Für Kommunisten unter sich sollte stärker die andere Seite eine Rolle spielen. Also das nicht Notwendige, das nicht Wesentliche. Ein solches Herangehen ist insofern wichtig, weil diese Elemente von „Stalinismus“ bei einem künftigen Weg zum Kommunismus vermieden werden können und müssen. Wie aber sollten wir das, wenn wir alle geistige Kraft für die Verteidigung vergangener Notwendigkeiten verausgabt haben?
Gemeint sind zwei böse Seiten einer Medaille: Auf der einen Seite steht das persönliche Machtstreben auch jener Menschen, die sich „Kommunist“ nennen. Eben weil auch Kommunisten „nur“ Menschen sind, sind sie nicht vor dem Gedanken gefeit, das, was sie denken, für das Richtige zu halten, das, was sie für „Kommunismus“ halten, mit dem Kommunismus zu identifizieren … und demzufolge alle von ihren persönlichen abweichenden Positionen für „feindliche“ zu halten. Als Mensch können sie also ihr persönliches Machtstreben mit der Durchsetzung der neuen Gesellschaft verwechseln und die Beseitigung eines persönlichen Kontrahenten für Klassenkampf halten, bei dem sie selbst selbstverständlich immer auf der richtigen Seite stehen. (Sie können damit gelegentlich sogar Recht haben ...)
Im entfalteten Kommunismus wird diese Übereinstimmung von persönlichem Streben und gesellschaftlicher Notwendigkeit tendenziell immer wahrscheinlicher – im Ausgang aus dem entfalteten Kapitalismus ist es in erster Linie aus den bestehenden Verhältnissen erwachsener gewöhnlicher Egozentrismus.
Hier stößt „Stalinismus“ auf den Kampfbegriff „Leninismus“. Die diesen Begriff verwenden, verengen den Namensgeber meist in fürchterlichster Weise. Während der reale W.I. Lenin das gesamte System des „Marxismus“ auf die Verhältnisse des 20. Jahrhundert zu aktualisieren und in praktische Einzelschritte zu zerlegen versuchte, wird hier der Begriff häufig auf eine Entwicklungsphase Lenins verengt: Seine unter brutalster zaristischer Verfolgung entwickelten Überlegungen zu einer erfolgreichen „Partei neuen Typs“. Wer undialektisch an diese Überlegungen herangeht, vernachlässigt die Notwendigkeit, bei schlimmster Verfolgung zu sofort umsetzbaren Beschlüssen kommen zu müssen. Im Prinzip enthält auch „Was tun?“ alle Gedanken zur „Basisdemokratie“ - allerdings unter harten Kampfbedingungen. Es ist einfach unfair, den Willensaufbau von unten nach oben in der Partei der Beschlussdurchsetzung von oben nach unten entgegenzustellen und Letzteres Leninismus zu nennen.
Aber es gibt eben Vereinfachungen: Der oberste „Entscheider“ entdeckt als charakterlich ungefestigter Mensch den Rausch der Macht … und kann ihn missbrauchen.
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