Wie „realistisch“ ist eine Formel
„Jedem nach seinen Bedürfnissen“?
Ich gehe an die Sache heran wie der
Indianer, der sagte, Mensch kann nicht besitzen ein Stück von Mutter
Erde, und der trotzdem, nein, gerade deshalb schonend mit all dem
umgegangen ist, was diese Mutter Erde ihm gewährte.
Dass ich die Frage aufwerfen muss –
auch linke Kritik zwingt mich dazu – liegt eben an unserem Denken,
das von aktuellen Verhältnissen, also unserem Verständnis ausgeht.
Noch einmal: Nach kommunistischen Prinzipien zusammenzuleben, setzt
Bedingungen voraus, die wir zuvor schaffen müssen - solche, die uns
teilweise noch seltsam vorkommen, und solche, die heute einige
Menschen bereits angedacht haben.
Wir müssen beim Grundproblem beginnen,
was „Bedürfnisse“ sind und wie sie entstehen. Unterscheiden
sollten wir „elementare Bedürfnisse“ und solche
„gesellschaftlicher Natur“. Elementare Bedürfnisse sind von der
Natur vorgegeben. Wenn der Körper Energie braucht, dann „produziert“
er Hunger, wenn Flüssigkeit erforderlich ist, Durst; „irgendetwas“
muss gegen das Frieren gemacht werden, die Fortpflanzung der
Menschheit ist mit sexuellen Reizen verbunden, ohne dass ein einziger
Sexualpartner auf der ganzen Welt dabei an die „Fortpflanzung der
Menschheit“ denkt.
Alle anderen Bedürfnisse sind
„gesellschaftliche“ - selbst solche, die sich auf die Qualität
der Befriedigung der elementaren beziehen. Dem Hunger ist es egal, ob
er durch Fleisch eines toten Rehs, Kartoffeln, Reis … oder Kaviar
gestillt wird. Es gibt natürlich Übergänge. Für eine
„Rundumentwicklung“ wäre es das Beste, sich abwechslungsreich zu
ernähren und regelmäßig auf bestimmte Inhaltsstoffe zu achten. Die
elementarer Bedürfnisse müssen für den Kommunismus weltweit auf
relativ hohem Niveau befriedigt werden können. Es darf im weitesten
Sinne niemand „hungern und frieren“ – und zwar bedingungslos
kein Mensch. Es gibt seriöse Untersuchungen, dass dies bereits heute
technisch machbar ist. Wenn ein gebildeter Europäer von
„Bedürfnissen“ spricht, denkt er aber meist nicht an die
elementaren. Er geht bereits davon aus, dass die befriedigt sind,
weil er es im Gegensatz zu Bewohnern der „dritten Welt“ nicht
anders kennt.
Schwieriger ist es mit den
gesellschaftlich beeinflussten Bedürfnissen. Dort wirken
Mechanismen, die wir uns heute schwer wegdenken können, um den
Kommunismus zu verstehen, aber zumindest teilweise wegdenken müssen.
Den wichtigsten dabei nenne ich vereinfachend „Neid“. ...
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