Sonntag, 16. Oktober 2011

Welche Bereiche machen denn kommunistisches Leben für den Einzelmenschen aus? (1)


Über das Große lässt sich leicht philosophieren. Kommunismus als Gesellschaft ohne Staatsgewalt, Gemeinschaft der Gleichen, die nach ihren Möglichkeiten für das Wohlbefinden der Allgemeinheit beitragen und dafür nach ihren entwickelten Bedürfnissen sich am Reichtum aller beteiligen. So zum Beispiel. Wenn es darum geht, die „Gleichheit“ zu verstehen als Anerkennung der totalen persönlichen Unterschiedlichkeit, die so weit geht, dass man sich im Sinne eines sozialen Höher oder Niedriger überhaupt nicht vergleichen kann, wird es schon schwieriger. Aber was muss dann praktisch funktionieren?
Eine schrumpfende Bedeutung, wenn auch keine, die nie auf Null sinkt, ist die Arbeit in der materiellen Produktion. Tendenziell wird die erforderliche Gesamtzeit gesenkt und weiter erforderliche Tätigkeiten werden fortwährend neu der Technik (Robotern) übergeben.
Relativ geringfügig zunehmen werden spielerische Kreativarbeiten, also solche, die entweder den Produktionsprozess weiter optimieren, aber mehr noch solche, die Lösungen anstreben, wie welche menschlichen Bedürfnisse besser befriedigt werden können.
Arbeitsaufgaben im „Dienstleistungsbereich“ werden erhalten bleiben. Soweit die mit öffentlicher Gewalt verbunden sind, werden sie hier gesondert aufgegriffen.
Der Bereich mit dem größten Umfang an „Arbeit“ wird der der Fürsorge und Kommunikation sein. Das wird dann aber es auch ein Bereich sein mit besonders fließendem Übergang zum „Privatleben“. So ist zwar die Kinder- und Jugendbetreuung noch mit einem relativ großen Anteil an starr strukturierten Schulelementen durchsetzt. Also in der „Schule“ wird es sicher viele Situationen geben, die uns heute bei „Schule“ einfallen. Allerdings steht „Unterrichts“-Elementen ein größerer Teil „Persönlichkeitscoaching“ zur Seite. Ein Konzept allseitig entwickelter Persönlichkeiten ist mit Schulklassen, die von einem Fachunterricht zum nächsten strömen, nicht zu bewältigen. Da müssen „Eltern“ her, die sich fast lückenlos in der Begleitung und Anleitung der Heranreifenden gegenseitig ergänzen und ablösen. Selbst unterstellt, die Schülerzahl weltweit wäre kleiner als heute, wird die Zahl derer, die hier Anteile einbringen, deutlich zunehmen. Zum fließenden Übergang zwischen „professionellem“ und „eher privatem“ Coachen werden auch mehr Formen der Eltern-, Großeltern- und Gruppenleiter-Anleitung gehören.
Vielleicht nicht ganz so verschwommen wird der Bereich medizinischer Versorgung und Betreuung sein. Klar: An dessen erster Stelle stehen professionelle Tätigkeiten. Sie sind uneingeschränkt darauf gerichtet, jeder Persönlichkeit die „Gesundheit“ zur Selbstentfaltung zu erhalten. Krankheiten sind dabei zweifrontig anzugehen: einmal als technischer Vorgang. Einem gebrochenen Arm ist nicht mit Zureden geholfen, bestimmte Viren im Wesentlichen auch nicht. Sie wirken als Schadprogramme im Körper, denen der innerhalb der verfügbaren Lebenszeit nicht aus eigene Kraft Herr werden kann. Dafür werden Krankenhäuser und ambulante Betreuungszentren sogar noch ausgebaut werden müssen, wo die körperliche Anwesenheit von Fachpersonal Erfolgsbedingung ist. (Vom Grundbild werden also Ärzte und Pfleger(innen) sich am wenigsten von den heutigen unterscheiden – nur ihre technischen Möglichkeiten extrem verbessert sein.) Flankiert wird diese technische Seite durch eine, für die es heute keinen ausreichend genauen Namen gibt. Am nächsten käme sie vielleicht dem Bilder der Gemeindeschwester bzw. ambulanter Betreuung. Hauptunterschied zu Bekanntem ist der verfügbare Zeitfonds. Der fließende Übergang zum „privaten Schwätzchen“ muss eingeplant sein. Diese Sozialbetreuer haben sozusagen die Verantwortung für das allgemeine Wohlbefinden eines angemessenen Kreises von bedingt Bedürftigen – was also heißt, dass es nicht nur „Berufstätige“ sein werden, sondern auch „Hobby-Partnerschaften“ / Patenschaften u.ä. Solche fließenden Übergänge sind ja alle deshalb kein Problem, weil niemand eine (scheinbar) private Fürsorgeleistung zu Lasten eines bezahlten Jobs erbringt, sondern alle formal gleichwertig sind.

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