (!) die Versorgung solcher Massen gesichert werden könnte.
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