Es wird wohl im „Kommunismus“ nicht
viele Untaten geben, mit denen man sich die moralische Ächtung
seiner Mitmenschen als schwerste gesellschaftliche Strafe „verdient“.
Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass „Verschwendung von
gemeinschaftlich Geschaffenem“ dazugehört. Wenn jemand versuchte,
ein eigenes „Schloss“ mit Park (bildhaft gesprochen) allein zu
nutzen (oder Ähnliches) würde dies sofort bemerkt, der
Zusatzreserve-Privatwagen auch. Aber bei kleinen Dingen? Hier muss ja
gleichfalls eine allgemeine Ausgewogenheit entstehen ohne
Denunziantentum. Nicht dass der Eine dem Anderen seine private
Sammlung verübelt. Die ist ja Zeichen der Individualität des
Sammlers und ist sogar erwünscht, wenn andere Interessierte auch
etwas davon haben, sie also gezeigt wird. Aber beispielsweise, wenn
jemand so viel Milch oder Obst privat „hortet“, dass laufend ein
Teil davon ungenutzt, weil inzwischen verdorben, weggeworfen würde,
geht das auch den Nachbarn etwas an. Dazu kommt, dass niemand
wirtschaftlich genötigt ist, abgetragene oder ausgesonderte Sachen
anzuziehen. Es gibt ja Menschen, die ihre Sachen „abtragen“, aber
das ist doch nicht der Regelfall. In der Masse könnte dies zu einer
beträchtlichen Menge zusätzlich zu Produzierendem führen. Es gibt
ja auch keine Erzeugnisse mehr, die deshalb „billig“ sind, weil
die, die sie hergestellt haben, schlecht bezahlt, also als wenig wert
eingestuft wurden.
Wir sollten den Haupttrend, die
Hervorhebung der Individualität nicht vergessen. Im Wesentlichen
wird es also normal sein, dass die meisten Menschen Sachen tragen,
die zu ihnen (ihrer Meinung nach) besonders gut passen und nicht
bestimmter Trendmerkmale wegen. Das heißt nicht, dass es keine Mode
mehr gäbe – aber da die Zahl der Mode-“Schöpfer“ größer
wird, nimmt die Zahl derer, die ihnen folgen, genauso ab, wie die
Zeit zunimmt, in der „man“ einem Einzeltrend folgt. Es gibt also
wesentlich weniger Druck, im Trend „modisch“ zu sein. Das, was
die individuelle Note betont, tut dies auch im Folgejahr. Der Effekt,
sich ein neues Stück „geleistet“ zu haben, tritt zurück hinter
der Frage, ob die bisherigen weiter passen bzw. dass man kein
Verschwender sein möchte.
Die Ess- beziehungsweise
Speisekammergewohnheiten werden bewusster aus individueller
Selbstdisziplin erwachsen. Hier sollte man nicht vergessen, wie
gesellschaftliche Gegebenheiten Gewohnheiten beeinflussen: Ein Teil
des „Hortens“ heute beruht ja auf der Annahme, ein Sonderangebot
/ „Schnäppchen“ erwischt zu haben (erwischen zu müssen) oder
etwas billiger zu bekommen, wenn man mehr davon nimmt usw. Dies fällt
weg. Die Kombination eines unbeschränkten „Internets“ mit
rechnergestützter Planung von Produktion und Verteilung gleicht im
Normalfall jeden Mangel relativ kurzfristig aus. ...
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