Freitag, 9. September 2011

6.5. Bedürfnisbefriedigungsanstalt Kommunismus

Der Mietkostendruck ist z. B. genauso weggefallen wie wirtschaftliche Abhängigkeiten verschiedenster Art innerhalb konventioneller Ehen. Warum sollten kommunistisch lebende Menschen nicht als Totalindividualisten leben, vor allem aber wohnen? Also jeder Einzelne hat einerseits einen kleinen Bereich allein für sich, der sich andererseits leicht verbinden lässt mit unterschiedlich ausgerichteten „Gemeinschaftsräumen“ unterschiedlicher Sympathie- und Zweckgemeinschaften? Das wäre eine Komplexlösung für große Wohnobjekte.
Letztlich muss man ja alles neu denken: Wie viele Einfamilienhäuser mit großen Gärten es gibt, regelt heutzutage „der Markt“. Nun wäre es eine grausige Zukunftsvision, wenn das von Marx beschworene Verschwinden des Unterschieds von Stadt und Land so aussähe, dass die bewohnbaren Teile der Erde von einer einförmigen ewigen Stadt inmitten von „Futtermittelwerken“ bestünde. Und diese Stadt bestünde wiederum aus lauter Einfamilienhäusern. Jedem sein kleines Glück. Es wäre schon heute ernüchternd, auszurechnen, wie viel „Lebensraum“ jedem einzelnen heutigen Menschen so zustünde.
Die Wohnverhältnisse spiegeln aber nur die Lebensverhältnisse wider. Die aber können die kommunistischen Menschen bewusst gestalten. Weggefallen ist jener Büro- und Arbeitsstress, der das Abtauchen in Schrebergartenidylle wünschenswert erscheinen lässt. Man kann auch mehr ausprobieren. Warum keine Gemeinschaft einer Wohnblocketage? Es ist ja vieles leichter, wenn es nur noch darum geht, wer welchen geliehenen Gegenstand vergessen hat zurückzugeben, aber nicht mehr etwas gestohlen werden kann. Man kann also den Nachbarn eher trauen. Es bedarf nur der Anstöße zusammenzukommen. Facebook ähnliche Gruppen ohne Hintergedanken und mit der Aussicht auf mehr. Aber eben ohne Druck, sich aus einem anderen Grund für eine Variante zu entscheiden außer seine individuelle Variante zu suchen bzw. gefunden zu haben.
Umzüge werden nur noch ein Problem, weil es organisatorisch Mühe bereiten kann. Aber dafür muss man nicht unbedingt mit allem möglichen Hausrat umziehen – man nimmt nur mit, was einem persönlich besonders wichtig ist.
Auch hier gibt es eine klare Trennung: Jeder hat überall das, was zweckmäßig ist. Er machte sich in der großen Gemeinschaft „unmöglich“, wenn er nicht sorgsam damit umginge.
Wir kreisen immer wieder um bestimmte Grundpfeiler des Zusammenlebens. Da die Menge der verselbständigten Sanktionen klein ist, verbindet sich das riesige Maß an individueller Freiheit mit gesellschaftlicher Offenheit. Es ist (wieder) selbstverständlich, dass man weiß, was bei den Anderen los ist. Nur so kann ja Verhalten missbilligt werden, das das Gemeinschaftsleben schädigt. Weil man viel miteinander zu tun hat, wird zur harten Strafe, wenn man mit jemandem nichts zu tun haben will ... 

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