Montag, 18. Juli 2011

3. Abschnitt: Einmal Toast zum Frühstück oder Nonsens zwischendurch (2. Fortsetzung)

2. Fortsetzung
Wochen vergingen. Ich lebte das Leben eines Heimarbeiters, fern von lästiger Nähe ungeliebter Menschen. Aber auch der einsamste Mensch muss gelegentlich etwas für seinen Selbsterhalt tun. Einkaufen gehen zum Beispiel. Ich hatte gerade einige Briefe geschrieben, und weil der Briefkasten mehrere hundert Meter weit entfernt war, nahm ich noch ein paar Beutel mit um einzukaufen. Ich rechnete nicht damit, ein bekanntes Gesicht zu sehen, und schlenderte selbstvergessen durch die Regale. So wurde ich regelrecht aus dem Halbschlaf gerissen, als jemand kurz vor der leeren Kasse meinen Einkaufwagen rammte. Der Mann wollte sicher auch gerade „Könn´se nich aufpassen“ brüllen, da erkannten wir uns. Herr Krause aus der vierten Etage! Und schon hatte ich „Geh´n Sie schon!“ gesagt und ihn ans Band geschoben. Sonst bin ich ja nicht freundlich, wenn ich unaufmerksam bin. Diesmal aber … Aber die Krönung folgte erst. Herr Krause wartete nach dem Einpacken auf mich, lud meinen Einkauf in sein Auto und mich auf den Beifahrersitz und begann mir zu erklären, dass wir doch in einer verdammt unmenschlichen Gesellschaft lebten, wo jeder nur an sich selbst denke, und das könne nur dadurch verändert werden, dass keinem etwas gehört, womit er Profit erzielen könnte und dann auch würde. Es müsse eine neue Revolution her. Die sei reif und wenn wir endlich Kommunismus hätten …
An der Stelle musste er sich um die Schranke zur Parktasche vor unserem Wohnblock kümmern. Wir trennten uns, und Herr Krause ließ mich mit Einkauf, Revolution und Kommunismus im Treppenhaus zurück. Zu DDR-Zeiten war ich zwar nie einem begegnet, aber Fernsehen und Presse hatten mir inzwischen klar gemacht, dass man damals an jeder Wohnungstür mit einem sogenannten Inoffiziellen Mitarbeiter der „Stasi“ hatte rechnen müssen, der einen zu staatsfeindlichen Äußerungen bewegen wollte, damit er etwas nach oben zu melden hatte. War ich jetzt erstmals einem solchen Exemplar begegnet – nur eben im Dienste der anderen Seite?
Ich entschied mich für Kopfschütteln. Bloß nicht jedes Wort überbewerten…

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