6. Fortsetzung
Der Frühling kam. Lilja und Jörg waren wirklich ganz nette Typen. Gelegentlich besuchten wir uns „auf´n Sprung“ und quatschten über das, was uns so auf dem Herzen lag. Lilja war Verkäuferin bei Schlecker. Ganz erbost hatte sie mir erzählt, sie habe eine Abmahnung erhalten, weil sie sich anstatt an der Kasse zu kassieren lautstark über Vor- und Nachteile verschiedener Gesellschaftssysteme ausgelassen hatte – eben, dass sie unter kommunistischen Bedingungen nur wirklich wichtige Sachen machen brauchte, nicht immer den Leuten ihre letzten Cents abnehmen, und kuschen müsste sie da auch nicht, um einen Minianteil am Erlös der Verkäufe als Bezahlung zu bekommen. Seitdem schaue sie immer genau, wer ihre Meinung mitbekäme, aber nehmen ließe sie sich die trotzdem nicht. Sie habe inzwischen verstanden, was gut für sie sei.
Da ich mir sicher war, sie nicht an Rücken oder Schulter berührt, ja auch nicht mit der linken Hand anderswo angefasst zu haben, konnte das nur das Werk des infizierten Jörg gewesen sein.
Ich wollte mich weder darauf verlassen, dass die beiden in Kumpel- oder Fremdgehergruppen gerieten, um meinen Virus weiter zu verbreiten, noch versprach ich mir allzu viel von Lijas Kassiererinnen-Agitation. Wenn mir nicht bald etwas einfiele, wäre meine Infektionskette am Ende, bevor sie richtig angefangen hatte …
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